Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.und Forderungen der Grundlehre. Jn der Natur selbst trägt man auch Puncte, Linien,Flächen, Körper hin und her. Dieses sind aber keine Theile des absoluten Raums, als welche an ihrem Orte bleiben, weil mit den Körpern der Raum nicht weggetragen wird, sondern der Körper nur in andere Oerter des absoluten Raums kömmt, und an- dere Theile desselben ausfüllt. Da dieses Herumtra- gen in der Geometrie in Gedanken geschieht, so ist es zwischen diesem physischen Herumtragen wirklicher Körper, und zwischen dem an sich unmöglichen Her- umtragen der Theile des absoluten Raumes ein Mittel- ding, und so fern man es nur zur Vergleichung der Größen gebraucht, allerdings zuläßig, um so mehr, da in der Geometrie von dem absoluten Raume gar nicht, sondern nur von dem idealen, welcher sich nämlich in Gedanken herumtragen läßt, die Rede ist. Das Bild von diesem letztern ist aber immer von dem ab- soluten Raume hergenommen. Dieser dreyfache Un- terschied war hier anzumerken, weil Zeno und an- dere, in Ansehung des Raums, und der Bewegung aus der Vermengung dieser Begriffe, Schwierig- keiten gemacht haben. §. 81. Wir haben bereits schon (§. 48.) angemerket, daß geben.
und Forderungen der Grundlehre. Jn der Natur ſelbſt traͤgt man auch Puncte, Linien,Flaͤchen, Koͤrper hin und her. Dieſes ſind aber keine Theile des abſoluten Raums, als welche an ihrem Orte bleiben, weil mit den Koͤrpern der Raum nicht weggetragen wird, ſondern der Koͤrper nur in andere Oerter des abſoluten Raums koͤmmt, und an- dere Theile deſſelben ausfuͤllt. Da dieſes Herumtra- gen in der Geometrie in Gedanken geſchieht, ſo iſt es zwiſchen dieſem phyſiſchen Herumtragen wirklicher Koͤrper, und zwiſchen dem an ſich unmoͤglichen Her- umtragen der Theile des abſoluten Raumes ein Mittel- ding, und ſo fern man es nur zur Vergleichung der Groͤßen gebraucht, allerdings zulaͤßig, um ſo mehr, da in der Geometrie von dem abſoluten Raume gar nicht, ſondern nur von dem idealen, welcher ſich naͤmlich in Gedanken herumtragen laͤßt, die Rede iſt. Das Bild von dieſem letztern iſt aber immer von dem ab- ſoluten Raume hergenommen. Dieſer dreyfache Un- terſchied war hier anzumerken, weil Zeno und an- dere, in Anſehung des Raums, und der Bewegung aus der Vermengung dieſer Begriffe, Schwierig- keiten gemacht haben. §. 81. Wir haben bereits ſchon (§. 48.) angemerket, daß geben.
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und Forderungen der Grundlehre.
Jn der Natur ſelbſt traͤgt man auch Puncte, Linien,
Flaͤchen, Koͤrper hin und her. Dieſes ſind aber
keine Theile des abſoluten Raums, als welche an
ihrem Orte bleiben, weil mit den Koͤrpern der Raum
nicht weggetragen wird, ſondern der Koͤrper nur in
andere Oerter des abſoluten Raums koͤmmt, und an-
dere Theile deſſelben ausfuͤllt. Da dieſes Herumtra-
gen in der Geometrie in Gedanken geſchieht, ſo iſt
es zwiſchen dieſem phyſiſchen Herumtragen wirklicher
Koͤrper, und zwiſchen dem an ſich unmoͤglichen Her-
umtragen der Theile des abſoluten Raumes ein Mittel-
ding, und ſo fern man es nur zur Vergleichung der
Groͤßen gebraucht, allerdings zulaͤßig, um ſo mehr, da
in der Geometrie von dem abſoluten Raume gar nicht,
ſondern nur von dem idealen, welcher ſich naͤmlich in
Gedanken herumtragen laͤßt, die Rede iſt. Das
Bild von dieſem letztern iſt aber immer von dem ab-
ſoluten Raume hergenommen. Dieſer dreyfache Un-
terſchied war hier anzumerken, weil Zeno und an-
dere, in Anſehung des Raums, und der Bewegung
aus der Vermengung dieſer Begriffe, Schwierig-
keiten gemacht haben.
§. 81.
Wir haben bereits ſchon (§. 48.) angemerket, daß
die von der Ausdehnung und dem Raume hergenom-
mene Woͤrter und Begriffe metaphoriſch und tran-
ſcendent werden. So geben wir den Gedanken und
Begriffen eine Ausdehnung, und ſetzen ſie vor,
in, neben, außer und unter einander. Dadurch
wird ihnen gleichſam ein Ort angewieſen, und dabey
laͤßt ſich ein Abſtand gedenken. Den allgemeinen
Grund zu ſolchen Vergleichungen habe ich in dem
erſten Hauptſtuͤcke der Alethiologie ausfuͤhrlich ange-
geben.
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