1°. Ganze, deren Theile zugleich sind, und fort- dauern. 2°. Ganze, deren Theile auf einander folgen. 3°. Ganze, wobey beydes zusammen vorkömmt.
Von diesen Classen geht die erste auf den Behar- rungsstand, und folglich auf das fortdauernde Gleich- gewicht der Kräfte, womit die Theile verbunden sind. Die andere Classe aber setzet ein Uebergewicht von Kräften, die von außen her dazu kommen, und folg- lich Ursachen und Wirkungen voraus. Bey der dritten aber sind beyde Umstände vermenget.
§. 664.
Da nun in der wirklichen Welt keine Wirkung ganz aufhöret, sondern sogleich wiederum zur wir- kenden Ursache wird, und sich mehrentheils auf die angränzenden Dinge verbreitet; so hat man hiebey eigentlich Reihen von Ursachen und Wirkungen, die nicht aufhören, und daher, an sich betrachtet, nie zu einem Ganzen werden. So strenge aber nehmen wir hier die Sache nicht, sondern merken nur an, daß wir gewöhnlich als ein Ganzes ansehen, was nur in einer gewissen Absicht oder verhältnißweise ein solches ist. Und in diesem Verstande läßt sich dabey Anfang und Ende gedenken, wenn man dieses nicht so absolut, sondern verhältnißweise nimmt, wie wir es oben (§. 492.) angemerket haben. Die nähere Möglichkeit dieses Verfahrens gründet sich auf die erst erwähnte Verbreitung der Wirkung, oder auf ihr Uebergehen in die nächst angränzende Dinge. So z. E. hat ein Ungewitter allerdings seine Ursachen in den vorhergehenden Umständen der Witterung, und einen Einfluß in die folgenden. Dessen uner-
achtet
Lamb. Archit.II.B. T
Zeichen und Bedeutungen.
1°. Ganze, deren Theile zugleich ſind, und fort- dauern. 2°. Ganze, deren Theile auf einander folgen. 3°. Ganze, wobey beydes zuſammen vorkoͤmmt.
Von dieſen Claſſen geht die erſte auf den Behar- rungsſtand, und folglich auf das fortdauernde Gleich- gewicht der Kraͤfte, womit die Theile verbunden ſind. Die andere Claſſe aber ſetzet ein Uebergewicht von Kraͤften, die von außen her dazu kommen, und folg- lich Urſachen und Wirkungen voraus. Bey der dritten aber ſind beyde Umſtaͤnde vermenget.
§. 664.
Da nun in der wirklichen Welt keine Wirkung ganz aufhoͤret, ſondern ſogleich wiederum zur wir- kenden Urſache wird, und ſich mehrentheils auf die angraͤnzenden Dinge verbreitet; ſo hat man hiebey eigentlich Reihen von Urſachen und Wirkungen, die nicht aufhoͤren, und daher, an ſich betrachtet, nie zu einem Ganzen werden. So ſtrenge aber nehmen wir hier die Sache nicht, ſondern merken nur an, daß wir gewoͤhnlich als ein Ganzes anſehen, was nur in einer gewiſſen Abſicht oder verhaͤltnißweiſe ein ſolches iſt. Und in dieſem Verſtande laͤßt ſich dabey Anfang und Ende gedenken, wenn man dieſes nicht ſo abſolut, ſondern verhaͤltnißweiſe nimmt, wie wir es oben (§. 492.) angemerket haben. Die naͤhere Moͤglichkeit dieſes Verfahrens gruͤndet ſich auf die erſt erwaͤhnte Verbreitung der Wirkung, oder auf ihr Uebergehen in die naͤchſt angraͤnzende Dinge. So z. E. hat ein Ungewitter allerdings ſeine Urſachen in den vorhergehenden Umſtaͤnden der Witterung, und einen Einfluß in die folgenden. Deſſen uner-
achtet
Lamb. Archit.II.B. T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0297"n="289"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zeichen und Bedeutungen.</hi></fw><lb/><list><item>1°. Ganze, deren Theile zugleich ſind, und fort-<lb/>
dauern.</item><lb/><item>2°. Ganze, deren Theile auf einander folgen.</item><lb/><item>3°. Ganze, wobey beydes zuſammen vorkoͤmmt.</item></list><lb/>
Von dieſen Claſſen geht die erſte auf den Behar-<lb/>
rungsſtand, und folglich auf das fortdauernde Gleich-<lb/>
gewicht der Kraͤfte, womit die Theile verbunden ſind.<lb/>
Die andere Claſſe aber ſetzet ein Uebergewicht von<lb/>
Kraͤften, die von außen her dazu kommen, und folg-<lb/>
lich Urſachen und Wirkungen voraus. Bey der<lb/>
dritten aber ſind beyde Umſtaͤnde vermenget.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 664.</head><lb/><p>Da nun in der wirklichen Welt keine Wirkung<lb/>
ganz aufhoͤret, ſondern ſogleich wiederum zur wir-<lb/>
kenden Urſache wird, und ſich mehrentheils auf die<lb/>
angraͤnzenden Dinge verbreitet; ſo hat man hiebey<lb/>
eigentlich Reihen von Urſachen und Wirkungen, die<lb/>
nicht aufhoͤren, und daher, an ſich betrachtet, nie zu<lb/>
einem Ganzen werden. So ſtrenge aber nehmen<lb/>
wir hier die Sache nicht, ſondern merken nur an,<lb/>
daß wir gewoͤhnlich als ein Ganzes anſehen, was<lb/>
nur in einer gewiſſen Abſicht oder verhaͤltnißweiſe ein<lb/>ſolches iſt. Und in dieſem Verſtande laͤßt ſich dabey<lb/><hirendition="#fr">Anfang</hi> und <hirendition="#fr">Ende</hi> gedenken, wenn man dieſes nicht<lb/>ſo abſolut, ſondern verhaͤltnißweiſe nimmt, wie wir<lb/>
es oben (§. 492.) angemerket haben. Die naͤhere<lb/>
Moͤglichkeit dieſes Verfahrens gruͤndet ſich auf die<lb/>
erſt erwaͤhnte Verbreitung der Wirkung, oder auf<lb/>
ihr Uebergehen in die naͤchſt angraͤnzende Dinge.<lb/>
So z. E. hat ein Ungewitter allerdings ſeine Urſachen<lb/>
in den vorhergehenden Umſtaͤnden der Witterung,<lb/>
und einen Einfluß in die folgenden. Deſſen uner-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">B.</hi> T</fw><fwplace="bottom"type="catch">achtet</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0297]
Zeichen und Bedeutungen.
1°. Ganze, deren Theile zugleich ſind, und fort-
dauern.
2°. Ganze, deren Theile auf einander folgen.
3°. Ganze, wobey beydes zuſammen vorkoͤmmt.
Von dieſen Claſſen geht die erſte auf den Behar-
rungsſtand, und folglich auf das fortdauernde Gleich-
gewicht der Kraͤfte, womit die Theile verbunden ſind.
Die andere Claſſe aber ſetzet ein Uebergewicht von
Kraͤften, die von außen her dazu kommen, und folg-
lich Urſachen und Wirkungen voraus. Bey der
dritten aber ſind beyde Umſtaͤnde vermenget.
§. 664.
Da nun in der wirklichen Welt keine Wirkung
ganz aufhoͤret, ſondern ſogleich wiederum zur wir-
kenden Urſache wird, und ſich mehrentheils auf die
angraͤnzenden Dinge verbreitet; ſo hat man hiebey
eigentlich Reihen von Urſachen und Wirkungen, die
nicht aufhoͤren, und daher, an ſich betrachtet, nie zu
einem Ganzen werden. So ſtrenge aber nehmen
wir hier die Sache nicht, ſondern merken nur an,
daß wir gewoͤhnlich als ein Ganzes anſehen, was
nur in einer gewiſſen Abſicht oder verhaͤltnißweiſe ein
ſolches iſt. Und in dieſem Verſtande laͤßt ſich dabey
Anfang und Ende gedenken, wenn man dieſes nicht
ſo abſolut, ſondern verhaͤltnißweiſe nimmt, wie wir
es oben (§. 492.) angemerket haben. Die naͤhere
Moͤglichkeit dieſes Verfahrens gruͤndet ſich auf die
erſt erwaͤhnte Verbreitung der Wirkung, oder auf
ihr Uebergehen in die naͤchſt angraͤnzende Dinge.
So z. E. hat ein Ungewitter allerdings ſeine Urſachen
in den vorhergehenden Umſtaͤnden der Witterung,
und einen Einfluß in die folgenden. Deſſen uner-
achtet
Lamb. Archit. II. B. T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/297>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.