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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Vor seyn und das Nach seyn.
in der vorhin angezogenen Bernoullischen Ars
coniectandi.
2°. Bey den vorhin erwähnten Decimalreihen der
Wurzeln kommen jede Nummern gleich oft vor.
Dieses ist nun eben so viel, als wenn man saget,
das Vorkommen jeder Nummer sey eben so
möglich, als das Vorkommen jeder anderer
Nummer. Und an sich betrachtet, ist es auch
eben so möglich, weil sonst ein Gesetz seyn müßte,
welches ihre Möglichkeit verminderte.
3°. Hingegen ist das Vorkommen jeder Nummer
an einer vorgegebenen Stelle nicht nur nicht
gleich möglich, sondern in jeder Decimalreihe
von Wurzeln hat jede Stelle auf eine geome-
trisch nothwendige Art ihre bestimmte Nummer,
mit völligem Ausschlusse jeder andern Nummer.
4°. Bey dem blinden Zufall aber dehnet sich das
gleichmögliche Vorkommen jeder Nummer auf
jede Stelle aus, und sie wird nur bestimmet,
wenn die Ziehung der Nummern bis dahin
wirklich fortgesetzt wird. Und diese gleiche
Möglichkeit zieht ein absolutes Nicht Voraus-
wissen nach sich.
5°. Dieses Nicht Vorauswissen ist aber in Absicht
auf uns bey den Nummern der Decimalreihen
der Wurzeln eben so absolute, weil wir die
Wurzel bis auf die Stelle wirklich ausziehen
müssen, von welcher wir die Nummer wissen
wollen. Die Analysis beut uns hiebey kein an-
deres, und um desto weniger, noch ein kürzeres
Mittel an.
6°. Da
U 5
Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
in der vorhin angezogenen Bernoulliſchen Ars
coniectandi.
2°. Bey den vorhin erwaͤhnten Decimalreihen der
Wurzeln kommen jede Nummern gleich oft vor.
Dieſes iſt nun eben ſo viel, als wenn man ſaget,
das Vorkommen jeder Nummer ſey eben ſo
moͤglich, als das Vorkommen jeder anderer
Nummer. Und an ſich betrachtet, iſt es auch
eben ſo moͤglich, weil ſonſt ein Geſetz ſeyn muͤßte,
welches ihre Moͤglichkeit verminderte.
3°. Hingegen iſt das Vorkommen jeder Nummer
an einer vorgegebenen Stelle nicht nur nicht
gleich moͤglich, ſondern in jeder Decimalreihe
von Wurzeln hat jede Stelle auf eine geome-
triſch nothwendige Art ihre beſtimmte Nummer,
mit voͤlligem Ausſchluſſe jeder andern Nummer.
4°. Bey dem blinden Zufall aber dehnet ſich das
gleichmoͤgliche Vorkommen jeder Nummer auf
jede Stelle aus, und ſie wird nur beſtimmet,
wenn die Ziehung der Nummern bis dahin
wirklich fortgeſetzt wird. Und dieſe gleiche
Moͤglichkeit zieht ein abſolutes Nicht Voraus-
wiſſen nach ſich.
5°. Dieſes Nicht Vorauswiſſen iſt aber in Abſicht
auf uns bey den Nummern der Decimalreihen
der Wurzeln eben ſo abſolute, weil wir die
Wurzel bis auf die Stelle wirklich ausziehen
muͤſſen, von welcher wir die Nummer wiſſen
wollen. Die Analyſis beut uns hiebey kein an-
deres, und um deſto weniger, noch ein kuͤrzeres
Mittel an.
6°. Da
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[313/0349] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. in der vorhin angezogenen Bernoulliſchen Ars coniectandi. 2°. Bey den vorhin erwaͤhnten Decimalreihen der Wurzeln kommen jede Nummern gleich oft vor. Dieſes iſt nun eben ſo viel, als wenn man ſaget, das Vorkommen jeder Nummer ſey eben ſo moͤglich, als das Vorkommen jeder anderer Nummer. Und an ſich betrachtet, iſt es auch eben ſo moͤglich, weil ſonſt ein Geſetz ſeyn muͤßte, welches ihre Moͤglichkeit verminderte. 3°. Hingegen iſt das Vorkommen jeder Nummer an einer vorgegebenen Stelle nicht nur nicht gleich moͤglich, ſondern in jeder Decimalreihe von Wurzeln hat jede Stelle auf eine geome- triſch nothwendige Art ihre beſtimmte Nummer, mit voͤlligem Ausſchluſſe jeder andern Nummer. 4°. Bey dem blinden Zufall aber dehnet ſich das gleichmoͤgliche Vorkommen jeder Nummer auf jede Stelle aus, und ſie wird nur beſtimmet, wenn die Ziehung der Nummern bis dahin wirklich fortgeſetzt wird. Und dieſe gleiche Moͤglichkeit zieht ein abſolutes Nicht Voraus- wiſſen nach ſich. 5°. Dieſes Nicht Vorauswiſſen iſt aber in Abſicht auf uns bey den Nummern der Decimalreihen der Wurzeln eben ſo abſolute, weil wir die Wurzel bis auf die Stelle wirklich ausziehen muͤſſen, von welcher wir die Nummer wiſſen wollen. Die Analyſis beut uns hiebey kein an- deres, und um deſto weniger, noch ein kuͤrzeres Mittel an. 6°. Da U 5

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/349>, abgerufen am 28.09.2024.