übrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche Vorbereitung finden.
§. 27.
Da man also in Ansehung der Worterklärungen noch nicht so systematisch verfahren kann, so hat man dazu andere Mittel gesucht, sie in einzeln Fällen zu machen, und dieß geschieht besonders durch Ver- hältnißbegriffe. Man bestimmt nämlich die Sa- che, deren Namen man erklären will, durch ihre Ver- hältniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter sind, oder als bekannter angenommen werden können, z. E. die Mittel durch die Absichten, das Ganze durch seine Theile, die Ursachen durch die Wirkungen, die Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab- sichten etc. Und dabey ist es genug, wenn man so viel anzeiget, als hinlänglich ist, die durch das Wort vorgestellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be- griff kenntlich zu machen. Da man voraus setzet, daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Wörter eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort, dessen Bedeutung dadurch bestimmt, kenntlich ge- macht und angegeben werden soll; so läßt sich auch hiebey etwas Systematisches gedenken, weil die ein- mal definirten Wörter wiederum zum Definiren an- derer Wörter können gebraucht werden. Allein wenn man logische Cirkel vermeiden und ein vollständiges und nettes System von Worterklärungen herausbrin- gen will, so verfällt man nothwendig auf das vorhin (§. 26.) beschriebene, welches mehr Grammatisches und Charakteristisches hat. Es fängt ganz von hin- ten an, weil die erste Grundlage dazu von den Sin- nen hergenommen ist. Hingegen müssen die Sach- erklärungen ganz von vorn, das ist, von den ein- fachen Begriffen anfangen, wenn sie systematisch
und
B 4
einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
uͤbrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche Vorbereitung finden.
§. 27.
Da man alſo in Anſehung der Worterklaͤrungen noch nicht ſo ſyſtematiſch verfahren kann, ſo hat man dazu andere Mittel geſucht, ſie in einzeln Faͤllen zu machen, und dieß geſchieht beſonders durch Ver- haͤltnißbegriffe. Man beſtimmt naͤmlich die Sa- che, deren Namen man erklaͤren will, durch ihre Ver- haͤltniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter ſind, oder als bekannter angenommen werden koͤnnen, z. E. die Mittel durch die Abſichten, das Ganze durch ſeine Theile, die Urſachen durch die Wirkungen, die Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab- ſichten ꝛc. Und dabey iſt es genug, wenn man ſo viel anzeiget, als hinlaͤnglich iſt, die durch das Wort vorgeſtellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be- griff kenntlich zu machen. Da man voraus ſetzet, daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Woͤrter eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort, deſſen Bedeutung dadurch beſtimmt, kenntlich ge- macht und angegeben werden ſoll; ſo laͤßt ſich auch hiebey etwas Syſtematiſches gedenken, weil die ein- mal definirten Woͤrter wiederum zum Definiren an- derer Woͤrter koͤnnen gebraucht werden. Allein wenn man logiſche Cirkel vermeiden und ein vollſtaͤndiges und nettes Syſtem von Worterklaͤrungen herausbrin- gen will, ſo verfaͤllt man nothwendig auf das vorhin (§. 26.) beſchriebene, welches mehr Grammatiſches und Charakteriſtiſches hat. Es faͤngt ganz von hin- ten an, weil die erſte Grundlage dazu von den Sin- nen hergenommen iſt. Hingegen muͤſſen die Sach- erklaͤrungen ganz von vorn, das iſt, von den ein- fachen Begriffen anfangen, wenn ſie ſyſtematiſch
und
B 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0059"n="23"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.</hi></fw><lb/>
uͤbrigens in des <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Comenii</hi> Orbc picto</hi> eine ziemliche<lb/>
Vorbereitung finden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 27.</head><lb/><p>Da man alſo in Anſehung der <hirendition="#fr">Worterklaͤrungen</hi><lb/>
noch nicht ſo ſyſtematiſch verfahren kann, ſo hat man<lb/>
dazu andere Mittel geſucht, ſie in einzeln Faͤllen zu<lb/>
machen, und dieß geſchieht beſonders durch <hirendition="#fr">Ver-<lb/>
haͤltnißbegriffe.</hi> Man beſtimmt naͤmlich die Sa-<lb/>
che, deren Namen man erklaͤren will, durch ihre Ver-<lb/>
haͤltniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter<lb/>ſind, oder als bekannter angenommen werden koͤnnen,<lb/>
z. E. die Mittel durch die Abſichten, das Ganze durch<lb/>ſeine Theile, die Urſachen durch die Wirkungen, die<lb/>
Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab-<lb/>ſichten ꝛc. Und dabey iſt es genug, wenn man ſo<lb/>
viel anzeiget, als hinlaͤnglich iſt, die durch das Wort<lb/>
vorgeſtellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be-<lb/>
griff kenntlich zu machen. Da man voraus ſetzet,<lb/>
daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Woͤrter<lb/>
eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort,<lb/>
deſſen Bedeutung dadurch beſtimmt, kenntlich ge-<lb/>
macht und angegeben werden ſoll; ſo laͤßt ſich auch<lb/>
hiebey etwas Syſtematiſches gedenken, weil die ein-<lb/>
mal definirten Woͤrter wiederum zum Definiren an-<lb/>
derer Woͤrter koͤnnen gebraucht werden. Allein wenn<lb/>
man logiſche Cirkel vermeiden und ein vollſtaͤndiges<lb/>
und nettes Syſtem von Worterklaͤrungen herausbrin-<lb/>
gen will, ſo verfaͤllt man nothwendig auf das vorhin<lb/>
(§. 26.) beſchriebene, welches mehr Grammatiſches<lb/>
und Charakteriſtiſches hat. Es faͤngt ganz von hin-<lb/>
ten an, weil die erſte Grundlage dazu von den Sin-<lb/>
nen hergenommen iſt. Hingegen muͤſſen die <hirendition="#fr">Sach-<lb/>
erklaͤrungen</hi> ganz von vorn, das iſt, von den ein-<lb/>
fachen Begriffen anfangen, wenn ſie ſyſtematiſch<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[23/0059]
einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
uͤbrigens in des Comenii Orbc picto eine ziemliche
Vorbereitung finden.
§. 27.
Da man alſo in Anſehung der Worterklaͤrungen
noch nicht ſo ſyſtematiſch verfahren kann, ſo hat man
dazu andere Mittel geſucht, ſie in einzeln Faͤllen zu
machen, und dieß geſchieht beſonders durch Ver-
haͤltnißbegriffe. Man beſtimmt naͤmlich die Sa-
che, deren Namen man erklaͤren will, durch ihre Ver-
haͤltniß zu andern Sachen, deren Namen bekannter
ſind, oder als bekannter angenommen werden koͤnnen,
z. E. die Mittel durch die Abſichten, das Ganze durch
ſeine Theile, die Urſachen durch die Wirkungen, die
Handlungen durch die Werkzeuge, Gliedmaßen, Ab-
ſichten ꝛc. Und dabey iſt es genug, wenn man ſo
viel anzeiget, als hinlaͤnglich iſt, die durch das Wort
vorgeſtellte Sache oder den dadurch angedeuteten Be-
griff kenntlich zu machen. Da man voraus ſetzet,
daß die in der Nominaldefinition gebrauchten Woͤrter
eine bekanntere Bedeutung haben, als das Wort,
deſſen Bedeutung dadurch beſtimmt, kenntlich ge-
macht und angegeben werden ſoll; ſo laͤßt ſich auch
hiebey etwas Syſtematiſches gedenken, weil die ein-
mal definirten Woͤrter wiederum zum Definiren an-
derer Woͤrter koͤnnen gebraucht werden. Allein wenn
man logiſche Cirkel vermeiden und ein vollſtaͤndiges
und nettes Syſtem von Worterklaͤrungen herausbrin-
gen will, ſo verfaͤllt man nothwendig auf das vorhin
(§. 26.) beſchriebene, welches mehr Grammatiſches
und Charakteriſtiſches hat. Es faͤngt ganz von hin-
ten an, weil die erſte Grundlage dazu von den Sin-
nen hergenommen iſt. Hingegen muͤſſen die Sach-
erklaͤrungen ganz von vorn, das iſt, von den ein-
fachen Begriffen anfangen, wenn ſie ſyſtematiſch
und
B 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/59>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.