Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XVII. Hauptstück.
was man hiebey heraus bringt, dieses, daß solche Thei-
le nicht mehr aus kleinern, wirklich von einander
getrennten und nur durch Kräfte verbundenen,

oder in ein System gebrachten Theilchen bestehen;
sondern so wie sie sind, eine absolute Continuität ha-
ben, und folglich nur auf eine ideale Art, als in
kleinere Theile getheilet; aber nicht getrennet, an-
gesehen werden können, ungeachtet die fernere Tren-
nung noch immer möglich bleibt. Diese können wir
nun in verschiedenen Absichten einfach nennen. Ein-
mal wegen der absoluten und durchgängigen Conti-
nuität, ist der Begriff von ihrem innern Wesen in
eben dem Verstande einfach, wie der Begriff des
Raumes, der Dauer, (§. 533.). Sodann ist auch die
Kraft, so die Theile, die sich noch in denselben geden-
ken lassen, in solche Verbindung bringt, daß sie nicht
bloß an einander liegen, an sich einfach, und machet
diese Theile zu einem realen Ganzen, und erhält sie
auch, mit einer wenigstens hypothetischen Nothwen-
digkeit (§. 287. N°. 2. §. 284.), als ein Ganzes.
Sie bleibt ganz in demselben, und soll sie weggenom-
men werden, so wird sie ganz weggenommen. Sol-
che Theilchen der Materie haben nun dadurch mit den
Atomen einige Aehnlichkeit, und sind gleichsam die
Elemente oder der Urstoff der Körperwelt.

§. 541.

Man hat ferner daraus, daß ein einfaches Ding
keine Theile hat, und aus gemachten Worterklärun-
gen der Größe, der Ausdehnung, des Raumes etc.
geschlossen, daß den einfachen Dingen schlechthin alle
Größe und Ausdehnung abgesprochen werden müsse.
Meines Erachtens aber sind hiebey einige Begriffe
vermenget worden. Das Zusammengesetzte hat un-

streitig

XVII. Hauptſtuͤck.
was man hiebey heraus bringt, dieſes, daß ſolche Thei-
le nicht mehr aus kleinern, wirklich von einander
getrennten und nur durch Kraͤfte verbundenen,

oder in ein Syſtem gebrachten Theilchen beſtehen;
ſondern ſo wie ſie ſind, eine abſolute Continuitaͤt ha-
ben, und folglich nur auf eine ideale Art, als in
kleinere Theile getheilet; aber nicht getrennet, an-
geſehen werden koͤnnen, ungeachtet die fernere Tren-
nung noch immer moͤglich bleibt. Dieſe koͤnnen wir
nun in verſchiedenen Abſichten einfach nennen. Ein-
mal wegen der abſoluten und durchgaͤngigen Conti-
nuitaͤt, iſt der Begriff von ihrem innern Weſen in
eben dem Verſtande einfach, wie der Begriff des
Raumes, der Dauer, (§. 533.). Sodann iſt auch die
Kraft, ſo die Theile, die ſich noch in denſelben geden-
ken laſſen, in ſolche Verbindung bringt, daß ſie nicht
bloß an einander liegen, an ſich einfach, und machet
dieſe Theile zu einem realen Ganzen, und erhaͤlt ſie
auch, mit einer wenigſtens hypothetiſchen Nothwen-
digkeit (§. 287. N°. 2. §. 284.), als ein Ganzes.
Sie bleibt ganz in demſelben, und ſoll ſie weggenom-
men werden, ſo wird ſie ganz weggenommen. Sol-
che Theilchen der Materie haben nun dadurch mit den
Atomen einige Aehnlichkeit, und ſind gleichſam die
Elemente oder der Urſtoff der Koͤrperwelt.

§. 541.

Man hat ferner daraus, daß ein einfaches Ding
keine Theile hat, und aus gemachten Worterklaͤrun-
gen der Groͤße, der Ausdehnung, des Raumes ꝛc.
geſchloſſen, daß den einfachen Dingen ſchlechthin alle
Groͤße und Ausdehnung abgeſprochen werden muͤſſe.
Meines Erachtens aber ſind hiebey einige Begriffe
vermenget worden. Das Zuſammengeſetzte hat un-

ſtreitig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0166" n="158"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XVII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
was man hiebey heraus bringt, die&#x017F;es, daß &#x017F;olche Thei-<lb/>
le nicht mehr aus kleinern, <hi rendition="#fr">wirklich von einander<lb/>
getrennten und nur durch Kra&#x0364;fte verbundenen,</hi><lb/>
oder in ein Sy&#x017F;tem gebrachten Theilchen be&#x017F;tehen;<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;o wie &#x017F;ie &#x017F;ind, eine ab&#x017F;olute Continuita&#x0364;t ha-<lb/>
ben, und folglich nur auf eine ideale Art, als in<lb/>
kleinere Theile <hi rendition="#fr">getheilet;</hi> aber nicht <hi rendition="#fr">getrennet,</hi> an-<lb/>
ge&#x017F;ehen werden ko&#x0364;nnen, ungeachtet die fernere Tren-<lb/>
nung noch immer mo&#x0364;glich bleibt. Die&#x017F;e ko&#x0364;nnen wir<lb/>
nun in ver&#x017F;chiedenen Ab&#x017F;ichten einfach nennen. Ein-<lb/>
mal wegen der ab&#x017F;oluten und durchga&#x0364;ngigen Conti-<lb/>
nuita&#x0364;t, i&#x017F;t der Begriff von ihrem innern We&#x017F;en in<lb/>
eben dem Ver&#x017F;tande einfach, wie der Begriff des<lb/>
Raumes, der Dauer, (§. 533.). Sodann i&#x017F;t auch die<lb/>
Kraft, &#x017F;o die Theile, die &#x017F;ich noch in den&#x017F;elben geden-<lb/>
ken la&#x017F;&#x017F;en, in &#x017F;olche Verbindung bringt, daß &#x017F;ie nicht<lb/>
bloß an einander liegen, an &#x017F;ich einfach, und machet<lb/>
die&#x017F;e Theile zu einem realen Ganzen, und erha&#x0364;lt &#x017F;ie<lb/>
auch, mit einer wenig&#x017F;tens hypotheti&#x017F;chen Nothwen-<lb/>
digkeit (§. 287. <hi rendition="#aq">N°.</hi> 2. §. 284.), als ein Ganzes.<lb/>
Sie bleibt ganz in dem&#x017F;elben, und &#x017F;oll &#x017F;ie weggenom-<lb/>
men werden, &#x017F;o wird &#x017F;ie ganz weggenommen. Sol-<lb/>
che Theilchen der Materie haben nun dadurch mit den<lb/>
Atomen einige Aehnlichkeit, und &#x017F;ind gleich&#x017F;am die<lb/>
Elemente oder der Ur&#x017F;toff der Ko&#x0364;rperwelt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 541.</head><lb/>
            <p>Man hat ferner daraus, daß ein einfaches Ding<lb/>
keine Theile hat, und aus gemachten Worterkla&#x0364;run-<lb/>
gen der Gro&#x0364;ße, der Ausdehnung, des Raumes &#xA75B;c.<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, daß den einfachen Dingen &#x017F;chlechthin alle<lb/>
Gro&#x0364;ße und Ausdehnung abge&#x017F;prochen werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Meines Erachtens aber &#x017F;ind hiebey einige Begriffe<lb/>
vermenget worden. Das Zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte hat un-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;treitig</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0166] XVII. Hauptſtuͤck. was man hiebey heraus bringt, dieſes, daß ſolche Thei- le nicht mehr aus kleinern, wirklich von einander getrennten und nur durch Kraͤfte verbundenen, oder in ein Syſtem gebrachten Theilchen beſtehen; ſondern ſo wie ſie ſind, eine abſolute Continuitaͤt ha- ben, und folglich nur auf eine ideale Art, als in kleinere Theile getheilet; aber nicht getrennet, an- geſehen werden koͤnnen, ungeachtet die fernere Tren- nung noch immer moͤglich bleibt. Dieſe koͤnnen wir nun in verſchiedenen Abſichten einfach nennen. Ein- mal wegen der abſoluten und durchgaͤngigen Conti- nuitaͤt, iſt der Begriff von ihrem innern Weſen in eben dem Verſtande einfach, wie der Begriff des Raumes, der Dauer, (§. 533.). Sodann iſt auch die Kraft, ſo die Theile, die ſich noch in denſelben geden- ken laſſen, in ſolche Verbindung bringt, daß ſie nicht bloß an einander liegen, an ſich einfach, und machet dieſe Theile zu einem realen Ganzen, und erhaͤlt ſie auch, mit einer wenigſtens hypothetiſchen Nothwen- digkeit (§. 287. N°. 2. §. 284.), als ein Ganzes. Sie bleibt ganz in demſelben, und ſoll ſie weggenom- men werden, ſo wird ſie ganz weggenommen. Sol- che Theilchen der Materie haben nun dadurch mit den Atomen einige Aehnlichkeit, und ſind gleichſam die Elemente oder der Urſtoff der Koͤrperwelt. §. 541. Man hat ferner daraus, daß ein einfaches Ding keine Theile hat, und aus gemachten Worterklaͤrun- gen der Groͤße, der Ausdehnung, des Raumes ꝛc. geſchloſſen, daß den einfachen Dingen ſchlechthin alle Groͤße und Ausdehnung abgeſprochen werden muͤſſe. Meines Erachtens aber ſind hiebey einige Begriffe vermenget worden. Das Zuſammengeſetzte hat un- ſtreitig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/166
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/166>, abgerufen am 27.11.2024.