Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.XII. Hauptstück. rechte Lage. Jn Absicht auf das Jnstrument selbstaber die Dauerhaftigkeit, das Einfache und die Bequemlichkeit. Die Optic giebt hierinn Sätze, welchen den Grad dieser Absichten und ihre Maxima bestimmen, und zugleich auch zeigen, wie sie einan- der einschränken. Die absolute Deutlichkeit ist eine Einheit, und was derselben abgeht läßt sich vermit- telst des Zerstreuungskreises auf dem Augennetze be- stimmen, und giebt die Grade der Undeutlichkeit. Die Deutlichkeit gewinnt bey der größern Helligkeit, so fern der Augenstern dadurch enger wird, sie verleuret aber auch, so fern man dem Objectivglase, größere Oeffnung giebt. Sie gewinnt ebenfalls bey der Ver- größerung, weil man kleinere Theile des Objectes sieht, sie verleuret aber auch dabey, weil die Bre- chung der farbichten Stralen verschieden ist. Die- sem letztern Mangel hat man nun Mittel gefunden, indem man statt eines Objectivglases zwey von ver- schiedener Art von Glas nimmt, und dadurch hat man zugleich den Vortheil erhalten, daß man die Fernröhren kürzer und geschmeidiger machen kann, ohne von der Vergrößerung und Deutlichkeit etwas zu verlieren etc. §. 357. Bey der Vollkommenheit einer Sache können wir richter
XII. Hauptſtuͤck. rechte Lage. Jn Abſicht auf das Jnſtrument ſelbſtaber die Dauerhaftigkeit, das Einfache und die Bequemlichkeit. Die Optic giebt hierinn Saͤtze, welchen den Grad dieſer Abſichten und ihre Maxima beſtimmen, und zugleich auch zeigen, wie ſie einan- der einſchraͤnken. Die abſolute Deutlichkeit iſt eine Einheit, und was derſelben abgeht laͤßt ſich vermit- telſt des Zerſtreuungskreiſes auf dem Augennetze be- ſtimmen, und giebt die Grade der Undeutlichkeit. Die Deutlichkeit gewinnt bey der groͤßern Helligkeit, ſo fern der Augenſtern dadurch enger wird, ſie verleuret aber auch, ſo fern man dem Objectivglaſe, groͤßere Oeffnung giebt. Sie gewinnt ebenfalls bey der Ver- groͤßerung, weil man kleinere Theile des Objectes ſieht, ſie verleuret aber auch dabey, weil die Bre- chung der farbichten Stralen verſchieden iſt. Die- ſem letztern Mangel hat man nun Mittel gefunden, indem man ſtatt eines Objectivglaſes zwey von ver- ſchiedener Art von Glas nimmt, und dadurch hat man zugleich den Vortheil erhalten, daß man die Fernroͤhren kuͤrzer und geſchmeidiger machen kann, ohne von der Vergroͤßerung und Deutlichkeit etwas zu verlieren ꝛc. §. 357. Bey der Vollkommenheit einer Sache koͤnnen wir richter
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0384" n="348"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XII.</hi> Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">rechte Lage.</hi> Jn Abſicht auf das Jnſtrument ſelbſt<lb/> aber die <hi rendition="#fr">Dauerhaftigkeit,</hi> das <hi rendition="#fr">Einfache</hi> und die<lb/><hi rendition="#fr">Bequemlichkeit.</hi> Die Optic giebt hierinn Saͤtze,<lb/> welchen den Grad dieſer Abſichten und ihre <hi rendition="#aq">Maxima</hi><lb/> beſtimmen, und zugleich auch zeigen, wie ſie einan-<lb/> der einſchraͤnken. Die abſolute Deutlichkeit iſt eine<lb/> Einheit, und was derſelben abgeht laͤßt ſich vermit-<lb/> telſt des Zerſtreuungskreiſes auf dem Augennetze be-<lb/> ſtimmen, und giebt die Grade der Undeutlichkeit. Die<lb/> Deutlichkeit gewinnt bey der groͤßern Helligkeit, ſo<lb/> fern der Augenſtern dadurch enger wird, ſie verleuret<lb/> aber auch, ſo fern man dem Objectivglaſe, groͤßere<lb/> Oeffnung giebt. Sie gewinnt ebenfalls bey der Ver-<lb/> groͤßerung, weil man kleinere Theile des Objectes<lb/> ſieht, ſie verleuret aber auch dabey, weil die Bre-<lb/> chung der farbichten Stralen verſchieden iſt. Die-<lb/> ſem letztern Mangel hat man nun Mittel gefunden,<lb/> indem man ſtatt eines Objectivglaſes zwey von ver-<lb/> ſchiedener Art von Glas nimmt, und dadurch hat<lb/> man zugleich den Vortheil erhalten, daß man die<lb/> Fernroͤhren kuͤrzer und geſchmeidiger machen kann,<lb/> ohne von der Vergroͤßerung und Deutlichkeit etwas<lb/> zu verlieren ꝛc.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 357.</head><lb/> <p>Bey der Vollkommenheit einer Sache koͤnnen wir<lb/> ferner die <hi rendition="#fr">Theorie</hi> von der <hi rendition="#fr">Ausuͤbung</hi> unterſcheiden.<lb/> Die Theorie geht uͤberhaupt auf den Entwurf oder<lb/> Plan des Ganzen, und kann dabey alle geometriſche<lb/> Schaͤrfe annehmen. Sie ſtellet demnach uͤberhaupt<lb/> das <hi rendition="#fr">Bild</hi> der Sache vor, wie ſie ſeyn ſoll, um ih-<lb/> ren Abſichten Genuͤgen zu leiſten. Jn der Ausuͤbung<lb/> aber iſt es die Frage, wie genau man die Sache nach<lb/> dieſem Bilde, oder wie die Maler und neuern Kunſt-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">richter</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [348/0384]
XII. Hauptſtuͤck.
rechte Lage. Jn Abſicht auf das Jnſtrument ſelbſt
aber die Dauerhaftigkeit, das Einfache und die
Bequemlichkeit. Die Optic giebt hierinn Saͤtze,
welchen den Grad dieſer Abſichten und ihre Maxima
beſtimmen, und zugleich auch zeigen, wie ſie einan-
der einſchraͤnken. Die abſolute Deutlichkeit iſt eine
Einheit, und was derſelben abgeht laͤßt ſich vermit-
telſt des Zerſtreuungskreiſes auf dem Augennetze be-
ſtimmen, und giebt die Grade der Undeutlichkeit. Die
Deutlichkeit gewinnt bey der groͤßern Helligkeit, ſo
fern der Augenſtern dadurch enger wird, ſie verleuret
aber auch, ſo fern man dem Objectivglaſe, groͤßere
Oeffnung giebt. Sie gewinnt ebenfalls bey der Ver-
groͤßerung, weil man kleinere Theile des Objectes
ſieht, ſie verleuret aber auch dabey, weil die Bre-
chung der farbichten Stralen verſchieden iſt. Die-
ſem letztern Mangel hat man nun Mittel gefunden,
indem man ſtatt eines Objectivglaſes zwey von ver-
ſchiedener Art von Glas nimmt, und dadurch hat
man zugleich den Vortheil erhalten, daß man die
Fernroͤhren kuͤrzer und geſchmeidiger machen kann,
ohne von der Vergroͤßerung und Deutlichkeit etwas
zu verlieren ꝛc.
§. 357.
Bey der Vollkommenheit einer Sache koͤnnen wir
ferner die Theorie von der Ausuͤbung unterſcheiden.
Die Theorie geht uͤberhaupt auf den Entwurf oder
Plan des Ganzen, und kann dabey alle geometriſche
Schaͤrfe annehmen. Sie ſtellet demnach uͤberhaupt
das Bild der Sache vor, wie ſie ſeyn ſoll, um ih-
ren Abſichten Genuͤgen zu leiſten. Jn der Ausuͤbung
aber iſt es die Frage, wie genau man die Sache nach
dieſem Bilde, oder wie die Maler und neuern Kunſt-
richter
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |