Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Hauptstück.
in einer Absicht willkührlich ist, in einer andern Ab-
sicht nothwendig seyn kann. Man nehme eine be-
liebige Anzahl von Nummern, z. E. 142857, und
setze sie in eben der Ordnung 142857142857142857142 etc.
hinter einander. Dieses kann nun allerdings unend-
lich fortgehen, die Ordnung dabey ist local, und die
Nummern und Anzahl derselben schlechthin will-
kührlich.
Jch habe aber in dem dritten Bande
der Acta Heluetica erwiesen, daß alle dergleichen Rei-
hen nicht nur nach einem, sondern nach einem und
eben demselben und sehr einfachen Gesetze nothwendig
heraus kommen. Denn man verwandele nur die
angenommene Zahl, z. E. 142857 dergestalt in einen
Bruch, daß man zu dem Nenner so viele 9 nimmt,
als Nummern sind, so wird der Bruch ,
welcher = ist, in eine Decimalreihe aufgelöset,
eben diese Reihe 1428571428 etc. hervor bringen. Sie
kömmt ebenfalls heraus, wenn man , , , , in
Decimalreihen auflöset, jedoch so, daß sie einen
andern Anfang hat. Solche Reihen kommen dem-
nach im Reiche der Wahrheit nicht bloß als eine
willkührliche Combination von Nummern, sondern
in einer nothwendigen Verbindung mit den Brüchen
vor, und man kann jede als eine Quadrat, Cubic etc.
Wurzel von einer andern ansehen.

§. 329.

Wenn man eine locale Ordnung zu einer Reihe
willkührlich annimmt, und die Reihe nach derselben
fortsetzet, so machet man diese Ordnung auf eine
willkührliche Art zum Gesetze, und dieses geschieht
ohne Rücksicht auf die Frage, ob eben diese Reihe
nicht auch nach einem nothwendigen Gesetze entstehe,
und daher im Reiche der Wahrheit in irgend einer

Ver-

XI. Hauptſtuͤck.
in einer Abſicht willkuͤhrlich iſt, in einer andern Ab-
ſicht nothwendig ſeyn kann. Man nehme eine be-
liebige Anzahl von Nummern, z. E. 142857, und
ſetze ſie in eben der Ordnung 142857142857142857142 ꝛc.
hinter einander. Dieſes kann nun allerdings unend-
lich fortgehen, die Ordnung dabey iſt local, und die
Nummern und Anzahl derſelben ſchlechthin will-
kuͤhrlich.
Jch habe aber in dem dritten Bande
der Acta Heluetica erwieſen, daß alle dergleichen Rei-
hen nicht nur nach einem, ſondern nach einem und
eben demſelben und ſehr einfachen Geſetze nothwendig
heraus kommen. Denn man verwandele nur die
angenommene Zahl, z. E. 142857 dergeſtalt in einen
Bruch, daß man zu dem Nenner ſo viele 9 nimmt,
als Nummern ſind, ſo wird der Bruch ,
welcher = iſt, in eine Decimalreihe aufgeloͤſet,
eben dieſe Reihe 1428571428 ꝛc. hervor bringen. Sie
koͤmmt ebenfalls heraus, wenn man , , , , in
Decimalreihen aufloͤſet, jedoch ſo, daß ſie einen
andern Anfang hat. Solche Reihen kommen dem-
nach im Reiche der Wahrheit nicht bloß als eine
willkuͤhrliche Combination von Nummern, ſondern
in einer nothwendigen Verbindung mit den Bruͤchen
vor, und man kann jede als eine Quadrat, Cubic ꝛc.
Wurzel von einer andern anſehen.

§. 329.

Wenn man eine locale Ordnung zu einer Reihe
willkuͤhrlich annimmt, und die Reihe nach derſelben
fortſetzet, ſo machet man dieſe Ordnung auf eine
willkuͤhrliche Art zum Geſetze, und dieſes geſchieht
ohne Ruͤckſicht auf die Frage, ob eben dieſe Reihe
nicht auch nach einem nothwendigen Geſetze entſtehe,
und daher im Reiche der Wahrheit in irgend einer

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0356" n="320"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
in einer Ab&#x017F;icht <hi rendition="#fr">willku&#x0364;hrlich</hi> i&#x017F;t, in einer andern Ab-<lb/>
&#x017F;icht <hi rendition="#fr">nothwendig</hi> &#x017F;eyn kann. Man nehme eine be-<lb/>
liebige Anzahl von Nummern, z. E. 142857, und<lb/>
&#x017F;etze &#x017F;ie in eben der Ordnung 142857142857142857142 &#xA75B;c.<lb/>
hinter einander. Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">kann</hi> nun allerdings unend-<lb/>
lich fortgehen, die Ordnung dabey i&#x017F;t <hi rendition="#fr">local,</hi> und die<lb/>
Nummern und Anzahl der&#x017F;elben &#x017F;chlechthin <hi rendition="#fr">will-<lb/>
ku&#x0364;hrlich.</hi> Jch habe aber in dem dritten Bande<lb/>
der <hi rendition="#aq">Acta Heluetica</hi> erwie&#x017F;en, daß alle dergleichen Rei-<lb/>
hen nicht nur nach einem, &#x017F;ondern nach einem und<lb/>
eben dem&#x017F;elben und &#x017F;ehr einfachen Ge&#x017F;etze nothwendig<lb/>
heraus kommen. Denn man verwandele nur die<lb/>
angenommene Zahl, z. E. 142857 derge&#x017F;talt in einen<lb/>
Bruch, daß man zu dem Nenner &#x017F;o viele 9 nimmt,<lb/>
als Nummern &#x017F;ind, &#x017F;o wird der Bruch <formula notation="TeX">\frac{142857}{999999}</formula>,<lb/>
welcher = <formula notation="TeX">\frac{1}{7}</formula> i&#x017F;t, in eine Decimalreihe aufgelo&#x0364;&#x017F;et,<lb/>
eben die&#x017F;e Reihe 1428571428 &#xA75B;c. hervor bringen. Sie<lb/>
ko&#x0364;mmt ebenfalls heraus, wenn man <formula notation="TeX">\frac{2}{7}</formula>, <formula notation="TeX">\frac{3}{7}</formula>, <formula notation="TeX">\frac{4}{7}</formula>, <formula notation="TeX">\frac{5}{7}</formula>, <formula notation="TeX">\frac{6}{7}</formula> in<lb/>
Decimalreihen auflo&#x0364;&#x017F;et, jedoch &#x017F;o, daß &#x017F;ie einen<lb/>
andern Anfang hat. Solche Reihen kommen dem-<lb/>
nach im Reiche der Wahrheit nicht bloß als eine<lb/>
willku&#x0364;hrliche Combination von Nummern, &#x017F;ondern<lb/>
in einer nothwendigen Verbindung mit den Bru&#x0364;chen<lb/>
vor, und man kann jede als eine Quadrat, Cubic &#xA75B;c.<lb/>
Wurzel von einer andern an&#x017F;ehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 329.</head><lb/>
            <p>Wenn man eine locale Ordnung zu einer Reihe<lb/>
willku&#x0364;hrlich annimmt, und die Reihe nach der&#x017F;elben<lb/>
fort&#x017F;etzet, &#x017F;o machet man die&#x017F;e Ordnung auf eine<lb/>
willku&#x0364;hrliche Art zum Ge&#x017F;etze, und die&#x017F;es ge&#x017F;chieht<lb/>
ohne Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf die Frage, ob eben die&#x017F;e Reihe<lb/>
nicht auch nach einem nothwendigen Ge&#x017F;etze ent&#x017F;tehe,<lb/>
und daher im Reiche der Wahrheit in irgend einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0356] XI. Hauptſtuͤck. in einer Abſicht willkuͤhrlich iſt, in einer andern Ab- ſicht nothwendig ſeyn kann. Man nehme eine be- liebige Anzahl von Nummern, z. E. 142857, und ſetze ſie in eben der Ordnung 142857142857142857142 ꝛc. hinter einander. Dieſes kann nun allerdings unend- lich fortgehen, die Ordnung dabey iſt local, und die Nummern und Anzahl derſelben ſchlechthin will- kuͤhrlich. Jch habe aber in dem dritten Bande der Acta Heluetica erwieſen, daß alle dergleichen Rei- hen nicht nur nach einem, ſondern nach einem und eben demſelben und ſehr einfachen Geſetze nothwendig heraus kommen. Denn man verwandele nur die angenommene Zahl, z. E. 142857 dergeſtalt in einen Bruch, daß man zu dem Nenner ſo viele 9 nimmt, als Nummern ſind, ſo wird der Bruch [FORMEL], welcher = [FORMEL] iſt, in eine Decimalreihe aufgeloͤſet, eben dieſe Reihe 1428571428 ꝛc. hervor bringen. Sie koͤmmt ebenfalls heraus, wenn man [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL] in Decimalreihen aufloͤſet, jedoch ſo, daß ſie einen andern Anfang hat. Solche Reihen kommen dem- nach im Reiche der Wahrheit nicht bloß als eine willkuͤhrliche Combination von Nummern, ſondern in einer nothwendigen Verbindung mit den Bruͤchen vor, und man kann jede als eine Quadrat, Cubic ꝛc. Wurzel von einer andern anſehen. §. 329. Wenn man eine locale Ordnung zu einer Reihe willkuͤhrlich annimmt, und die Reihe nach derſelben fortſetzet, ſo machet man dieſe Ordnung auf eine willkuͤhrliche Art zum Geſetze, und dieſes geſchieht ohne Ruͤckſicht auf die Frage, ob eben dieſe Reihe nicht auch nach einem nothwendigen Geſetze entſtehe, und daher im Reiche der Wahrheit in irgend einer Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/356
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/356>, abgerufen am 23.11.2024.