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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXI. Hauptstück.
rühren. So z. E. wird wohl niemand sagen, die
Abendröthe sey die Ursache des darauf folgenden hel-
len Wetters. Sie ist nur eine Anzeige desselben,
und man wird bey näherer Betrachtung der Umstän-
de, die eine Abendröthe möglich machen, ohne Mühe
finden, daß sie nicht statt haben kann, dafern nicht
die Luft abendwärts funfzig, hundert und mehr Mei-
len in die Länge hin bereits helle ist. Man kann die-
ses aus dem Wege schließen, den das Sonnenlicht
des Abends durch die Luft nehmen muß, um eine
Wolke, die am westlichen Horizonte ist, beleuchten
zu können. Nimmt man nun noch den Umstand mit
hinzu, daß die Wolken uns mehrentheils von Westen
her kommen, so kann man allerdings den Schluß
machen, daß wenn auch über dem westlichen Meere
Wolken sind, diese noch immer einen Weg von funf-
zig, hundert und mehr Meilen zurück zu legen haben,
ehe sie zu uns kommen, daß dieses durch einen West-
wind geschehen müsse, welcher sich aber bey der Abend-
röthe gewöhnlich nicht einfindet etc.

§. 659.

Wir haben das allgemeine der Theorie, durch wel-
che die Verbindung zwischen dem Zeichen und der
Sache, die es bedeutet, gefunden, und öfters vor-
aus bestimmt werden kann, in den vorhergehenden
Hauptstücken, worinn wir die verschiedenen Arten
der realen Verhältnisse durchgangen haben, umständ-
lich angegeben, und können daher hier desto kürzer
davon handeln. Um bey dem nächst vorhergehenden
Hauptstücke anzufangen, so erhellet aus dem daselbst
gesagten, daß überhaupt jedes empfindbare Ac-
cidens ein Zeichen eines dabey zum Grunde lie-
genden Substantialen seyn könne,
(§. 625. 650.

651.).

XXI. Hauptſtuͤck.
ruͤhren. So z. E. wird wohl niemand ſagen, die
Abendroͤthe ſey die Urſache des darauf folgenden hel-
len Wetters. Sie iſt nur eine Anzeige deſſelben,
und man wird bey naͤherer Betrachtung der Umſtaͤn-
de, die eine Abendroͤthe moͤglich machen, ohne Muͤhe
finden, daß ſie nicht ſtatt haben kann, dafern nicht
die Luft abendwaͤrts funfzig, hundert und mehr Mei-
len in die Laͤnge hin bereits helle iſt. Man kann die-
ſes aus dem Wege ſchließen, den das Sonnenlicht
des Abends durch die Luft nehmen muß, um eine
Wolke, die am weſtlichen Horizonte iſt, beleuchten
zu koͤnnen. Nimmt man nun noch den Umſtand mit
hinzu, daß die Wolken uns mehrentheils von Weſten
her kommen, ſo kann man allerdings den Schluß
machen, daß wenn auch uͤber dem weſtlichen Meere
Wolken ſind, dieſe noch immer einen Weg von funf-
zig, hundert und mehr Meilen zuruͤck zu legen haben,
ehe ſie zu uns kommen, daß dieſes durch einen Weſt-
wind geſchehen muͤſſe, welcher ſich aber bey der Abend-
roͤthe gewoͤhnlich nicht einfindet ꝛc.

§. 659.

Wir haben das allgemeine der Theorie, durch wel-
che die Verbindung zwiſchen dem Zeichen und der
Sache, die es bedeutet, gefunden, und oͤfters vor-
aus beſtimmt werden kann, in den vorhergehenden
Hauptſtuͤcken, worinn wir die verſchiedenen Arten
der realen Verhaͤltniſſe durchgangen haben, umſtaͤnd-
lich angegeben, und koͤnnen daher hier deſto kuͤrzer
davon handeln. Um bey dem naͤchſt vorhergehenden
Hauptſtuͤcke anzufangen, ſo erhellet aus dem daſelbſt
geſagten, daß uͤberhaupt jedes empfindbare Ac-
cidens ein Zeichen eines dabey zum Grunde lie-
genden Subſtantialen ſeyn koͤnne,
(§. 625. 650.

651.).
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[284/0292] XXI. Hauptſtuͤck. ruͤhren. So z. E. wird wohl niemand ſagen, die Abendroͤthe ſey die Urſache des darauf folgenden hel- len Wetters. Sie iſt nur eine Anzeige deſſelben, und man wird bey naͤherer Betrachtung der Umſtaͤn- de, die eine Abendroͤthe moͤglich machen, ohne Muͤhe finden, daß ſie nicht ſtatt haben kann, dafern nicht die Luft abendwaͤrts funfzig, hundert und mehr Mei- len in die Laͤnge hin bereits helle iſt. Man kann die- ſes aus dem Wege ſchließen, den das Sonnenlicht des Abends durch die Luft nehmen muß, um eine Wolke, die am weſtlichen Horizonte iſt, beleuchten zu koͤnnen. Nimmt man nun noch den Umſtand mit hinzu, daß die Wolken uns mehrentheils von Weſten her kommen, ſo kann man allerdings den Schluß machen, daß wenn auch uͤber dem weſtlichen Meere Wolken ſind, dieſe noch immer einen Weg von funf- zig, hundert und mehr Meilen zuruͤck zu legen haben, ehe ſie zu uns kommen, daß dieſes durch einen Weſt- wind geſchehen muͤſſe, welcher ſich aber bey der Abend- roͤthe gewoͤhnlich nicht einfindet ꝛc. §. 659. Wir haben das allgemeine der Theorie, durch wel- che die Verbindung zwiſchen dem Zeichen und der Sache, die es bedeutet, gefunden, und oͤfters vor- aus beſtimmt werden kann, in den vorhergehenden Hauptſtuͤcken, worinn wir die verſchiedenen Arten der realen Verhaͤltniſſe durchgangen haben, umſtaͤnd- lich angegeben, und koͤnnen daher hier deſto kuͤrzer davon handeln. Um bey dem naͤchſt vorhergehenden Hauptſtuͤcke anzufangen, ſo erhellet aus dem daſelbſt geſagten, daß uͤberhaupt jedes empfindbare Ac- cidens ein Zeichen eines dabey zum Grunde lie- genden Subſtantialen ſeyn koͤnne, (§. 625. 650. 651.).

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/292>, abgerufen am 23.11.2024.