Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XIX. Hauptstück.
mehrern Dingen nicht statt findet, (§. 130. 131.). Jm
Reiche der Möglichkeit mag es angehen, daß die
Wirkung, in zwey oder mehrern Fällen, nur den
Unterschied der Zahl nach ausgenommen, einerley sey.
(§. 129. 132.). Aber aus eben dem Grunde kann
auch der Unterschied der Zahl nach bey der Ursache
statt finden, und man wird daher in Absicht auf die-
selbe nicht nothwendig ein und eben das Indiuiduum
herausbringen, weil statt dessen ein anderes demsel-
ben durchaus ähnliches (§. 129.) gesetzt werden kann.
Man kann daher nur von der Aehnlichkeit der Wir-
kung auf die Aehnlichkeit der Ursachen einen Schluß
machen.

§. 601.

Da ferner bey der Ursache die Theile, Kräfte, Art
zu wirken, die Ordnung, in welcher die Wirkung
der Zeit und der Ausdehnung nach vorgeht, und die
Umstände, mit einander in Betrachtung gezogen
werden müssen; so ist es auch möglich, daß, was in
dem einen dieser Stücke anders ist, in dem andern
dergestalt anders seyn kann, daß beyde Unterschiede,
in Absicht auf die Wirkung, sich aufheben oder com-
pensiren. Und dieses machet, daß man aus der
Aehnlichkeit der Wirkung auf die Jdentität
der Ursache gar nicht nothwendig, auf die
Aehnlichkeit der Ursache aber, nur in so fern
schließen kann, als eine solche Compensation
der Verschiedenheiten nicht angeht.

§. 602.

Die Wirkungen in einerley Sache sind in
Verhältniß des Unterschiedes der wirkenden
Ursachen, ihrer Kräfte, und Art zu wirken, und
der Umstände, in welchen Sache und Ursa-

che

XIX. Hauptſtuͤck.
mehrern Dingen nicht ſtatt findet, (§. 130. 131.). Jm
Reiche der Moͤglichkeit mag es angehen, daß die
Wirkung, in zwey oder mehrern Faͤllen, nur den
Unterſchied der Zahl nach ausgenommen, einerley ſey.
(§. 129. 132.). Aber aus eben dem Grunde kann
auch der Unterſchied der Zahl nach bey der Urſache
ſtatt finden, und man wird daher in Abſicht auf die-
ſelbe nicht nothwendig ein und eben das Indiuiduum
herausbringen, weil ſtatt deſſen ein anderes demſel-
ben durchaus aͤhnliches (§. 129.) geſetzt werden kann.
Man kann daher nur von der Aehnlichkeit der Wir-
kung auf die Aehnlichkeit der Urſachen einen Schluß
machen.

§. 601.

Da ferner bey der Urſache die Theile, Kraͤfte, Art
zu wirken, die Ordnung, in welcher die Wirkung
der Zeit und der Ausdehnung nach vorgeht, und die
Umſtaͤnde, mit einander in Betrachtung gezogen
werden muͤſſen; ſo iſt es auch moͤglich, daß, was in
dem einen dieſer Stuͤcke anders iſt, in dem andern
dergeſtalt anders ſeyn kann, daß beyde Unterſchiede,
in Abſicht auf die Wirkung, ſich aufheben oder com-
penſiren. Und dieſes machet, daß man aus der
Aehnlichkeit der Wirkung auf die Jdentitaͤt
der Urſache gar nicht nothwendig, auf die
Aehnlichkeit der Urſache aber, nur in ſo fern
ſchließen kann, als eine ſolche Compenſation
der Verſchiedenheiten nicht angeht.

§. 602.

Die Wirkungen in einerley Sache ſind in
Verhaͤltniß des Unterſchiedes der wirkenden
Urſachen, ihrer Kraͤfte, und Art zu wirken, und
der Umſtaͤnde, in welchen Sache und Urſa-

che
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0230" n="222"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
mehrern Dingen nicht &#x017F;tatt findet, (§. 130. 131.). Jm<lb/>
Reiche der Mo&#x0364;glichkeit mag es angehen, daß die<lb/>
Wirkung, in zwey oder mehrern Fa&#x0364;llen, nur den<lb/>
Unter&#x017F;chied der Zahl nach ausgenommen, einerley &#x017F;ey.<lb/>
(§. 129. 132.). Aber aus eben dem Grunde kann<lb/>
auch der Unter&#x017F;chied der Zahl nach bey der Ur&#x017F;ache<lb/>
&#x017F;tatt finden, und man wird daher in Ab&#x017F;icht auf die-<lb/>
&#x017F;elbe nicht nothwendig ein und eben das <hi rendition="#aq">Indiuiduum</hi><lb/>
herausbringen, weil &#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en ein anderes dem&#x017F;el-<lb/>
ben durchaus a&#x0364;hnliches (§. 129.) ge&#x017F;etzt werden kann.<lb/>
Man kann daher nur von der <hi rendition="#fr">Aehnlichkeit</hi> der Wir-<lb/>
kung auf die <hi rendition="#fr">Aehnlichkeit</hi> der Ur&#x017F;achen einen Schluß<lb/>
machen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 601.</head><lb/>
            <p>Da ferner bey der Ur&#x017F;ache die Theile, Kra&#x0364;fte, Art<lb/>
zu wirken, die Ordnung, in welcher die Wirkung<lb/>
der Zeit und der Ausdehnung nach vorgeht, und die<lb/>
Um&#x017F;ta&#x0364;nde, mit einander in Betrachtung gezogen<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o i&#x017F;t es auch mo&#x0364;glich, daß, was in<lb/>
dem einen die&#x017F;er Stu&#x0364;cke anders i&#x017F;t, in dem andern<lb/>
derge&#x017F;talt anders &#x017F;eyn kann, daß beyde Unter&#x017F;chiede,<lb/>
in Ab&#x017F;icht auf die Wirkung, &#x017F;ich aufheben oder com-<lb/>
pen&#x017F;iren. Und die&#x017F;es machet, <hi rendition="#fr">daß man aus der<lb/>
Aehnlichkeit der Wirkung auf die Jdentita&#x0364;t<lb/>
der Ur&#x017F;ache gar nicht nothwendig, auf die<lb/>
Aehnlichkeit der Ur&#x017F;ache aber, nur in &#x017F;o fern<lb/>
&#x017F;chließen kann, als eine &#x017F;olche Compen&#x017F;ation<lb/>
der Ver&#x017F;chiedenheiten nicht angeht.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 602.</head><lb/>
            <p> <hi rendition="#fr">Die Wirkungen in einerley Sache &#x017F;ind in<lb/>
Verha&#x0364;ltniß des Unter&#x017F;chiedes der wirkenden<lb/>
Ur&#x017F;achen, ihrer Kra&#x0364;fte, und Art zu wirken, und<lb/>
der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, in welchen Sache und Ur&#x017F;a-</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">che</hi> </fw><lb/>
            </p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0230] XIX. Hauptſtuͤck. mehrern Dingen nicht ſtatt findet, (§. 130. 131.). Jm Reiche der Moͤglichkeit mag es angehen, daß die Wirkung, in zwey oder mehrern Faͤllen, nur den Unterſchied der Zahl nach ausgenommen, einerley ſey. (§. 129. 132.). Aber aus eben dem Grunde kann auch der Unterſchied der Zahl nach bey der Urſache ſtatt finden, und man wird daher in Abſicht auf die- ſelbe nicht nothwendig ein und eben das Indiuiduum herausbringen, weil ſtatt deſſen ein anderes demſel- ben durchaus aͤhnliches (§. 129.) geſetzt werden kann. Man kann daher nur von der Aehnlichkeit der Wir- kung auf die Aehnlichkeit der Urſachen einen Schluß machen. §. 601. Da ferner bey der Urſache die Theile, Kraͤfte, Art zu wirken, die Ordnung, in welcher die Wirkung der Zeit und der Ausdehnung nach vorgeht, und die Umſtaͤnde, mit einander in Betrachtung gezogen werden muͤſſen; ſo iſt es auch moͤglich, daß, was in dem einen dieſer Stuͤcke anders iſt, in dem andern dergeſtalt anders ſeyn kann, daß beyde Unterſchiede, in Abſicht auf die Wirkung, ſich aufheben oder com- penſiren. Und dieſes machet, daß man aus der Aehnlichkeit der Wirkung auf die Jdentitaͤt der Urſache gar nicht nothwendig, auf die Aehnlichkeit der Urſache aber, nur in ſo fern ſchließen kann, als eine ſolche Compenſation der Verſchiedenheiten nicht angeht. §. 602. Die Wirkungen in einerley Sache ſind in Verhaͤltniß des Unterſchiedes der wirkenden Urſachen, ihrer Kraͤfte, und Art zu wirken, und der Umſtaͤnde, in welchen Sache und Urſa- che

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/230
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/230>, abgerufen am 22.12.2024.