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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Zusatz zum neunzehnten Hauptstücke.
XXIII.

Jndessen wird es immer schwer seyn, aus der Form
die Materie durchaus und bis auf das Jndivi-
duelle
zu bestimmen. So z. E. lassen sich von den
einfachen Begriffen viele die Form der Erkenntniß
betreffenden Sätze logisch erweisen, woraus ihre Be-
schaffenheit, die Art ihrer Verbindbarkeit, die dar-
aus fließende Vortheile zur Errichtung eines wissen-
schaftlichen Systems, und die Art, wie sie die Quelle
vieler metaphysischen Begriffe sind etc. sehr umständ-
lich erörtert wird. Dadurch aber wird noch keiner
der einfachen Begriffe an sich kenntlich gemacht. Wir
müssen sie als schon vorhanden ansehen, und sie aus
dem Haufen der gleichsam vor uns liegenden Begriffe
herfürsuchen.

XXIV.

Was nun in vorkommenden Fällen theils die Ma-
terie
theils die Form noch unbestimmtes hat, das
wird gewöhnlich durch die Absicht näher bestimmt.
Jedoch giebt es auch hiebey Einschränkungen in An-
sehung der Umstände. Die Materien müßten zur
Auswahl vorräthig seyn. Sie sind es aber aller-
dings nicht immer, und so begnügt sich mit Kupfer,
Meßing, Zinn etc. wer weder Silber noch Gold zu
selnem Geräthe haben kann. Eben so sind auch die
auszuwählenden Formen nicht immer alle bekannt,
und viele setzen Geschicklichkeiten voraus, die man
nicht bey jedem, der der Materie die Form geben
sollte, findet. Die Wirkende Ursache bringt in-
dessen immer eine Form herfür. Sie mengt aber
auch öfters ihre Jndividualien so mit ein, daß die
verlängte Form verfehlt wird.
-- Amphora coepit
Institui currente rota cur vrceus exit?

Es
Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
XXIII.

Jndeſſen wird es immer ſchwer ſeyn, aus der Form
die Materie durchaus und bis auf das Jndivi-
duelle
zu beſtimmen. So z. E. laſſen ſich von den
einfachen Begriffen viele die Form der Erkenntniß
betreffenden Saͤtze logiſch erweiſen, woraus ihre Be-
ſchaffenheit, die Art ihrer Verbindbarkeit, die dar-
aus fließende Vortheile zur Errichtung eines wiſſen-
ſchaftlichen Syſtems, und die Art, wie ſie die Quelle
vieler metaphyſiſchen Begriffe ſind ꝛc. ſehr umſtaͤnd-
lich eroͤrtert wird. Dadurch aber wird noch keiner
der einfachen Begriffe an ſich kenntlich gemacht. Wir
muͤſſen ſie als ſchon vorhanden anſehen, und ſie aus
dem Haufen der gleichſam vor uns liegenden Begriffe
herfuͤrſuchen.

XXIV.

Was nun in vorkommenden Faͤllen theils die Ma-
terie
theils die Form noch unbeſtimmtes hat, das
wird gewoͤhnlich durch die Abſicht naͤher beſtimmt.
Jedoch giebt es auch hiebey Einſchraͤnkungen in An-
ſehung der Umſtaͤnde. Die Materien muͤßten zur
Auswahl vorraͤthig ſeyn. Sie ſind es aber aller-
dings nicht immer, und ſo begnuͤgt ſich mit Kupfer,
Meßing, Zinn ꝛc. wer weder Silber noch Gold zu
ſelnem Geraͤthe haben kann. Eben ſo ſind auch die
auszuwaͤhlenden Formen nicht immer alle bekannt,
und viele ſetzen Geſchicklichkeiten voraus, die man
nicht bey jedem, der der Materie die Form geben
ſollte, findet. Die Wirkende Urſache bringt in-
deſſen immer eine Form herfuͤr. Sie mengt aber
auch oͤfters ihre Jndividualien ſo mit ein, daß die
verlaͤngte Form verfehlt wird.
— Amphora coepit
Inſtitui currente rota cur vrceus exit?

Es
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[248/0256] Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke. XXIII. Jndeſſen wird es immer ſchwer ſeyn, aus der Form die Materie durchaus und bis auf das Jndivi- duelle zu beſtimmen. So z. E. laſſen ſich von den einfachen Begriffen viele die Form der Erkenntniß betreffenden Saͤtze logiſch erweiſen, woraus ihre Be- ſchaffenheit, die Art ihrer Verbindbarkeit, die dar- aus fließende Vortheile zur Errichtung eines wiſſen- ſchaftlichen Syſtems, und die Art, wie ſie die Quelle vieler metaphyſiſchen Begriffe ſind ꝛc. ſehr umſtaͤnd- lich eroͤrtert wird. Dadurch aber wird noch keiner der einfachen Begriffe an ſich kenntlich gemacht. Wir muͤſſen ſie als ſchon vorhanden anſehen, und ſie aus dem Haufen der gleichſam vor uns liegenden Begriffe herfuͤrſuchen. XXIV. Was nun in vorkommenden Faͤllen theils die Ma- terie theils die Form noch unbeſtimmtes hat, das wird gewoͤhnlich durch die Abſicht naͤher beſtimmt. Jedoch giebt es auch hiebey Einſchraͤnkungen in An- ſehung der Umſtaͤnde. Die Materien muͤßten zur Auswahl vorraͤthig ſeyn. Sie ſind es aber aller- dings nicht immer, und ſo begnuͤgt ſich mit Kupfer, Meßing, Zinn ꝛc. wer weder Silber noch Gold zu ſelnem Geraͤthe haben kann. Eben ſo ſind auch die auszuwaͤhlenden Formen nicht immer alle bekannt, und viele ſetzen Geſchicklichkeiten voraus, die man nicht bey jedem, der der Materie die Form geben ſollte, findet. Die Wirkende Urſache bringt in- deſſen immer eine Form herfuͤr. Sie mengt aber auch oͤfters ihre Jndividualien ſo mit ein, daß die verlaͤngte Form verfehlt wird. — Amphora coepit Inſtitui currente rota cur vrceus exit? Es

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/256>, abgerufen am 22.11.2024.