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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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einer wissenschaftlichen Grundlehre.
dieses angehen könne, davon kommen in der Wol-
fischen
Vernunftlehre wenige oder keine Regeln, in
der Metaphysic wenige oder keine Beyspiele vor.
Jn seiner Moral gebraucht er diese Methode, weil
er als ein Postulatum annehmen konnte: daß sich
bey jeder von dem freyen Willen des Men-
schen abhängenden Art der Vollkommenheit
eine Fertigkeit gedenken lasse, welche unter
dem Namen von irgend einer Tugend vor-
kommen müsse.
Denn so hatte Wolf nur diese
Arten der Vollkommenheit aufzusuchen. Hiezu hatte
er nun den ganzen Menschen, als ein Datum, und
selbst die Sprache both ihm Namen von Tugenden
an, die ihm zeigten, wo er zu suchen habe. Wolf
merket auch in seiner deutschen Vernunftlehre an,
daß ihm dieses in der Moral gelungen sey. Es
hätte ihm auch in der Metaphysic gelingen können,
wenn er darinn den Menschen, als ein Datum ange-
nommen, die einfachen Begriffe aufgesuchet, und die
Grundsätze und Forderungen, die sie anbiethen, da-
zu angewandt hätte. Allein Wolf scheint es für
nothwendiger und möglicher angesehen zu haben, ein-
fache Dinge, als aber einfache Begriffe aufzusu-
chen, und ließe sich es nicht in Sinn kommen, z. E.
die Ausdehnung und die Dauer, oder den Raum
und die Zeit, als einfache Begriffe anzusehen, und
glaubete sich vielmehr bemüßiget, von beyden Defi-
nitionen zu geben, indem er den Raum durch die
Ordnung außer oder neben einander liegender Din-
ge, die Zeit aber durch die Ordnung auf einander
folgender Dinge erklärete. Diese beyden Definitio-
nen enthalten aber keine innere Merkmaale, sondern
nur Verhältnißbegriffe von Raum und Zeit zu
den Dingen, die ausgedehnet sind und dauern, oder

auf

einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre.
dieſes angehen koͤnne, davon kommen in der Wol-
fiſchen
Vernunftlehre wenige oder keine Regeln, in
der Metaphyſic wenige oder keine Beyſpiele vor.
Jn ſeiner Moral gebraucht er dieſe Methode, weil
er als ein Poſtulatum annehmen konnte: daß ſich
bey jeder von dem freyen Willen des Men-
ſchen abhaͤngenden Art der Vollkommenheit
eine Fertigkeit gedenken laſſe, welche unter
dem Namen von irgend einer Tugend vor-
kommen muͤſſe.
Denn ſo hatte Wolf nur dieſe
Arten der Vollkommenheit aufzuſuchen. Hiezu hatte
er nun den ganzen Menſchen, als ein Datum, und
ſelbſt die Sprache both ihm Namen von Tugenden
an, die ihm zeigten, wo er zu ſuchen habe. Wolf
merket auch in ſeiner deutſchen Vernunftlehre an,
daß ihm dieſes in der Moral gelungen ſey. Es
haͤtte ihm auch in der Metaphyſic gelingen koͤnnen,
wenn er darinn den Menſchen, als ein Datum ange-
nommen, die einfachen Begriffe aufgeſuchet, und die
Grundſaͤtze und Forderungen, die ſie anbiethen, da-
zu angewandt haͤtte. Allein Wolf ſcheint es fuͤr
nothwendiger und moͤglicher angeſehen zu haben, ein-
fache Dinge, als aber einfache Begriffe aufzuſu-
chen, und ließe ſich es nicht in Sinn kommen, z. E.
die Ausdehnung und die Dauer, oder den Raum
und die Zeit, als einfache Begriffe anzuſehen, und
glaubete ſich vielmehr bemuͤßiget, von beyden Defi-
nitionen zu geben, indem er den Raum durch die
Ordnung außer oder neben einander liegender Din-
ge, die Zeit aber durch die Ordnung auf einander
folgender Dinge erklaͤrete. Dieſe beyden Definitio-
nen enthalten aber keine innere Merkmaale, ſondern
nur Verhaͤltnißbegriffe von Raum und Zeit zu
den Dingen, die ausgedehnet ſind und dauern, oder

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[11/0047] einer wiſſenſchaftlichen Grundlehre. dieſes angehen koͤnne, davon kommen in der Wol- fiſchen Vernunftlehre wenige oder keine Regeln, in der Metaphyſic wenige oder keine Beyſpiele vor. Jn ſeiner Moral gebraucht er dieſe Methode, weil er als ein Poſtulatum annehmen konnte: daß ſich bey jeder von dem freyen Willen des Men- ſchen abhaͤngenden Art der Vollkommenheit eine Fertigkeit gedenken laſſe, welche unter dem Namen von irgend einer Tugend vor- kommen muͤſſe. Denn ſo hatte Wolf nur dieſe Arten der Vollkommenheit aufzuſuchen. Hiezu hatte er nun den ganzen Menſchen, als ein Datum, und ſelbſt die Sprache both ihm Namen von Tugenden an, die ihm zeigten, wo er zu ſuchen habe. Wolf merket auch in ſeiner deutſchen Vernunftlehre an, daß ihm dieſes in der Moral gelungen ſey. Es haͤtte ihm auch in der Metaphyſic gelingen koͤnnen, wenn er darinn den Menſchen, als ein Datum ange- nommen, die einfachen Begriffe aufgeſuchet, und die Grundſaͤtze und Forderungen, die ſie anbiethen, da- zu angewandt haͤtte. Allein Wolf ſcheint es fuͤr nothwendiger und moͤglicher angeſehen zu haben, ein- fache Dinge, als aber einfache Begriffe aufzuſu- chen, und ließe ſich es nicht in Sinn kommen, z. E. die Ausdehnung und die Dauer, oder den Raum und die Zeit, als einfache Begriffe anzuſehen, und glaubete ſich vielmehr bemuͤßiget, von beyden Defi- nitionen zu geben, indem er den Raum durch die Ordnung außer oder neben einander liegender Din- ge, die Zeit aber durch die Ordnung auf einander folgender Dinge erklaͤrete. Dieſe beyden Definitio- nen enthalten aber keine innere Merkmaale, ſondern nur Verhaͤltnißbegriffe von Raum und Zeit zu den Dingen, die ausgedehnet ſind und dauern, oder auf

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/47>, abgerufen am 27.11.2024.