5°. Hingegen lassen sich ohne die Sachen, Verhältnisse durch Verhältnisse bestim- men. (§. 480. l. cit.).
6°. Wenn zwo Sachen mit einer dritten in Verhältniß stehen, so stehen sie auch un- ter sich in Verhältniß. (§. 481. l. cit.).
§. 569.
Diese Sätze betreffen nun eigentlich die Verhält- nisse (Rationes), die wir oben (§. 433.) einfach ge- nennet haben, um sie von den zusammengesetzten zu unterscheiden, welche Relationes oder Rationes com- plexae, genennet werden. Der Unterschied, der sich sowohl in Absicht auf die Größen, als in Absicht auf die Dinge selbst, zwischen beyden befindet, ist, daß die Relationen, ohne die Sachen selbst mit einzu- mengen, nicht anders, als auf eine symbolische Art vorgestellet werden können (§. 453. seqq.), und daß man diese, wenn man damit zurechte kommen will, immer in ihre Theile und einfachen Verhältnisse auf- lösen muß. Man habe nun zwo Sachen A=mb+nz, und B=b+z (§. cit.), so drücket zwar öfters die Sprache die Verhältniß A : B durch ein Wort M aus. Dieses ist aber sodann immer von der Art, daß man sowohl A als B kennen muß, um sich ei- gentlich vorzustellen, was M sagen will, und daß man dadurch (mb + nz) : (b + z) verstehe. Denn da sind vermög der Voraussetzung m, b, n, z un- gleichartig, und zwar m, n, weil es einfache Be- stimmungen sind; b, z aber, weil es andere und an- derst bestimmte Theile der Sachen A, B sind. Nun sind die Verhältnisse zwischen ungleichartigen Dingen schlechthin symbolisch, weil man statt deren, wenn man sie wirklich gebrauchen will, die ganze Sache
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Dinge und Verhaͤltniſſe.
5°. Hingegen laſſen ſich ohne die Sachen, Verhaͤltniſſe durch Verhaͤltniſſe beſtim- men. (§. 480. l. cit.).
6°. Wenn zwo Sachen mit einer dritten in Verhaͤltniß ſtehen, ſo ſtehen ſie auch un- ter ſich in Verhaͤltniß. (§. 481. l. cit.).
§. 569.
Dieſe Saͤtze betreffen nun eigentlich die Verhaͤlt- niſſe (Rationes), die wir oben (§. 433.) einfach ge- nennet haben, um ſie von den zuſammengeſetzten zu unterſcheiden, welche Relationes oder Rationes com- plexae, genennet werden. Der Unterſchied, der ſich ſowohl in Abſicht auf die Groͤßen, als in Abſicht auf die Dinge ſelbſt, zwiſchen beyden befindet, iſt, daß die Relationen, ohne die Sachen ſelbſt mit einzu- mengen, nicht anders, als auf eine ſymboliſche Art vorgeſtellet werden koͤnnen (§. 453. ſeqq.), und daß man dieſe, wenn man damit zurechte kommen will, immer in ihre Theile und einfachen Verhaͤltniſſe auf- loͤſen muß. Man habe nun zwo Sachen A=mb+nζ, und B=b+ζ (§. cit.), ſo druͤcket zwar oͤfters die Sprache die Verhaͤltniß A : B durch ein Wort M aus. Dieſes iſt aber ſodann immer von der Art, daß man ſowohl A als B kennen muß, um ſich ei- gentlich vorzuſtellen, was M ſagen will, und daß man dadurch (mb + nζ) : (b + ζ) verſtehe. Denn da ſind vermoͤg der Vorausſetzung m, b, n, ζ un- gleichartig, und zwar m, n, weil es einfache Be- ſtimmungen ſind; b, ζ aber, weil es andere und an- derſt beſtimmte Theile der Sachen A, B ſind. Nun ſind die Verhaͤltniſſe zwiſchen ungleichartigen Dingen ſchlechthin ſymboliſch, weil man ſtatt deren, wenn man ſie wirklich gebrauchen will, die ganze Sache
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Dinge und Verhaͤltniſſe.
5°. Hingegen laſſen ſich ohne die Sachen,
Verhaͤltniſſe durch Verhaͤltniſſe beſtim-
men. (§. 480. l. cit.).
6°. Wenn zwo Sachen mit einer dritten in
Verhaͤltniß ſtehen, ſo ſtehen ſie auch un-
ter ſich in Verhaͤltniß. (§. 481. l. cit.).
§. 569.
Dieſe Saͤtze betreffen nun eigentlich die Verhaͤlt-
niſſe (Rationes), die wir oben (§. 433.) einfach ge-
nennet haben, um ſie von den zuſammengeſetzten zu
unterſcheiden, welche Relationes oder Rationes com-
plexae, genennet werden. Der Unterſchied, der ſich
ſowohl in Abſicht auf die Groͤßen, als in Abſicht auf
die Dinge ſelbſt, zwiſchen beyden befindet, iſt, daß
die Relationen, ohne die Sachen ſelbſt mit einzu-
mengen, nicht anders, als auf eine ſymboliſche Art
vorgeſtellet werden koͤnnen (§. 453. ſeqq.), und daß
man dieſe, wenn man damit zurechte kommen will,
immer in ihre Theile und einfachen Verhaͤltniſſe auf-
loͤſen muß. Man habe nun zwo Sachen A=mb+nζ,
und B=b+ζ (§. cit.), ſo druͤcket zwar oͤfters die
Sprache die Verhaͤltniß A : B durch ein Wort M
aus. Dieſes iſt aber ſodann immer von der Art,
daß man ſowohl A als B kennen muß, um ſich ei-
gentlich vorzuſtellen, was M ſagen will, und daß
man dadurch (mb + nζ) : (b + ζ) verſtehe. Denn
da ſind vermoͤg der Vorausſetzung m, b, n, ζ un-
gleichartig, und zwar m, n, weil es einfache Be-
ſtimmungen ſind; b, ζ aber, weil es andere und an-
derſt beſtimmte Theile der Sachen A, B ſind. Nun
ſind die Verhaͤltniſſe zwiſchen ungleichartigen Dingen
ſchlechthin ſymboliſch, weil man ſtatt deren, wenn
man ſie wirklich gebrauchen will, die ganze Sache
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/199>, abgerufen am 23.11.2024.
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