Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

einer wissenschaftlichen Grundlehre.
stellen, so viel man nöthig findet, und die Wörter
und Beyspiele dazu aus der gemeinen Erkenntniß
borgen.

§. 38.

Sodann können wir anmerken, daß es bey dem
wissenschaftlichen Vortrage der Grundlehre eigentlich
um die Allgemeinheit der Begriffe und der Sätze zu
thun ist, damit man sie, ohne Besorgniß zu fehlen,
sicher anwenden könne, wo das Subject derselben,
oder auch das Prädicat vorkömmt. Die häufigen
Streitigkeiten über die Allgemeinheit des zureichen-
den Grundes mögen zum Beyspiele dienen, daß man
ohne Bedenken Wörter genug gebrauchet, für oder
wider diesen Satz zu streiten, und dabey nicht so leicht
vergißt, daß derselbe der Gegenstand der Streitig-
keit ist. Auf eine ähnliche Art können die Sätze der
Grundlehre, wo es nöthig oder nützlich ist, mit Sä-
tzen aus der gemeinen Erkenntniß durchflochten wer-
den, ohne daß man dabey vergesse, daß jene zur
wissenschaftlichen Grundlehre, diese aber zur gemei-
nen Erkenntniß gehören, und dabey nur in Form von
Anmerkungen, Erläuterungen etc. vorkommen. Eine
Ontologie raisonnee, oder eine mit logischen Anmer-
kungen und Beurtheilungen durchflochtene Grund-
lehre würde ein ähnliches Aussehen haben, und nicht
von den schlechtesten seyn. Jch werde eben daher
auch im folgenden mit solchen Anmerkungen nicht
sparsam seyn.

§. 39.

Jn Ansehung der Allgemeinheit der Sätze können
besonders diejenigen einige Schwierigkeiten verursa-
chen, die auf eine transcendente Art allgemein sind,
und daher auf die Jntellectualwelt und auf die Körper-

welt
Lamb. Archit. I. B. C

einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
ſtellen, ſo viel man noͤthig findet, und die Woͤrter
und Beyſpiele dazu aus der gemeinen Erkenntniß
borgen.

§. 38.

Sodann koͤnnen wir anmerken, daß es bey dem
wiſſenſchaftlichen Vortrage der Grundlehre eigentlich
um die Allgemeinheit der Begriffe und der Saͤtze zu
thun iſt, damit man ſie, ohne Beſorgniß zu fehlen,
ſicher anwenden koͤnne, wo das Subject derſelben,
oder auch das Praͤdicat vorkoͤmmt. Die haͤufigen
Streitigkeiten uͤber die Allgemeinheit des zureichen-
den Grundes moͤgen zum Beyſpiele dienen, daß man
ohne Bedenken Woͤrter genug gebrauchet, fuͤr oder
wider dieſen Satz zu ſtreiten, und dabey nicht ſo leicht
vergißt, daß derſelbe der Gegenſtand der Streitig-
keit iſt. Auf eine aͤhnliche Art koͤnnen die Saͤtze der
Grundlehre, wo es noͤthig oder nuͤtzlich iſt, mit Saͤ-
tzen aus der gemeinen Erkenntniß durchflochten wer-
den, ohne daß man dabey vergeſſe, daß jene zur
wiſſenſchaftlichen Grundlehre, dieſe aber zur gemei-
nen Erkenntniß gehoͤren, und dabey nur in Form von
Anmerkungen, Erlaͤuterungen ꝛc. vorkommen. Eine
Ontologie raiſonnée, oder eine mit logiſchen Anmer-
kungen und Beurtheilungen durchflochtene Grund-
lehre wuͤrde ein aͤhnliches Ausſehen haben, und nicht
von den ſchlechteſten ſeyn. Jch werde eben daher
auch im folgenden mit ſolchen Anmerkungen nicht
ſparſam ſeyn.

§. 39.

Jn Anſehung der Allgemeinheit der Saͤtze koͤnnen
beſonders diejenigen einige Schwierigkeiten verurſa-
chen, die auf eine tranſcendente Art allgemein ſind,
und daher auf die Jntellectualwelt und auf die Koͤrper-

welt
Lamb. Archit. I. B. C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0069" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">einer wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Grundlehre.</hi></fw><lb/>
&#x017F;tellen, &#x017F;o viel man no&#x0364;thig findet, und die Wo&#x0364;rter<lb/>
und Bey&#x017F;piele dazu aus der gemeinen Erkenntniß<lb/>
borgen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 38.</head><lb/>
            <p>Sodann ko&#x0364;nnen wir anmerken, daß es bey dem<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Vortrage der Grundlehre eigentlich<lb/>
um die <hi rendition="#fr">Allgemeinheit</hi> der Begriffe und der Sa&#x0364;tze zu<lb/>
thun i&#x017F;t, damit man &#x017F;ie, ohne Be&#x017F;orgniß zu fehlen,<lb/>
&#x017F;icher anwenden ko&#x0364;nne, wo das Subject der&#x017F;elben,<lb/>
oder auch das Pra&#x0364;dicat vorko&#x0364;mmt. Die ha&#x0364;ufigen<lb/>
Streitigkeiten u&#x0364;ber die <hi rendition="#fr">Allgemeinheit</hi> des zureichen-<lb/>
den Grundes mo&#x0364;gen zum Bey&#x017F;piele dienen, daß man<lb/>
ohne Bedenken Wo&#x0364;rter genug gebrauchet, fu&#x0364;r oder<lb/>
wider die&#x017F;en Satz zu &#x017F;treiten, und dabey nicht &#x017F;o leicht<lb/>
vergißt, daß der&#x017F;elbe der Gegen&#x017F;tand der Streitig-<lb/>
keit i&#x017F;t. Auf eine a&#x0364;hnliche Art ko&#x0364;nnen die Sa&#x0364;tze der<lb/>
Grundlehre, wo es no&#x0364;thig oder nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t, mit Sa&#x0364;-<lb/>
tzen aus der gemeinen Erkenntniß durchflochten wer-<lb/>
den, ohne daß man dabey verge&#x017F;&#x017F;e, daß jene zur<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlichen Grundlehre, die&#x017F;e aber zur gemei-<lb/>
nen Erkenntniß geho&#x0364;ren, und dabey nur in Form von<lb/>
Anmerkungen, Erla&#x0364;uterungen &#xA75B;c. vorkommen. Eine<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ontologie rai&#x017F;onnée</hi>,</hi> oder eine mit logi&#x017F;chen Anmer-<lb/>
kungen und Beurtheilungen durchflochtene Grund-<lb/>
lehre wu&#x0364;rde ein a&#x0364;hnliches Aus&#x017F;ehen haben, und nicht<lb/>
von den &#x017F;chlechte&#x017F;ten &#x017F;eyn. Jch werde eben daher<lb/>
auch im folgenden mit &#x017F;olchen Anmerkungen nicht<lb/>
&#x017F;par&#x017F;am &#x017F;eyn.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 39.</head><lb/>
            <p>Jn An&#x017F;ehung der Allgemeinheit der Sa&#x0364;tze ko&#x0364;nnen<lb/>
be&#x017F;onders diejenigen einige Schwierigkeiten verur&#x017F;a-<lb/>
chen, die auf eine tran&#x017F;cendente Art allgemein &#x017F;ind,<lb/>
und daher auf die Jntellectualwelt und auf die Ko&#x0364;rper-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Lamb. Archit.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#fr">B.</hi> C</fw><fw place="bottom" type="catch">welt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0069] einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre. ſtellen, ſo viel man noͤthig findet, und die Woͤrter und Beyſpiele dazu aus der gemeinen Erkenntniß borgen. §. 38. Sodann koͤnnen wir anmerken, daß es bey dem wiſſenſchaftlichen Vortrage der Grundlehre eigentlich um die Allgemeinheit der Begriffe und der Saͤtze zu thun iſt, damit man ſie, ohne Beſorgniß zu fehlen, ſicher anwenden koͤnne, wo das Subject derſelben, oder auch das Praͤdicat vorkoͤmmt. Die haͤufigen Streitigkeiten uͤber die Allgemeinheit des zureichen- den Grundes moͤgen zum Beyſpiele dienen, daß man ohne Bedenken Woͤrter genug gebrauchet, fuͤr oder wider dieſen Satz zu ſtreiten, und dabey nicht ſo leicht vergißt, daß derſelbe der Gegenſtand der Streitig- keit iſt. Auf eine aͤhnliche Art koͤnnen die Saͤtze der Grundlehre, wo es noͤthig oder nuͤtzlich iſt, mit Saͤ- tzen aus der gemeinen Erkenntniß durchflochten wer- den, ohne daß man dabey vergeſſe, daß jene zur wiſſenſchaftlichen Grundlehre, dieſe aber zur gemei- nen Erkenntniß gehoͤren, und dabey nur in Form von Anmerkungen, Erlaͤuterungen ꝛc. vorkommen. Eine Ontologie raiſonnée, oder eine mit logiſchen Anmer- kungen und Beurtheilungen durchflochtene Grund- lehre wuͤrde ein aͤhnliches Ausſehen haben, und nicht von den ſchlechteſten ſeyn. Jch werde eben daher auch im folgenden mit ſolchen Anmerkungen nicht ſparſam ſeyn. §. 39. Jn Anſehung der Allgemeinheit der Saͤtze koͤnnen beſonders diejenigen einige Schwierigkeiten verurſa- chen, die auf eine tranſcendente Art allgemein ſind, und daher auf die Jntellectualwelt und auf die Koͤrper- welt Lamb. Archit. I. B. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/69
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/69>, abgerufen am 21.11.2024.