Die Materie hat immer an sich schon eine Form, und sollte es auch nur die Form eines Klumpens, eines Haufens oder einer Menge seyn. Wenn es aber die Frage ist eine Materie zu gebrauchen, so muß derselben gewöhnlich eine andere Form gegeben werden. Der Klumpen Goldes soll zu Gefäßen, der Haufen Korns zu Brodt, die Menge Menschen zur Republik gemacht werden. Eben so sucht man auch verworrenen Kenntnissen eine wissenschaftliche Form zu geben, indem man sie aus einander liest, und sie nach und nach in Zusammenhang bringt.
XXI.
Die jeder Materie eigene oder ihre ursprüngliche, wesentliche Form, bestimmet diejenigen Formen, de- ren sie bey Veränderungen fähig ist, so daß nicht jeder Materie jede Form gegeben werden kann. Das non ex quouis ligno fit mercurius will eben dieses sagen. So fern aber eine Materie mehrerer Formen fähig ist, kann man allerdings sagen, daß die Ma- terie die Form wenigstens nicht durchaus be- stimme, dagegen aber vielerley Formen schlecht- hin ausschließe. Dieses ist überhaupt ganz richtig. Jn besondern Fällen aber wird es sehr schwer zu ent- scheiden, ob eine vorgegebene Materie einer vorgege- benen Form fähig sey oder nicht. So z. E. glauben die Alchymisten noch immer, daß das Bley allenfalls mit gewissen Zusätzen und Veränderungen die Form des Goldes annehmen könne. Denn darauf kömmt die Frage an, weil alle Veränderungen in der Welt nur Veränderungen der Form, nicht aber der Ma- terie selbst sind. Es sind dem buchstäblichen Ver-
stande
Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
XX.
Die Materie hat immer an ſich ſchon eine Form, und ſollte es auch nur die Form eines Klumpens, eines Haufens oder einer Menge ſeyn. Wenn es aber die Frage iſt eine Materie zu gebrauchen, ſo muß derſelben gewoͤhnlich eine andere Form gegeben werden. Der Klumpen Goldes ſoll zu Gefaͤßen, der Haufen Korns zu Brodt, die Menge Menſchen zur Republik gemacht werden. Eben ſo ſucht man auch verworrenen Kenntniſſen eine wiſſenſchaftliche Form zu geben, indem man ſie aus einander lieſt, und ſie nach und nach in Zuſammenhang bringt.
XXI.
Die jeder Materie eigene oder ihre urſpruͤngliche, weſentliche Form, beſtimmet diejenigen Formen, de- ren ſie bey Veraͤnderungen faͤhig iſt, ſo daß nicht jeder Materie jede Form gegeben werden kann. Das non ex quouis ligno fit mercurius will eben dieſes ſagen. So fern aber eine Materie mehrerer Formen faͤhig iſt, kann man allerdings ſagen, daß die Ma- terie die Form wenigſtens nicht durchaus be- ſtimme, dagegen aber vielerley Formen ſchlecht- hin ausſchließe. Dieſes iſt uͤberhaupt ganz richtig. Jn beſondern Faͤllen aber wird es ſehr ſchwer zu ent- ſcheiden, ob eine vorgegebene Materie einer vorgege- benen Form faͤhig ſey oder nicht. So z. E. glauben die Alchymiſten noch immer, daß das Bley allenfalls mit gewiſſen Zuſaͤtzen und Veraͤnderungen die Form des Goldes annehmen koͤnne. Denn darauf koͤmmt die Frage an, weil alle Veraͤnderungen in der Welt nur Veraͤnderungen der Form, nicht aber der Ma- terie ſelbſt ſind. Es ſind dem buchſtaͤblichen Ver-
ſtande
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Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
XX.
Die Materie hat immer an ſich ſchon eine Form,
und ſollte es auch nur die Form eines Klumpens,
eines Haufens oder einer Menge ſeyn. Wenn es
aber die Frage iſt eine Materie zu gebrauchen, ſo
muß derſelben gewoͤhnlich eine andere Form gegeben
werden. Der Klumpen Goldes ſoll zu Gefaͤßen, der
Haufen Korns zu Brodt, die Menge Menſchen zur
Republik gemacht werden. Eben ſo ſucht man auch
verworrenen Kenntniſſen eine wiſſenſchaftliche Form
zu geben, indem man ſie aus einander lieſt, und ſie
nach und nach in Zuſammenhang bringt.
XXI.
Die jeder Materie eigene oder ihre urſpruͤngliche,
weſentliche Form, beſtimmet diejenigen Formen, de-
ren ſie bey Veraͤnderungen faͤhig iſt, ſo daß nicht
jeder Materie jede Form gegeben werden kann. Das
non ex quouis ligno fit mercurius will eben dieſes
ſagen. So fern aber eine Materie mehrerer Formen
faͤhig iſt, kann man allerdings ſagen, daß die Ma-
terie die Form wenigſtens nicht durchaus be-
ſtimme, dagegen aber vielerley Formen ſchlecht-
hin ausſchließe. Dieſes iſt uͤberhaupt ganz richtig.
Jn beſondern Faͤllen aber wird es ſehr ſchwer zu ent-
ſcheiden, ob eine vorgegebene Materie einer vorgege-
benen Form faͤhig ſey oder nicht. So z. E. glauben
die Alchymiſten noch immer, daß das Bley allenfalls
mit gewiſſen Zuſaͤtzen und Veraͤnderungen die Form
des Goldes annehmen koͤnne. Denn darauf koͤmmt
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nur Veraͤnderungen der Form, nicht aber der Ma-
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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