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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXIV. Hauptstück.
drey Dimensionen reden, wenn das Wort in dem erst
gemeldeten engern Verstande genommen werden sollte.
Man sieht aber leicht, daß es hiebey auf das Wort nicht
ankömmt, weil die Sache selbst deutlich angegeben
werden kann. Denn wollte man das Wort Dimension
nach seiner buchstäblichen Bedeutung nehmen, so würde
es nur anzeigen, welche Ausmessungen vorgenommen
werden müssen, und so hätten wir hier nur zwo, näm-
lich die Masse und die Geschwindigkeit, und bey die-
ser wird die Ausmessung nur einmal vorgenommen,
weil das Quadrat derselben, welches man hier ge-
braucht, ohne neue Ausmessung daraus gefunden
werden kann. Wir können aber überhaupt dabey
bleiben, daß eine Größe desto mehrere Dimensionen
habe, je mehr einzele Größen, deren jede für sich
veränderlich ist, mit einander multiplicirt werden
müssen. Und dieses wird die allgemeinste Bedeu-
tung des Wortes seyn. Denn in einem engern Ver-
stande werden die Dignitäten von ein und eben dersel-
ben Größe dadurch verstanden, und in so ferne saget
man, daß sich Größen nicht addiren lassen, es sey denn,
daß sie sowohl in Absicht auf die Sache gleichartig,
als in Absicht auf die Anzahl der Factoren von gleich
vielen Dimensionen seyn. Diese letztere Bedingung
machet die Homogeneität oder Gleichartigkeit absolut.
Diese Vieldeutigkeit des Wortes, die bereits einge-
führet ist, kann man nicht wohl ändern, und die Be-
deutung, die es jedesmal hat, muß demnach entwe-
der angezeiget, oder aus dem Zusammenhange der
Rede geschlossen werden, welches letztere fast immer
leicht ist, wo das Wort als Prädicat vorkömmt.

§. 729.

Hier werden wir nun anfangs das Wort Dimen-
sion in der erst erwähnten allgemeinern Bedeutung

nehmen,

XXIV. Hauptſtuͤck.
drey Dimenſionen reden, wenn das Wort in dem erſt
gemeldeten engern Verſtande genommen werden ſollte.
Man ſieht aber leicht, daß es hiebey auf das Wort nicht
ankoͤmmt, weil die Sache ſelbſt deutlich angegeben
werden kann. Denn wollte man das Wort Dimenſion
nach ſeiner buchſtaͤblichen Bedeutung nehmen, ſo wuͤrde
es nur anzeigen, welche Ausmeſſungen vorgenommen
werden muͤſſen, und ſo haͤtten wir hier nur zwo, naͤm-
lich die Maſſe und die Geſchwindigkeit, und bey die-
ſer wird die Ausmeſſung nur einmal vorgenommen,
weil das Quadrat derſelben, welches man hier ge-
braucht, ohne neue Ausmeſſung daraus gefunden
werden kann. Wir koͤnnen aber uͤberhaupt dabey
bleiben, daß eine Groͤße deſto mehrere Dimenſionen
habe, je mehr einzele Groͤßen, deren jede fuͤr ſich
veraͤnderlich iſt, mit einander multiplicirt werden
muͤſſen. Und dieſes wird die allgemeinſte Bedeu-
tung des Wortes ſeyn. Denn in einem engern Ver-
ſtande werden die Dignitaͤten von ein und eben derſel-
ben Groͤße dadurch verſtanden, und in ſo ferne ſaget
man, daß ſich Groͤßen nicht addiren laſſen, es ſey denn,
daß ſie ſowohl in Abſicht auf die Sache gleichartig,
als in Abſicht auf die Anzahl der Factoren von gleich
vielen Dimenſionen ſeyn. Dieſe letztere Bedingung
machet die Homogeneitaͤt oder Gleichartigkeit abſolut.
Dieſe Vieldeutigkeit des Wortes, die bereits einge-
fuͤhret iſt, kann man nicht wohl aͤndern, und die Be-
deutung, die es jedesmal hat, muß demnach entwe-
der angezeiget, oder aus dem Zuſammenhange der
Rede geſchloſſen werden, welches letztere faſt immer
leicht iſt, wo das Wort als Praͤdicat vorkoͤmmt.

§. 729.

Hier werden wir nun anfangs das Wort Dimen-
ſion in der erſt erwaͤhnten allgemeinern Bedeutung

nehmen,
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[348/0356] XXIV. Hauptſtuͤck. drey Dimenſionen reden, wenn das Wort in dem erſt gemeldeten engern Verſtande genommen werden ſollte. Man ſieht aber leicht, daß es hiebey auf das Wort nicht ankoͤmmt, weil die Sache ſelbſt deutlich angegeben werden kann. Denn wollte man das Wort Dimenſion nach ſeiner buchſtaͤblichen Bedeutung nehmen, ſo wuͤrde es nur anzeigen, welche Ausmeſſungen vorgenommen werden muͤſſen, und ſo haͤtten wir hier nur zwo, naͤm- lich die Maſſe und die Geſchwindigkeit, und bey die- ſer wird die Ausmeſſung nur einmal vorgenommen, weil das Quadrat derſelben, welches man hier ge- braucht, ohne neue Ausmeſſung daraus gefunden werden kann. Wir koͤnnen aber uͤberhaupt dabey bleiben, daß eine Groͤße deſto mehrere Dimenſionen habe, je mehr einzele Groͤßen, deren jede fuͤr ſich veraͤnderlich iſt, mit einander multiplicirt werden muͤſſen. Und dieſes wird die allgemeinſte Bedeu- tung des Wortes ſeyn. Denn in einem engern Ver- ſtande werden die Dignitaͤten von ein und eben derſel- ben Groͤße dadurch verſtanden, und in ſo ferne ſaget man, daß ſich Groͤßen nicht addiren laſſen, es ſey denn, daß ſie ſowohl in Abſicht auf die Sache gleichartig, als in Abſicht auf die Anzahl der Factoren von gleich vielen Dimenſionen ſeyn. Dieſe letztere Bedingung machet die Homogeneitaͤt oder Gleichartigkeit abſolut. Dieſe Vieldeutigkeit des Wortes, die bereits einge- fuͤhret iſt, kann man nicht wohl aͤndern, und die Be- deutung, die es jedesmal hat, muß demnach entwe- der angezeiget, oder aus dem Zuſammenhange der Rede geſchloſſen werden, welches letztere faſt immer leicht iſt, wo das Wort als Praͤdicat vorkoͤmmt. §. 729. Hier werden wir nun anfangs das Wort Dimen- ſion in der erſt erwaͤhnten allgemeinern Bedeutung nehmen,

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/356>, abgerufen am 22.11.2024.