Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.XXIII. Hauptstück. so würden wir sagen, daß die Empfindung der ex-tensiven Größe der Sache, in mehrern Fibern, die Empfindung der intensiven Größe aber in jeder Fi- ber einen stärkern Eindruck mache, (§. 252. 689. 694.). Bey wirklichen Empfindungen verhalten sich die Fi- bern passiue, weil sie den Eindruck annehmen, und wir haben schlechthin das Bewußtseyn davon. Hin- gegen ist es auch möglich, daß wir actiue bey der Vorstellung der Sache gleichsam eine Probe machen, ob die Fibern uns ein Bewußtseyn von der veränder- lichen Ausdehnung und Jntensität einer Größe geben können, oder nicht, das will sagen, ob diese Verände- rung und Veränderlichkeit gedenkbar sey oder nicht? §. 720. Hiebey haben wir nun allerdings die Möglichkeit Zeiten
XXIII. Hauptſtuͤck. ſo wuͤrden wir ſagen, daß die Empfindung der ex-tenſiven Groͤße der Sache, in mehrern Fibern, die Empfindung der intenſiven Groͤße aber in jeder Fi- ber einen ſtaͤrkern Eindruck mache, (§. 252. 689. 694.). Bey wirklichen Empfindungen verhalten ſich die Fi- bern paſſiue, weil ſie den Eindruck annehmen, und wir haben ſchlechthin das Bewußtſeyn davon. Hin- gegen iſt es auch moͤglich, daß wir actiue bey der Vorſtellung der Sache gleichſam eine Probe machen, ob die Fibern uns ein Bewußtſeyn von der veraͤnder- lichen Ausdehnung und Jntenſitaͤt einer Groͤße geben koͤnnen, oder nicht, das will ſagen, ob dieſe Veraͤnde- rung und Veraͤnderlichkeit gedenkbar ſey oder nicht? §. 720. Hiebey haben wir nun allerdings die Moͤglichkeit Zeiten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0348" n="340"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/> ſo wuͤrden wir ſagen, daß die Empfindung der ex-<lb/> tenſiven Groͤße der Sache, in mehrern Fibern, die<lb/> Empfindung der intenſiven Groͤße aber in jeder Fi-<lb/> ber einen ſtaͤrkern Eindruck mache, (§. 252. 689. 694.).<lb/> Bey wirklichen Empfindungen verhalten ſich die Fi-<lb/> bern <hi rendition="#aq">paſſiue,</hi> weil ſie den Eindruck annehmen, und<lb/> wir haben ſchlechthin das Bewußtſeyn davon. Hin-<lb/> gegen iſt es auch moͤglich, daß wir <hi rendition="#aq">actiue</hi> bey der<lb/> Vorſtellung der Sache gleichſam eine Probe machen,<lb/> ob die Fibern uns ein Bewußtſeyn von der veraͤnder-<lb/> lichen Ausdehnung und Jntenſitaͤt einer Groͤße geben<lb/> koͤnnen, oder nicht, das will ſagen, ob dieſe Veraͤnde-<lb/> rung und Veraͤnderlichkeit gedenkbar ſey oder nicht?</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 720.</head><lb/> <p>Hiebey haben wir nun allerdings die Moͤglichkeit<lb/> an ſich betrachtet, von der Moͤglichkeit in einem vor-<lb/> gegebenen Falle, und beydes von der Wirklichkeit zu<lb/> unterſcheiden; und dieſes machet, daß wir die Frage,<lb/> ob eine Groͤße in der wirklichen Welt beſtaͤndig oder<lb/> veraͤnderlich ſey, nicht ſo unbedingt entſcheiden koͤn-<lb/> nen. Jſt die Veraͤnderung an ſich unmoͤglich, wie<lb/> bey allen abſoluten Einheiten, ſo iſt die Frage bald<lb/> entſchieden. Jſt aber die Veraͤnderung moͤglich, ſo<lb/> hat man in Abſicht auf die wirkliche Welt mehr<lb/> Gruͤnde zu vermuthen, daß ſie vorgehe, weil die<lb/> wirkenden Kraͤfte gar zu ſehr durch einander laufen.<lb/> Man ſieht aber leicht ein, daß man nicht wirkliche<lb/> Veraͤnderungen ſetzen kann, die einander widerſpre-<lb/> chen, und daß folglich hiebey die Frage nicht von<lb/> dieſer oder jener Veraͤnderung, ſondern von einer<lb/> Veraͤnderung uͤberhaupt betrachtet, ſey, weil jede<lb/> Veraͤnderung dem Beſtaͤndigen entgegen geſetzt wer-<lb/> den kann. Auf dieſe Art hat man in den neuern<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Zeiten</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [340/0348]
XXIII. Hauptſtuͤck.
ſo wuͤrden wir ſagen, daß die Empfindung der ex-
tenſiven Groͤße der Sache, in mehrern Fibern, die
Empfindung der intenſiven Groͤße aber in jeder Fi-
ber einen ſtaͤrkern Eindruck mache, (§. 252. 689. 694.).
Bey wirklichen Empfindungen verhalten ſich die Fi-
bern paſſiue, weil ſie den Eindruck annehmen, und
wir haben ſchlechthin das Bewußtſeyn davon. Hin-
gegen iſt es auch moͤglich, daß wir actiue bey der
Vorſtellung der Sache gleichſam eine Probe machen,
ob die Fibern uns ein Bewußtſeyn von der veraͤnder-
lichen Ausdehnung und Jntenſitaͤt einer Groͤße geben
koͤnnen, oder nicht, das will ſagen, ob dieſe Veraͤnde-
rung und Veraͤnderlichkeit gedenkbar ſey oder nicht?
§. 720.
Hiebey haben wir nun allerdings die Moͤglichkeit
an ſich betrachtet, von der Moͤglichkeit in einem vor-
gegebenen Falle, und beydes von der Wirklichkeit zu
unterſcheiden; und dieſes machet, daß wir die Frage,
ob eine Groͤße in der wirklichen Welt beſtaͤndig oder
veraͤnderlich ſey, nicht ſo unbedingt entſcheiden koͤn-
nen. Jſt die Veraͤnderung an ſich unmoͤglich, wie
bey allen abſoluten Einheiten, ſo iſt die Frage bald
entſchieden. Jſt aber die Veraͤnderung moͤglich, ſo
hat man in Abſicht auf die wirkliche Welt mehr
Gruͤnde zu vermuthen, daß ſie vorgehe, weil die
wirkenden Kraͤfte gar zu ſehr durch einander laufen.
Man ſieht aber leicht ein, daß man nicht wirkliche
Veraͤnderungen ſetzen kann, die einander widerſpre-
chen, und daß folglich hiebey die Frage nicht von
dieſer oder jener Veraͤnderung, ſondern von einer
Veraͤnderung uͤberhaupt betrachtet, ſey, weil jede
Veraͤnderung dem Beſtaͤndigen entgegen geſetzt wer-
den kann. Auf dieſe Art hat man in den neuern
Zeiten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |