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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XIX. Hauptstück.
§. 593.

Die Wirkung ist der Ursache ähnlich, oder:
Wie die Ursache, so die Wirkung. Diese Aehn-
lichkeit hat man nun öfters Mühe zu finden, beson-
ders, wenn man sie in den entferntern Ursachen oder
nur in einigen Theilen aufsucht, oder auch, wenn man
Theile zu der Ursache mitrechnet, die es nicht sind.
Denn sie kömmt eigentlich nur bey der unmittelbaren
oder nächsten Ursache vor, und da muß man nicht
nur die Ursache, sondern auch die Art, wie sie wirkt,
die Gegenwirkung der Sache, und etwann auch noch
Nebenumstände mit in Betrachtung ziehen, welches
alles machen kann, daß, da die nächste oder unmittel-
bare Ursache der Wirkung ähnlich ist, schon die nur um
einen Grad entferntere mit der Wirkung wenig Aehn-
lichkeit mehr hat. Jn dieser Absicht kann man den
angeführten Satz als ein Criterium ansehen, wenn
man die Art, wie eine Wirkung vorgegangen,
ausführlich aufklären will. Man muß die Untersu-
chung so weit treiben, bis man diese Aehnlichkeit
durch alle Theile zeigen kann. Denn wo man hierinn
zurück bleibt, da zeiget man höchstens nur, daß die
einzelnen Theile der Wirkung erfolgt sind; und mit
Zuziehung ähnlicher Fälle kann man etwann auch die
Möglichkeit zeigen, daß sie haben erfolgen können,
oder auch, daß sie haben erfolgen müssen. Denn
überhaupt ist in solchen Fällen das daß eher und
leichter zu beweisen, als das wie? Man kann die
ersten Sätze der Mechanic und Hydrostatic zum Bey-
spiele nehmen, wenn man nicht nur den Satz, daß
sie wahr sind, sondern wie sie wahr sind, beweisen
und zeigen will. Die algebraischen Rechnungen ge-
ben uns ebenfalls mehrentheils nur das daß, selten
aber das wie an, weil dieses fast nothwendig die

synthe-
XIX. Hauptſtuͤck.
§. 593.

Die Wirkung iſt der Urſache aͤhnlich, oder:
Wie die Urſache, ſo die Wirkung. Dieſe Aehn-
lichkeit hat man nun oͤfters Muͤhe zu finden, beſon-
ders, wenn man ſie in den entferntern Urſachen oder
nur in einigen Theilen aufſucht, oder auch, wenn man
Theile zu der Urſache mitrechnet, die es nicht ſind.
Denn ſie koͤmmt eigentlich nur bey der unmittelbaren
oder naͤchſten Urſache vor, und da muß man nicht
nur die Urſache, ſondern auch die Art, wie ſie wirkt,
die Gegenwirkung der Sache, und etwann auch noch
Nebenumſtaͤnde mit in Betrachtung ziehen, welches
alles machen kann, daß, da die naͤchſte oder unmittel-
bare Urſache der Wirkung aͤhnlich iſt, ſchon die nur um
einen Grad entferntere mit der Wirkung wenig Aehn-
lichkeit mehr hat. Jn dieſer Abſicht kann man den
angefuͤhrten Satz als ein Criterium anſehen, wenn
man die Art, wie eine Wirkung vorgegangen,
ausfuͤhrlich aufklaͤren will. Man muß die Unterſu-
chung ſo weit treiben, bis man dieſe Aehnlichkeit
durch alle Theile zeigen kann. Denn wo man hierinn
zuruͤck bleibt, da zeiget man hoͤchſtens nur, daß die
einzelnen Theile der Wirkung erfolgt ſind; und mit
Zuziehung aͤhnlicher Faͤlle kann man etwann auch die
Moͤglichkeit zeigen, daß ſie haben erfolgen koͤnnen,
oder auch, daß ſie haben erfolgen muͤſſen. Denn
uͤberhaupt iſt in ſolchen Faͤllen das daß eher und
leichter zu beweiſen, als das wie? Man kann die
erſten Saͤtze der Mechanic und Hydroſtatic zum Bey-
ſpiele nehmen, wenn man nicht nur den Satz, daß
ſie wahr ſind, ſondern wie ſie wahr ſind, beweiſen
und zeigen will. Die algebraiſchen Rechnungen ge-
ben uns ebenfalls mehrentheils nur das daß, ſelten
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[214/0222] XIX. Hauptſtuͤck. §. 593. Die Wirkung iſt der Urſache aͤhnlich, oder: Wie die Urſache, ſo die Wirkung. Dieſe Aehn- lichkeit hat man nun oͤfters Muͤhe zu finden, beſon- ders, wenn man ſie in den entferntern Urſachen oder nur in einigen Theilen aufſucht, oder auch, wenn man Theile zu der Urſache mitrechnet, die es nicht ſind. Denn ſie koͤmmt eigentlich nur bey der unmittelbaren oder naͤchſten Urſache vor, und da muß man nicht nur die Urſache, ſondern auch die Art, wie ſie wirkt, die Gegenwirkung der Sache, und etwann auch noch Nebenumſtaͤnde mit in Betrachtung ziehen, welches alles machen kann, daß, da die naͤchſte oder unmittel- bare Urſache der Wirkung aͤhnlich iſt, ſchon die nur um einen Grad entferntere mit der Wirkung wenig Aehn- lichkeit mehr hat. Jn dieſer Abſicht kann man den angefuͤhrten Satz als ein Criterium anſehen, wenn man die Art, wie eine Wirkung vorgegangen, ausfuͤhrlich aufklaͤren will. Man muß die Unterſu- chung ſo weit treiben, bis man dieſe Aehnlichkeit durch alle Theile zeigen kann. Denn wo man hierinn zuruͤck bleibt, da zeiget man hoͤchſtens nur, daß die einzelnen Theile der Wirkung erfolgt ſind; und mit Zuziehung aͤhnlicher Faͤlle kann man etwann auch die Moͤglichkeit zeigen, daß ſie haben erfolgen koͤnnen, oder auch, daß ſie haben erfolgen muͤſſen. Denn uͤberhaupt iſt in ſolchen Faͤllen das daß eher und leichter zu beweiſen, als das wie? Man kann die erſten Saͤtze der Mechanic und Hydroſtatic zum Bey- ſpiele nehmen, wenn man nicht nur den Satz, daß ſie wahr ſind, ſondern wie ſie wahr ſind, beweiſen und zeigen will. Die algebraiſchen Rechnungen ge- ben uns ebenfalls mehrentheils nur das daß, ſelten aber das wie an, weil dieſes faſt nothwendig die ſynthe-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/222>, abgerufen am 23.11.2024.