Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XIII. Hauptstück.
mit andern verglichen wird, so ist das meiste, was
wir von den Bestimmungen des Bindewörtchens ge-
saget haben, von dieser an sich idealen Vergleichung
hergenommen, und wir nahmen dabey die Betrach-
tung des Soliden und der Kräfte nur in so ferne
mit, als nöthig war, anzuzeigen, daß solche ideale
Vorstellungen nicht eben ein bloßer Traum wären, son-
dern daß die Anlage dazu in den Dingen selbst vor-
komme. Diese Anlage werden wir nun an sich be-
trachten, und daher bey den Kräften anfangen, weil
auf diesen ohnehin jede in den Dingen selbst vorkom-
mende Verbindungen, reale Verhältnisse, Zu-
sammensetzungen, positive Möglichkeiten etc.

beruhen, deren deutlichere und ausführlichere Ent-
wickelung den Erfolg hat, daß sich dadurch sehr vie-
les allgemein in die Kürze ziehen läßt, weil mit den
Dingen die Verhältnisse, mit Verhältnissen noch
mehrere, und mit Dingen und Verhältnissen zugleich
noch mehrere Dinge und Verhältnisse bestimmet sind,
(Dianoiol. §. 476-484. 497.).

§. 373.

Wir haben im vorhergehenden schon öfters ange-
merket, daß wir die Kräfte des Verstandes und
des Willens von den bewegenden oder körperli-
chen Kräften
unterscheiden müssen, weil unsere Er-
kenntniß und die Sprache bey diesen anfangen, und
weil wir beyde erstere Arten nur nach der Aehnlich-
keit, die sie mit der letztern haben, benennen. Diese
Aehnlichkeit geht nun allerdings sehr weit (§. 110. 68.
221. 301.), und die Sprache selbst scheint schon ganz da-
zu eingerichtet. So weit sie aber geht, ist sie dennoch
weiter nichts, als eine Aehnlichkeit, und das tertium
comparationis
muß immer erwiesen und angezeiget

werden.

XIII. Hauptſtuͤck.
mit andern verglichen wird, ſo iſt das meiſte, was
wir von den Beſtimmungen des Bindewoͤrtchens ge-
ſaget haben, von dieſer an ſich idealen Vergleichung
hergenommen, und wir nahmen dabey die Betrach-
tung des Soliden und der Kraͤfte nur in ſo ferne
mit, als noͤthig war, anzuzeigen, daß ſolche ideale
Vorſtellungen nicht eben ein bloßer Traum waͤren, ſon-
dern daß die Anlage dazu in den Dingen ſelbſt vor-
komme. Dieſe Anlage werden wir nun an ſich be-
trachten, und daher bey den Kraͤften anfangen, weil
auf dieſen ohnehin jede in den Dingen ſelbſt vorkom-
mende Verbindungen, reale Verhaͤltniſſe, Zu-
ſammenſetzungen, poſitive Moͤglichkeiten ꝛc.

beruhen, deren deutlichere und ausfuͤhrlichere Ent-
wickelung den Erfolg hat, daß ſich dadurch ſehr vie-
les allgemein in die Kuͤrze ziehen laͤßt, weil mit den
Dingen die Verhaͤltniſſe, mit Verhaͤltniſſen noch
mehrere, und mit Dingen und Verhaͤltniſſen zugleich
noch mehrere Dinge und Verhaͤltniſſe beſtimmet ſind,
(Dianoiol. §. 476-484. 497.).

§. 373.

Wir haben im vorhergehenden ſchon oͤfters ange-
merket, daß wir die Kraͤfte des Verſtandes und
des Willens von den bewegenden oder koͤrperli-
chen Kraͤften
unterſcheiden muͤſſen, weil unſere Er-
kenntniß und die Sprache bey dieſen anfangen, und
weil wir beyde erſtere Arten nur nach der Aehnlich-
keit, die ſie mit der letztern haben, benennen. Dieſe
Aehnlichkeit geht nun allerdings ſehr weit (§. 110. 68.
221. 301.), und die Sprache ſelbſt ſcheint ſchon ganz da-
zu eingerichtet. So weit ſie aber geht, iſt ſie dennoch
weiter nichts, als eine Aehnlichkeit, und das tertium
comparationis
muß immer erwieſen und angezeiget

werden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0010" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
mit andern verglichen wird, &#x017F;o i&#x017F;t das mei&#x017F;te, was<lb/>
wir von den Be&#x017F;timmungen des Bindewo&#x0364;rtchens ge-<lb/>
&#x017F;aget haben, von die&#x017F;er an &#x017F;ich idealen Vergleichung<lb/>
hergenommen, und wir nahmen dabey die Betrach-<lb/>
tung des <hi rendition="#fr">Soliden</hi> und der <hi rendition="#fr">Kra&#x0364;fte</hi> nur in &#x017F;o ferne<lb/>
mit, als no&#x0364;thig war, anzuzeigen, daß &#x017F;olche ideale<lb/>
Vor&#x017F;tellungen nicht eben ein bloßer Traum wa&#x0364;ren, &#x017F;on-<lb/>
dern daß die Anlage dazu in den Dingen &#x017F;elb&#x017F;t vor-<lb/>
komme. Die&#x017F;e Anlage werden wir nun an &#x017F;ich be-<lb/>
trachten, und daher bey den Kra&#x0364;ften anfangen, weil<lb/>
auf die&#x017F;en ohnehin jede in den Dingen &#x017F;elb&#x017F;t vorkom-<lb/>
mende <hi rendition="#fr">Verbindungen, reale Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, Zu-<lb/>
&#x017F;ammen&#x017F;etzungen, po&#x017F;itive Mo&#x0364;glichkeiten &#xA75B;c.</hi><lb/>
beruhen, deren deutlichere und ausfu&#x0364;hrlichere Ent-<lb/>
wickelung den Erfolg hat, daß &#x017F;ich dadurch &#x017F;ehr vie-<lb/>
les allgemein in die Ku&#x0364;rze ziehen la&#x0364;ßt, weil mit den<lb/>
Dingen die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, mit Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en noch<lb/>
mehrere, und mit Dingen und Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en zugleich<lb/>
noch mehrere Dinge und Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e be&#x017F;timmet &#x017F;ind,<lb/>
(Dianoiol. §. 476-484. 497.).</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 373.</head><lb/>
            <p>Wir haben im vorhergehenden &#x017F;chon o&#x0364;fters ange-<lb/>
merket, daß wir die <hi rendition="#fr">Kra&#x0364;fte des Ver&#x017F;tandes</hi> und<lb/>
des <hi rendition="#fr">Willens</hi> von den <hi rendition="#fr">bewegenden</hi> oder <hi rendition="#fr">ko&#x0364;rperli-<lb/>
chen Kra&#x0364;ften</hi> unter&#x017F;cheiden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, weil un&#x017F;ere Er-<lb/>
kenntniß und die Sprache bey die&#x017F;en anfangen, und<lb/>
weil wir beyde er&#x017F;tere Arten nur nach der Aehnlich-<lb/>
keit, die &#x017F;ie mit der letztern haben, benennen. Die&#x017F;e<lb/>
Aehnlichkeit geht nun allerdings &#x017F;ehr weit (§. 110. 68.<lb/>
221. 301.), und die Sprache &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;cheint &#x017F;chon ganz da-<lb/>
zu eingerichtet. So weit &#x017F;ie aber geht, i&#x017F;t &#x017F;ie dennoch<lb/>
weiter nichts, als eine Aehnlichkeit, und das <hi rendition="#aq">tertium<lb/>
comparationis</hi> muß immer erwie&#x017F;en und angezeiget<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">werden.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0010] XIII. Hauptſtuͤck. mit andern verglichen wird, ſo iſt das meiſte, was wir von den Beſtimmungen des Bindewoͤrtchens ge- ſaget haben, von dieſer an ſich idealen Vergleichung hergenommen, und wir nahmen dabey die Betrach- tung des Soliden und der Kraͤfte nur in ſo ferne mit, als noͤthig war, anzuzeigen, daß ſolche ideale Vorſtellungen nicht eben ein bloßer Traum waͤren, ſon- dern daß die Anlage dazu in den Dingen ſelbſt vor- komme. Dieſe Anlage werden wir nun an ſich be- trachten, und daher bey den Kraͤften anfangen, weil auf dieſen ohnehin jede in den Dingen ſelbſt vorkom- mende Verbindungen, reale Verhaͤltniſſe, Zu- ſammenſetzungen, poſitive Moͤglichkeiten ꝛc. beruhen, deren deutlichere und ausfuͤhrlichere Ent- wickelung den Erfolg hat, daß ſich dadurch ſehr vie- les allgemein in die Kuͤrze ziehen laͤßt, weil mit den Dingen die Verhaͤltniſſe, mit Verhaͤltniſſen noch mehrere, und mit Dingen und Verhaͤltniſſen zugleich noch mehrere Dinge und Verhaͤltniſſe beſtimmet ſind, (Dianoiol. §. 476-484. 497.). §. 373. Wir haben im vorhergehenden ſchon oͤfters ange- merket, daß wir die Kraͤfte des Verſtandes und des Willens von den bewegenden oder koͤrperli- chen Kraͤften unterſcheiden muͤſſen, weil unſere Er- kenntniß und die Sprache bey dieſen anfangen, und weil wir beyde erſtere Arten nur nach der Aehnlich- keit, die ſie mit der letztern haben, benennen. Dieſe Aehnlichkeit geht nun allerdings ſehr weit (§. 110. 68. 221. 301.), und die Sprache ſelbſt ſcheint ſchon ganz da- zu eingerichtet. So weit ſie aber geht, iſt ſie dennoch weiter nichts, als eine Aehnlichkeit, und das tertium comparationis muß immer erwieſen und angezeiget werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/10
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/10>, abgerufen am 23.11.2024.