Subject ist, so kann die Substanz nicht anders ein Prädicat seyn, als wenn der Satz sich allgemein um- kehren läßt, oder wenn die Eigenschaft der Substanz, mit Ausschließung jeder andern, eigen ist.
§. 620.
Nach diesem anfänglichen Begriffe hätte man nun meines Erachtens ohne Bedenken das Solide unter die Substanzen rechnen können. Denn dieses liegt dabey zum Grunde, daß wir Eigenschaften existiren sehen, (§. 103.). Die andere Hauptclasse von Sub- stanzen geben uns die Kräfte an, weil diese das So- lide in Verbindung erhalten, und eben dadurch von demselben verschieden sind. Will man hiebey, wie es einige Engländer gethan, den Raum, als eine dritte und von dem Soliden und den Kräften ver- schiedene Art von Substanz ansehen, oder besser zu sagen, den Raum mit einer von Materie und Kräf- ten verschiedenen Substanz, gleichförmig ausgefüllet gedenken, so mag es meines Erachtens ohne Aerger- niß angehen, nur daß man nicht etwann eine Defi- nition der Substanz willkührlich annimmt, und nach derselben sodann blindhin urtheilet. Wir wollen aber die beyden ersten Arten von Substanzen, nämlich das Solide und die Kraft hier etwas umständli- cher mit einander vergleichen.
§. 621.
Dem Soliden eignen wir, als eine wesentliche Eigenschaft, die Undurchdringbarkeit zu, so nämlich, daß es jedes andere Solide von dem Orte aus- schleußt, da es ist. Jn so ferne setzen wir demnach, es könne, wenigstens von anderm Solidem nicht durchdrungen werden. Und dieses ist es auch alles,
was
Lamb. Archit.II.B. R
Subſtanzen und Accidenzen.
Subject iſt, ſo kann die Subſtanz nicht anders ein Praͤdicat ſeyn, als wenn der Satz ſich allgemein um- kehren laͤßt, oder wenn die Eigenſchaft der Subſtanz, mit Ausſchließung jeder andern, eigen iſt.
§. 620.
Nach dieſem anfaͤnglichen Begriffe haͤtte man nun meines Erachtens ohne Bedenken das Solide unter die Subſtanzen rechnen koͤnnen. Denn dieſes liegt dabey zum Grunde, daß wir Eigenſchaften exiſtiren ſehen, (§. 103.). Die andere Hauptclaſſe von Sub- ſtanzen geben uns die Kraͤfte an, weil dieſe das So- lide in Verbindung erhalten, und eben dadurch von demſelben verſchieden ſind. Will man hiebey, wie es einige Englaͤnder gethan, den Raum, als eine dritte und von dem Soliden und den Kraͤften ver- ſchiedene Art von Subſtanz anſehen, oder beſſer zu ſagen, den Raum mit einer von Materie und Kraͤf- ten verſchiedenen Subſtanz, gleichfoͤrmig ausgefuͤllet gedenken, ſo mag es meines Erachtens ohne Aerger- niß angehen, nur daß man nicht etwann eine Defi- nition der Subſtanz willkuͤhrlich annimmt, und nach derſelben ſodann blindhin urtheilet. Wir wollen aber die beyden erſten Arten von Subſtanzen, naͤmlich das Solide und die Kraft hier etwas umſtaͤndli- cher mit einander vergleichen.
§. 621.
Dem Soliden eignen wir, als eine weſentliche Eigenſchaft, die Undurchdringbarkeit zu, ſo naͤmlich, daß es jedes andere Solide von dem Orte aus- ſchleußt, da es iſt. Jn ſo ferne ſetzen wir demnach, es koͤnne, wenigſtens von anderm Solidem nicht durchdrungen werden. Und dieſes iſt es auch alles,
was
Lamb. Archit.II.B. R
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0265"n="257"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Subſtanzen und Accidenzen.</hi></fw><lb/>
Subject iſt, ſo kann die Subſtanz nicht anders ein<lb/>
Praͤdicat ſeyn, als wenn der Satz ſich allgemein um-<lb/>
kehren laͤßt, oder wenn die Eigenſchaft der Subſtanz,<lb/>
mit Ausſchließung jeder andern, eigen iſt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 620.</head><lb/><p>Nach dieſem anfaͤnglichen Begriffe haͤtte man nun<lb/>
meines Erachtens ohne Bedenken das <hirendition="#fr">Solide</hi> unter<lb/>
die Subſtanzen rechnen koͤnnen. Denn dieſes liegt<lb/>
dabey zum Grunde, daß wir Eigenſchaften exiſtiren<lb/>ſehen, (§. 103.). Die andere Hauptclaſſe von Sub-<lb/>ſtanzen geben uns die <hirendition="#fr">Kraͤfte</hi> an, weil dieſe das So-<lb/>
lide in Verbindung erhalten, und eben dadurch von<lb/>
demſelben verſchieden ſind. Will man hiebey, wie<lb/>
es einige Englaͤnder gethan, den <hirendition="#fr">Raum,</hi> als eine<lb/>
dritte und von dem <hirendition="#fr">Soliden</hi> und den <hirendition="#fr">Kraͤften</hi> ver-<lb/>ſchiedene Art von Subſtanz anſehen, oder beſſer zu<lb/>ſagen, den Raum mit einer von Materie und Kraͤf-<lb/>
ten verſchiedenen Subſtanz, gleichfoͤrmig ausgefuͤllet<lb/>
gedenken, ſo mag es meines Erachtens ohne Aerger-<lb/>
niß angehen, nur daß man nicht etwann eine Defi-<lb/>
nition der Subſtanz willkuͤhrlich annimmt, und nach<lb/>
derſelben ſodann blindhin urtheilet. Wir wollen aber<lb/>
die beyden erſten Arten von Subſtanzen, naͤmlich<lb/>
das <hirendition="#fr">Solide</hi> und die <hirendition="#fr">Kraft</hi> hier etwas umſtaͤndli-<lb/>
cher mit einander vergleichen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 621.</head><lb/><p>Dem <hirendition="#fr">Soliden</hi> eignen wir, als eine weſentliche<lb/>
Eigenſchaft, die Undurchdringbarkeit zu, ſo naͤmlich,<lb/>
daß es jedes andere <hirendition="#fr">Solide</hi> von dem Orte aus-<lb/>ſchleußt, da es iſt. Jn ſo ferne ſetzen wir demnach,<lb/>
es koͤnne, wenigſtens von <hirendition="#fr">anderm Solidem</hi> nicht<lb/>
durchdrungen werden. Und dieſes iſt es auch alles,<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#fr">B.</hi> R</fw><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[257/0265]
Subſtanzen und Accidenzen.
Subject iſt, ſo kann die Subſtanz nicht anders ein
Praͤdicat ſeyn, als wenn der Satz ſich allgemein um-
kehren laͤßt, oder wenn die Eigenſchaft der Subſtanz,
mit Ausſchließung jeder andern, eigen iſt.
§. 620.
Nach dieſem anfaͤnglichen Begriffe haͤtte man nun
meines Erachtens ohne Bedenken das Solide unter
die Subſtanzen rechnen koͤnnen. Denn dieſes liegt
dabey zum Grunde, daß wir Eigenſchaften exiſtiren
ſehen, (§. 103.). Die andere Hauptclaſſe von Sub-
ſtanzen geben uns die Kraͤfte an, weil dieſe das So-
lide in Verbindung erhalten, und eben dadurch von
demſelben verſchieden ſind. Will man hiebey, wie
es einige Englaͤnder gethan, den Raum, als eine
dritte und von dem Soliden und den Kraͤften ver-
ſchiedene Art von Subſtanz anſehen, oder beſſer zu
ſagen, den Raum mit einer von Materie und Kraͤf-
ten verſchiedenen Subſtanz, gleichfoͤrmig ausgefuͤllet
gedenken, ſo mag es meines Erachtens ohne Aerger-
niß angehen, nur daß man nicht etwann eine Defi-
nition der Subſtanz willkuͤhrlich annimmt, und nach
derſelben ſodann blindhin urtheilet. Wir wollen aber
die beyden erſten Arten von Subſtanzen, naͤmlich
das Solide und die Kraft hier etwas umſtaͤndli-
cher mit einander vergleichen.
§. 621.
Dem Soliden eignen wir, als eine weſentliche
Eigenſchaft, die Undurchdringbarkeit zu, ſo naͤmlich,
daß es jedes andere Solide von dem Orte aus-
ſchleußt, da es iſt. Jn ſo ferne ſetzen wir demnach,
es koͤnne, wenigſtens von anderm Solidem nicht
durchdrungen werden. Und dieſes iſt es auch alles,
was
Lamb. Archit. II. B. R
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/265>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.