Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Maaßstab.
Maaßstab gebracht werden soll, gleichartig seyn muß,
wenigstens in derjenigen Absicht, in welcher man es
ausmißt, und wozu der Maaßstab dienet, (§. 717.).
Kann man aber die einzeln Ganzen als Einheiten anse-
hen, die in solcher Absicht in eine Classe gehören, so kann
sich auch die dabey vorkommende Rechnung weiter
als auf das Numeriren erstrecken. Das allgemeinste
Beyspiel hievon giebt uns die Berechnung der Wahr-
scheinlichkeit, als bey welcher die Abzählung der zu
jeder Classe gehörenden Fälle (§. 152. seqq. Phäno-
menol.), und so auch der zu einem Begriffe gehören-
den einfachen Bestimmungen (§. 459.) vorkömmt,
und wobey jeder Fall und jede einfache Bestimmung
als eine Einheit angesehen wird.

§. 767.

Man sieht aus den bisher angeführten Fällen und
Beyspielen, auf wie vielerley Arten man es ange-
griffen, um die Ausmessung nach jeder Verschieden-
heit derselben möglich zu machen, und Maaßstäbe
dabey anbringen zu können. Um nun darüber eini-
ge allgemeinere Betrachtungen zu machen, so bemer-
ken wir erstlich, als etwas für sich offenbares, daß
es zur Ausmessung einer Größe nicht genug ist, daß
man wisse, sie könne stufenweise größer oder kleiner
werden, und daß zwey, drey, vier Grade, zwey,
drey, viermal größer sey als einer. Denn ersteres
zeiget nur an, daß Ausmessung und Maaßstäbe da-
bey möglich sind, das andere aber ist weiter nichts
als einer der ersten Sätze der Arithmetic, welcher die
Grade in der Sache selbst weder angiebt noch kennt-
lich machet. Dieses wird aber eigentlich zu der Aus-
messung erfordert, und setzet zugleich voraus, daß
etwas da seyn müsse, woran und wodurch die

Grade
B b 2

Der Maaßſtab.
Maaßſtab gebracht werden ſoll, gleichartig ſeyn muß,
wenigſtens in derjenigen Abſicht, in welcher man es
ausmißt, und wozu der Maaßſtab dienet, (§. 717.).
Kann man aber die einzeln Ganzen als Einheiten anſe-
hen, die in ſolcher Abſicht in eine Claſſe gehoͤren, ſo kann
ſich auch die dabey vorkommende Rechnung weiter
als auf das Numeriren erſtrecken. Das allgemeinſte
Beyſpiel hievon giebt uns die Berechnung der Wahr-
ſcheinlichkeit, als bey welcher die Abzaͤhlung der zu
jeder Claſſe gehoͤrenden Faͤlle (§. 152. ſeqq. Phaͤno-
menol.), und ſo auch der zu einem Begriffe gehoͤren-
den einfachen Beſtimmungen (§. 459.) vorkoͤmmt,
und wobey jeder Fall und jede einfache Beſtimmung
als eine Einheit angeſehen wird.

§. 767.

Man ſieht aus den bisher angefuͤhrten Faͤllen und
Beyſpielen, auf wie vielerley Arten man es ange-
griffen, um die Ausmeſſung nach jeder Verſchieden-
heit derſelben moͤglich zu machen, und Maaßſtaͤbe
dabey anbringen zu koͤnnen. Um nun daruͤber eini-
ge allgemeinere Betrachtungen zu machen, ſo bemer-
ken wir erſtlich, als etwas fuͤr ſich offenbares, daß
es zur Ausmeſſung einer Groͤße nicht genug iſt, daß
man wiſſe, ſie koͤnne ſtufenweiſe groͤßer oder kleiner
werden, und daß zwey, drey, vier Grade, zwey,
drey, viermal groͤßer ſey als einer. Denn erſteres
zeiget nur an, daß Ausmeſſung und Maaßſtaͤbe da-
bey moͤglich ſind, das andere aber iſt weiter nichts
als einer der erſten Saͤtze der Arithmetic, welcher die
Grade in der Sache ſelbſt weder angiebt noch kennt-
lich machet. Dieſes wird aber eigentlich zu der Aus-
meſſung erfordert, und ſetzet zugleich voraus, daß
etwas da ſeyn muͤſſe, woran und wodurch die

Grade
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0395" n="387"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Maaß&#x017F;tab.</hi></fw><lb/>
Maaß&#x017F;tab gebracht werden &#x017F;oll, gleichartig &#x017F;eyn muß,<lb/>
wenig&#x017F;tens in derjenigen Ab&#x017F;icht, in welcher man es<lb/>
ausmißt, und wozu der Maaß&#x017F;tab dienet, (§. 717.).<lb/>
Kann man aber die einzeln Ganzen als Einheiten an&#x017F;e-<lb/>
hen, die in &#x017F;olcher Ab&#x017F;icht in eine Cla&#x017F;&#x017F;e geho&#x0364;ren, &#x017F;o kann<lb/>
&#x017F;ich auch die dabey vorkommende Rechnung weiter<lb/>
als auf das Numeriren er&#x017F;trecken. Das allgemein&#x017F;te<lb/>
Bey&#x017F;piel hievon giebt uns die Berechnung der Wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlichkeit, als bey welcher die Abza&#x0364;hlung der zu<lb/>
jeder Cla&#x017F;&#x017F;e geho&#x0364;renden Fa&#x0364;lle (§. 152. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> Pha&#x0364;no-<lb/>
menol.), und &#x017F;o auch der zu einem Begriffe geho&#x0364;ren-<lb/>
den einfachen Be&#x017F;timmungen (§. 459.) vorko&#x0364;mmt,<lb/>
und wobey jeder Fall und jede einfache Be&#x017F;timmung<lb/>
als eine Einheit ange&#x017F;ehen wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 767.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;ieht aus den bisher angefu&#x0364;hrten Fa&#x0364;llen und<lb/>
Bey&#x017F;pielen, auf wie vielerley Arten man es ange-<lb/>
griffen, um die Ausme&#x017F;&#x017F;ung nach jeder Ver&#x017F;chieden-<lb/>
heit der&#x017F;elben mo&#x0364;glich zu machen, und Maaß&#x017F;ta&#x0364;be<lb/>
dabey anbringen zu ko&#x0364;nnen. Um nun daru&#x0364;ber eini-<lb/>
ge allgemeinere Betrachtungen zu machen, &#x017F;o bemer-<lb/>
ken wir er&#x017F;tlich, als etwas fu&#x0364;r &#x017F;ich offenbares, daß<lb/>
es zur Ausme&#x017F;&#x017F;ung einer Gro&#x0364;ße nicht genug i&#x017F;t, daß<lb/>
man wi&#x017F;&#x017F;e, &#x017F;ie ko&#x0364;nne &#x017F;tufenwei&#x017F;e gro&#x0364;ßer oder kleiner<lb/>
werden, und daß zwey, drey, vier Grade, zwey,<lb/>
drey, viermal gro&#x0364;ßer &#x017F;ey als einer. Denn er&#x017F;teres<lb/>
zeiget nur an, daß Ausme&#x017F;&#x017F;ung und Maaß&#x017F;ta&#x0364;be da-<lb/>
bey mo&#x0364;glich &#x017F;ind, das andere aber i&#x017F;t weiter nichts<lb/>
als einer der er&#x017F;ten Sa&#x0364;tze der Arithmetic, welcher die<lb/>
Grade in der Sache &#x017F;elb&#x017F;t weder angiebt noch kennt-<lb/>
lich machet. Die&#x017F;es wird aber eigentlich zu der Aus-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;ung erfordert, und &#x017F;etzet zugleich voraus, daß<lb/>
etwas da &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, <hi rendition="#fr">woran</hi> und <hi rendition="#fr">wodurch</hi> die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Grade</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0395] Der Maaßſtab. Maaßſtab gebracht werden ſoll, gleichartig ſeyn muß, wenigſtens in derjenigen Abſicht, in welcher man es ausmißt, und wozu der Maaßſtab dienet, (§. 717.). Kann man aber die einzeln Ganzen als Einheiten anſe- hen, die in ſolcher Abſicht in eine Claſſe gehoͤren, ſo kann ſich auch die dabey vorkommende Rechnung weiter als auf das Numeriren erſtrecken. Das allgemeinſte Beyſpiel hievon giebt uns die Berechnung der Wahr- ſcheinlichkeit, als bey welcher die Abzaͤhlung der zu jeder Claſſe gehoͤrenden Faͤlle (§. 152. ſeqq. Phaͤno- menol.), und ſo auch der zu einem Begriffe gehoͤren- den einfachen Beſtimmungen (§. 459.) vorkoͤmmt, und wobey jeder Fall und jede einfache Beſtimmung als eine Einheit angeſehen wird. §. 767. Man ſieht aus den bisher angefuͤhrten Faͤllen und Beyſpielen, auf wie vielerley Arten man es ange- griffen, um die Ausmeſſung nach jeder Verſchieden- heit derſelben moͤglich zu machen, und Maaßſtaͤbe dabey anbringen zu koͤnnen. Um nun daruͤber eini- ge allgemeinere Betrachtungen zu machen, ſo bemer- ken wir erſtlich, als etwas fuͤr ſich offenbares, daß es zur Ausmeſſung einer Groͤße nicht genug iſt, daß man wiſſe, ſie koͤnne ſtufenweiſe groͤßer oder kleiner werden, und daß zwey, drey, vier Grade, zwey, drey, viermal groͤßer ſey als einer. Denn erſteres zeiget nur an, daß Ausmeſſung und Maaßſtaͤbe da- bey moͤglich ſind, das andere aber iſt weiter nichts als einer der erſten Saͤtze der Arithmetic, welcher die Grade in der Sache ſelbſt weder angiebt noch kennt- lich machet. Dieſes wird aber eigentlich zu der Aus- meſſung erfordert, und ſetzet zugleich voraus, daß etwas da ſeyn muͤſſe, woran und wodurch die Grade B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/395
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/395>, abgerufen am 25.11.2024.