des Soliden vorkomme, oder nicht? Denn im ersten Falle ist B ein Abstractum von Indiuiduis, im andern Falle aber nur eine Bestimmung oder Verhältniß. Daher enthält der Begriff B an sich schon den Begriff von soliden Theilen und deren Zusammensetzung und Verbindung, und ist daher gleichsam ein allgemei- nes Bild oder Modell von den Indiuiduis, welche unter denselben gehören. Auf diese Art stellen wir uns z. E. den allgemeinen Begriff eines Baumes vor, und gedenken dabey so gleich Holz, Blätter, Aeste, Wurzeln etc. und überdieß noch verschiedenes von der Structur derselben, der Fibern, Fasern etc. so fern wir diese kennen. Und soll der allgemeine Begriff vollständig seyn, so wird darinn weiter nichts als die Anzahl und Grade unbestimmt bleiben, so sehr auch die verschiedene Arten von Bäumen von einander verschieden sind. Jn diesem Verstande sagte Cartesius, daß, um eine ganze Welt herauszubrin- gen, weiter nichts als Materie und Bewegung erfor- dert werde. Erstere giebt den Grundstoff, letztere aber die Gesetze der Ausbildung und Structur dessel- ben, (§. 197.). Es giebt aber auch nur die Körper- welt, wenn man nicht noch das Bewußtseyn und die Empfindbarkeit mitnimmt. Man sieht zugleich hieraus, daß wenn B nur eine Bestimmung oder Verhältniß ist, das Solide dabey vorausgesetzet wer- de, und B entweder die Gesetze der innern Structur oder die Verhältnisse betreffe, und daher in dem allgemeinen Begriffe B schon durchaus so weit be- stimmet sey, daß in den Indiuiduis nur die Grade und Anzahl der Theile, auf welche sich B bezieht, und welche eben dadurch gleichartig sind, bestimmet werden müssen.
§. 528.
K 2
Das Beſtimmen.
des Soliden vorkomme, oder nicht? Denn im erſten Falle iſt B ein Abſtractum von Indiuiduis, im andern Falle aber nur eine Beſtimmung oder Verhaͤltniß. Daher enthaͤlt der Begriff B an ſich ſchon den Begriff von ſoliden Theilen und deren Zuſammenſetzung und Verbindung, und iſt daher gleichſam ein allgemei- nes Bild oder Modell von den Indiuiduis, welche unter denſelben gehoͤren. Auf dieſe Art ſtellen wir uns z. E. den allgemeinen Begriff eines Baumes vor, und gedenken dabey ſo gleich Holz, Blaͤtter, Aeſte, Wurzeln ꝛc. und uͤberdieß noch verſchiedenes von der Structur derſelben, der Fibern, Faſern ꝛc. ſo fern wir dieſe kennen. Und ſoll der allgemeine Begriff vollſtaͤndig ſeyn, ſo wird darinn weiter nichts als die Anzahl und Grade unbeſtimmt bleiben, ſo ſehr auch die verſchiedene Arten von Baͤumen von einander verſchieden ſind. Jn dieſem Verſtande ſagte Carteſius, daß, um eine ganze Welt herauszubrin- gen, weiter nichts als Materie und Bewegung erfor- dert werde. Erſtere giebt den Grundſtoff, letztere aber die Geſetze der Ausbildung und Structur deſſel- ben, (§. 197.). Es giebt aber auch nur die Koͤrper- welt, wenn man nicht noch das Bewußtſeyn und die Empfindbarkeit mitnimmt. Man ſieht zugleich hieraus, daß wenn B nur eine Beſtimmung oder Verhaͤltniß iſt, das Solide dabey vorausgeſetzet wer- de, und B entweder die Geſetze der innern Structur oder die Verhaͤltniſſe betreffe, und daher in dem allgemeinen Begriffe B ſchon durchaus ſo weit be- ſtimmet ſey, daß in den Indiuiduis nur die Grade und Anzahl der Theile, auf welche ſich B bezieht, und welche eben dadurch gleichartig ſind, beſtimmet werden muͤſſen.
§. 528.
K 2
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Das Beſtimmen.
des Soliden vorkomme, oder nicht? Denn im erſten
Falle iſt B ein Abſtractum von Indiuiduis, im andern
Falle aber nur eine Beſtimmung oder Verhaͤltniß.
Daher enthaͤlt der Begriff B an ſich ſchon den Begriff
von ſoliden Theilen und deren Zuſammenſetzung und
Verbindung, und iſt daher gleichſam ein allgemei-
nes Bild oder Modell von den Indiuiduis, welche
unter denſelben gehoͤren. Auf dieſe Art ſtellen wir
uns z. E. den allgemeinen Begriff eines Baumes
vor, und gedenken dabey ſo gleich Holz, Blaͤtter,
Aeſte, Wurzeln ꝛc. und uͤberdieß noch verſchiedenes
von der Structur derſelben, der Fibern, Faſern ꝛc.
ſo fern wir dieſe kennen. Und ſoll der allgemeine
Begriff vollſtaͤndig ſeyn, ſo wird darinn weiter nichts
als die Anzahl und Grade unbeſtimmt bleiben, ſo
ſehr auch die verſchiedene Arten von Baͤumen von
einander verſchieden ſind. Jn dieſem Verſtande ſagte
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gen, weiter nichts als Materie und Bewegung erfor-
dert werde. Erſtere giebt den Grundſtoff, letztere
aber die Geſetze der Ausbildung und Structur deſſel-
ben, (§. 197.). Es giebt aber auch nur die Koͤrper-
welt, wenn man nicht noch das Bewußtſeyn und
die Empfindbarkeit mitnimmt. Man ſieht zugleich
hieraus, daß wenn B nur eine Beſtimmung oder
Verhaͤltniß iſt, das Solide dabey vorausgeſetzet wer-
de, und B entweder die Geſetze der innern Structur
oder die Verhaͤltniſſe betreffe, und daher in dem
allgemeinen Begriffe B ſchon durchaus ſo weit be-
ſtimmet ſey, daß in den Indiuiduis nur die Grade
und Anzahl der Theile, auf welche ſich B bezieht,
und welche eben dadurch gleichartig ſind, beſtimmet
werden muͤſſen.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/155>, abgerufen am 19.02.2025.
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