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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Allgemeine der Größe.
kleiner als zwo, verhältnißweise aber kann man da-
durch verstehen, weder mehr noch minder als nöthig
ist, dieses oder jenes Ganze, so man als eine Ein-
heit betrachtet, auszumachen. Ueberdieß ist die
kleinste Einheit wiederum entweder an sich unmög-
lich, oder nur vergleichungsweise zu nehmen, wenn
die Dinge, die man als Einheiten ansieht, innert
bestimmten Schranken sind etc. Vieldeutigkeiten von
dieser Art müssen aus Sätzen und Definitionen
schlechthin wegbleiben, welche eine mathematische
Schärfe haben, oder als Principia matheseos inten-
sorum
angesehen werden sollen. Solche so gar un-
mathematische Sätze werden gar leicht auf die Philo-
sophie den Verdacht, daß, da die Philosophen in
Dingen, die in der Mathematic sonnenklar und
evident sind, so blind urtheilen, das übrige,
was bis jetzt noch nicht hat können bis zur ma-
thematischen Erkenntniß deutlich aus einander
gesetzet werden, eben nicht viel besser aussehen
werde, wenn man es etwann mit der Zeit am
Lichte werde betrachten können.
Man wird
auch aus den oben (§. 452-462.) gemachten Anmer-
kungen ohne Mühe einsehen können, daß dieser Ver-
dacht gar nicht ungegründet ist, und die Baumgar-
tischen
sogenannten Prima matheseos intensorum
principia,
daraus wir den vor angeführten Satz von
der kleinsten Einheit genommen, sind eben so viele
Beyspiele, davon wir ein einiges oben (§. 451.) in die-
ser Absicht angeführet haben, welches vielleicht noch
das erträglichste ist. Man nehme das erste von die-
sen Principien: Possibilitas minima est non repu-
gnantia minimorum paucissimorum,
so ist dabey or-
dentlich alles verkehrt. Für paucissimorum würde
man zwey setzen müssen. Denn in einem, das ist

im
U 2

Das Allgemeine der Groͤße.
kleiner als zwo, verhaͤltnißweiſe aber kann man da-
durch verſtehen, weder mehr noch minder als noͤthig
iſt, dieſes oder jenes Ganze, ſo man als eine Ein-
heit betrachtet, auszumachen. Ueberdieß iſt die
kleinſte Einheit wiederum entweder an ſich unmoͤg-
lich, oder nur vergleichungsweiſe zu nehmen, wenn
die Dinge, die man als Einheiten anſieht, innert
beſtimmten Schranken ſind ꝛc. Vieldeutigkeiten von
dieſer Art muͤſſen aus Saͤtzen und Definitionen
ſchlechthin wegbleiben, welche eine mathematiſche
Schaͤrfe haben, oder als Principia matheſeos inten-
ſorum
angeſehen werden ſollen. Solche ſo gar un-
mathematiſche Saͤtze werden gar leicht auf die Philo-
ſophie den Verdacht, daß, da die Philoſophen in
Dingen, die in der Mathematic ſonnenklar und
evident ſind, ſo blind urtheilen, das uͤbrige,
was bis jetzt noch nicht hat koͤnnen bis zur ma-
thematiſchen Erkenntniß deutlich aus einander
geſetzet werden, eben nicht viel beſſer ausſehen
werde, wenn man es etwann mit der Zeit am
Lichte werde betrachten koͤnnen.
Man wird
auch aus den oben (§. 452-462.) gemachten Anmer-
kungen ohne Muͤhe einſehen koͤnnen, daß dieſer Ver-
dacht gar nicht ungegruͤndet iſt, und die Baumgar-
tiſchen
ſogenannten Prima matheſeos intenſorum
principia,
daraus wir den vor angefuͤhrten Satz von
der kleinſten Einheit genommen, ſind eben ſo viele
Beyſpiele, davon wir ein einiges oben (§. 451.) in die-
ſer Abſicht angefuͤhret haben, welches vielleicht noch
das ertraͤglichſte iſt. Man nehme das erſte von die-
ſen Principien: Poſſibilitas minima eſt non repu-
gnantia minimorum pauciſſimorum,
ſo iſt dabey or-
dentlich alles verkehrt. Fuͤr pauciſſimorum wuͤrde
man zwey ſetzen muͤſſen. Denn in einem, das iſt

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[307/0315] Das Allgemeine der Groͤße. kleiner als zwo, verhaͤltnißweiſe aber kann man da- durch verſtehen, weder mehr noch minder als noͤthig iſt, dieſes oder jenes Ganze, ſo man als eine Ein- heit betrachtet, auszumachen. Ueberdieß iſt die kleinſte Einheit wiederum entweder an ſich unmoͤg- lich, oder nur vergleichungsweiſe zu nehmen, wenn die Dinge, die man als Einheiten anſieht, innert beſtimmten Schranken ſind ꝛc. Vieldeutigkeiten von dieſer Art muͤſſen aus Saͤtzen und Definitionen ſchlechthin wegbleiben, welche eine mathematiſche Schaͤrfe haben, oder als Principia matheſeos inten- ſorum angeſehen werden ſollen. Solche ſo gar un- mathematiſche Saͤtze werden gar leicht auf die Philo- ſophie den Verdacht, daß, da die Philoſophen in Dingen, die in der Mathematic ſonnenklar und evident ſind, ſo blind urtheilen, das uͤbrige, was bis jetzt noch nicht hat koͤnnen bis zur ma- thematiſchen Erkenntniß deutlich aus einander geſetzet werden, eben nicht viel beſſer ausſehen werde, wenn man es etwann mit der Zeit am Lichte werde betrachten koͤnnen. Man wird auch aus den oben (§. 452-462.) gemachten Anmer- kungen ohne Muͤhe einſehen koͤnnen, daß dieſer Ver- dacht gar nicht ungegruͤndet iſt, und die Baumgar- tiſchen ſogenannten Prima matheſeos intenſorum principia, daraus wir den vor angefuͤhrten Satz von der kleinſten Einheit genommen, ſind eben ſo viele Beyſpiele, davon wir ein einiges oben (§. 451.) in die- ſer Abſicht angefuͤhret haben, welches vielleicht noch das ertraͤglichſte iſt. Man nehme das erſte von die- ſen Principien: Poſſibilitas minima eſt non repu- gnantia minimorum pauciſſimorum, ſo iſt dabey or- dentlich alles verkehrt. Fuͤr pauciſſimorum wuͤrde man zwey ſetzen muͤſſen. Denn in einem, das iſt im U 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/315>, abgerufen am 25.11.2024.