Analogie, so hat das Verfahren dabey mit demjeni- gen, welches wir oben (§. 586. 573.) mit der Regel Falsi verglichen haben, eine völlige Aehnlichkeit, und es wird dadurch erleichert, weil man statt einer ganz willkührlich angenommenen Ursache, vermittelst die- ser Analogie eine solche annimmt, welche die gesuchte Wirkung A wenigstens zum Theil hervorbringt, und woran folglich, um sie ganz genau zu bestimmen, nur noch einige Theile müssen geändert werden.
§. 606.
Es machet sich aber diese Analogie theils nothwen- diger, theils wird sie auch in der Anwendung miß- licher, wo A und E nur die Summe oder das Pro- duct von einzelnen Wirkungen, die in jedem Theil- chen der Sache vorgehen, vorstellet, und wo man nur diese Summe oder das Product im Ganzen kennet. Denn da kann man nur diese Summen mit einander vergleichen, und machet aus ihrer Aehnlich- keit auf die Aehnlichkeit der innern Structur der Theile, und so auch auf die Aehnlichkeit der Ursachen den Schluß. Jndessen zeigen sich uns die Dinge in der Natur noch lange nicht mit allen ihren Bestim- mungen, Materien und Kräften, und das, was uns in die Sinne fällt, kann ähnlich seyn, obgleich das übrige ganz verschieden ist. Damit geht nun die Analogie nur da an, wo die Ursache und Wirkungen in beyden mit einander verglichenen Fällen, nur das Aehnliche in beyden betrifft, und das verschiedene keinen solchen Einfluß dabey hat, der den Erfolg än- dern könnte. Hievon muß man sich aus Gründen oder durch angestellte Proben versichern, sonsten fin- det sich gar zu leicht das duo cum faciunt idem, non est idem des Phädrus bekräftiget.
§. 607.
XIX. Hauptſtuͤck.
Analogie, ſo hat das Verfahren dabey mit demjeni- gen, welches wir oben (§. 586. 573.) mit der Regel Falſi verglichen haben, eine voͤllige Aehnlichkeit, und es wird dadurch erleichert, weil man ſtatt einer ganz willkuͤhrlich angenommenen Urſache, vermittelſt die- ſer Analogie eine ſolche annimmt, welche die geſuchte Wirkung A wenigſtens zum Theil hervorbringt, und woran folglich, um ſie ganz genau zu beſtimmen, nur noch einige Theile muͤſſen geaͤndert werden.
§. 606.
Es machet ſich aber dieſe Analogie theils nothwen- diger, theils wird ſie auch in der Anwendung miß- licher, wo A und E nur die Summe oder das Pro- duct von einzelnen Wirkungen, die in jedem Theil- chen der Sache vorgehen, vorſtellet, und wo man nur dieſe Summe oder das Product im Ganzen kennet. Denn da kann man nur dieſe Summen mit einander vergleichen, und machet aus ihrer Aehnlich- keit auf die Aehnlichkeit der innern Structur der Theile, und ſo auch auf die Aehnlichkeit der Urſachen den Schluß. Jndeſſen zeigen ſich uns die Dinge in der Natur noch lange nicht mit allen ihren Beſtim- mungen, Materien und Kraͤften, und das, was uns in die Sinne faͤllt, kann aͤhnlich ſeyn, obgleich das uͤbrige ganz verſchieden iſt. Damit geht nun die Analogie nur da an, wo die Urſache und Wirkungen in beyden mit einander verglichenen Faͤllen, nur das Aehnliche in beyden betrifft, und das verſchiedene keinen ſolchen Einfluß dabey hat, der den Erfolg aͤn- dern koͤnnte. Hievon muß man ſich aus Gruͤnden oder durch angeſtellte Proben verſichern, ſonſten fin- det ſich gar zu leicht das duo cum faciunt idem, non eſt idem des Phaͤdrus bekraͤftiget.
§. 607.
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XIX. Hauptſtuͤck.
Analogie, ſo hat das Verfahren dabey mit demjeni-
gen, welches wir oben (§. 586. 573.) mit der Regel
Falſi verglichen haben, eine voͤllige Aehnlichkeit, und
es wird dadurch erleichert, weil man ſtatt einer ganz
willkuͤhrlich angenommenen Urſache, vermittelſt die-
ſer Analogie eine ſolche annimmt, welche die geſuchte
Wirkung A wenigſtens zum Theil hervorbringt, und
woran folglich, um ſie ganz genau zu beſtimmen, nur
noch einige Theile muͤſſen geaͤndert werden.
§. 606.
Es machet ſich aber dieſe Analogie theils nothwen-
diger, theils wird ſie auch in der Anwendung miß-
licher, wo A und E nur die Summe oder das Pro-
duct von einzelnen Wirkungen, die in jedem Theil-
chen der Sache vorgehen, vorſtellet, und wo man
nur dieſe Summe oder das Product im Ganzen
kennet. Denn da kann man nur dieſe Summen mit
einander vergleichen, und machet aus ihrer Aehnlich-
keit auf die Aehnlichkeit der innern Structur der
Theile, und ſo auch auf die Aehnlichkeit der Urſachen
den Schluß. Jndeſſen zeigen ſich uns die Dinge in
der Natur noch lange nicht mit allen ihren Beſtim-
mungen, Materien und Kraͤften, und das, was uns
in die Sinne faͤllt, kann aͤhnlich ſeyn, obgleich das
uͤbrige ganz verſchieden iſt. Damit geht nun die
Analogie nur da an, wo die Urſache und Wirkungen
in beyden mit einander verglichenen Faͤllen, nur das
Aehnliche in beyden betrifft, und das verſchiedene
keinen ſolchen Einfluß dabey hat, der den Erfolg aͤn-
dern koͤnnte. Hievon muß man ſich aus Gruͤnden
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/234>, abgerufen am 23.11.2024.
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