Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Vor seyn und das Nach seyn.
achtet er bis ins Unendliche fortfahre, so kommen den-
noch immer die N°. 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 etc.
beständig in eben der Ordnung heraus. Dieses ist
bey dem blinden Zufall möglich, aber es sind un-
endlich viele andere Fälle, wobey diese Zahlen in der
größten Unordnung, oder in jeder andern Ordnung
auf einander folgen können, eben so möglich.
Demnach wird die Wahrscheinlichkeit, daß ein blin-
der Zufall, und nicht ein Gesetz dabey gewesen sey,
= 0. Nun kömmt diese Reihe heraus, wenn man
in Decimalbrüche verwandelt, und zwar ist die
Nothwendigkeit, daß sie heraus komme, geometrisch
unvermeidlich.

§. 319.

Wir wollen nun den Fall umkehren, und setzen,
jemand habe unter 10 Zetteln, die mit N°. 0, 1, 2,
3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, bezeichnet sind, der Ordnung nach
die N°. 3, 141592, 653589, 793238, 462643, 383279,
502884, 197169, 399375, 105820, 974944, 592307,
816406, 286208, 993628, 034825, 342117, 067982,
148086, 513272, 306647, 093844, 6 etc. gezogen; so
wird die Unordnung, wie diese Zahlen auf einander
folgen, den Schluß angeben, daß dieser Fall unter
diejenigen gehöre, dergleichen bey dem blinden Zu-
fall am meisten möglich sind. Es drücket aber diese
Zahl, wenn sie bis ins Unendliche fortgesetzet wird,
den Umkreis des Cirkels aus, dessen Diameter = 1 ist,
und man kann beweisen, daß eben diese Unordnung
in dem Aufeinanderfolgen der Zahlen bis ins Unend-
liche fortgeht. Man wird eben solche durchgängige
Unordnungen in den Wurzeln von ganzen Zahlen fin-
den, die durch Decimalbrüche müssen ausgedrücket
werden, z. E. bey der Quadratwurzel von 2, 3, 5, 7, etc.

Nun
U 3

Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn.
achtet er bis ins Unendliche fortfahre, ſo kommen den-
noch immer die N°. 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 ꝛc.
beſtaͤndig in eben der Ordnung heraus. Dieſes iſt
bey dem blinden Zufall moͤglich, aber es ſind un-
endlich viele andere Faͤlle, wobey dieſe Zahlen in der
groͤßten Unordnung, oder in jeder andern Ordnung
auf einander folgen koͤnnen, eben ſo moͤglich.
Demnach wird die Wahrſcheinlichkeit, daß ein blin-
der Zufall, und nicht ein Geſetz dabey geweſen ſey,
= 0. Nun koͤmmt dieſe Reihe heraus, wenn man
in Decimalbruͤche verwandelt, und zwar iſt die
Nothwendigkeit, daß ſie heraus komme, geometriſch
unvermeidlich.

§. 319.

Wir wollen nun den Fall umkehren, und ſetzen,
jemand habe unter 10 Zetteln, die mit N°. 0, 1, 2,
3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, bezeichnet ſind, der Ordnung nach
die N°. 3, 141592, 653589, 793238, 462643, 383279,
502884, 197169, 399375, 105820, 974944, 592307,
816406, 286208, 993628, 034825, 342117, 067982,
148086, 513272, 306647, 093844, 6 ꝛc. gezogen; ſo
wird die Unordnung, wie dieſe Zahlen auf einander
folgen, den Schluß angeben, daß dieſer Fall unter
diejenigen gehoͤre, dergleichen bey dem blinden Zu-
fall am meiſten moͤglich ſind. Es druͤcket aber dieſe
Zahl, wenn ſie bis ins Unendliche fortgeſetzet wird,
den Umkreis des Cirkels aus, deſſen Diameter = 1 iſt,
und man kann beweiſen, daß eben dieſe Unordnung
in dem Aufeinanderfolgen der Zahlen bis ins Unend-
liche fortgeht. Man wird eben ſolche durchgaͤngige
Unordnungen in den Wurzeln von ganzen Zahlen fin-
den, die durch Decimalbruͤche muͤſſen ausgedruͤcket
werden, z. E. bey der Quadratwurzel von 2, 3, 5, 7, ꝛc.

Nun
U 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0345" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Vor &#x017F;eyn und das Nach &#x017F;eyn.</hi></fw><lb/>
achtet er bis ins Unendliche fortfahre, &#x017F;o kommen den-<lb/>
noch immer die <hi rendition="#aq">N°.</hi> 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 &#xA75B;c.<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig in eben der Ordnung heraus. Die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
bey dem blinden Zufall <hi rendition="#fr">mo&#x0364;glich,</hi> aber es &#x017F;ind un-<lb/>
endlich viele andere Fa&#x0364;lle, wobey die&#x017F;e Zahlen in der<lb/>
gro&#x0364;ßten Unordnung, oder in jeder andern Ordnung<lb/>
auf einander folgen ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#fr">eben &#x017F;o mo&#x0364;glich.</hi><lb/>
Demnach wird die Wahr&#x017F;cheinlichkeit, daß ein blin-<lb/>
der Zufall, und nicht ein Ge&#x017F;etz dabey gewe&#x017F;en &#x017F;ey,<lb/>
= 0. Nun ko&#x0364;mmt die&#x017F;e Reihe heraus, wenn man<lb/><formula notation="TeX">\frac{100}{81}</formula> in Decimalbru&#x0364;che verwandelt, und zwar i&#x017F;t die<lb/>
Nothwendigkeit, daß &#x017F;ie heraus komme, geometri&#x017F;ch<lb/>
unvermeidlich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 319.</head><lb/>
            <p>Wir wollen nun den Fall umkehren, und &#x017F;etzen,<lb/>
jemand habe unter 10 Zetteln, die mit <hi rendition="#aq">N°.</hi> 0, 1, 2,<lb/>
3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, bezeichnet &#x017F;ind, der Ordnung nach<lb/>
die <hi rendition="#aq">N°.</hi> 3, 141592, 653589, 793238, 462643, 383279,<lb/>
502884, 197169, 399375, 105820, 974944, 592307,<lb/>
816406, 286208, 993628, 034825, 342117, 067982,<lb/>
148086, 513272, 306647, 093844, 6 &#xA75B;c. gezogen; &#x017F;o<lb/>
wird die Unordnung, wie die&#x017F;e Zahlen auf einander<lb/>
folgen, den Schluß angeben, daß die&#x017F;er Fall unter<lb/>
diejenigen geho&#x0364;re, dergleichen bey dem blinden Zu-<lb/>
fall am mei&#x017F;ten mo&#x0364;glich &#x017F;ind. Es dru&#x0364;cket aber die&#x017F;e<lb/>
Zahl, wenn &#x017F;ie bis ins Unendliche fortge&#x017F;etzet wird,<lb/>
den Umkreis des Cirkels aus, de&#x017F;&#x017F;en Diameter = 1 i&#x017F;t,<lb/>
und man kann bewei&#x017F;en, daß eben die&#x017F;e Unordnung<lb/>
in dem Aufeinanderfolgen der Zahlen bis ins Unend-<lb/>
liche fortgeht. Man wird eben &#x017F;olche durchga&#x0364;ngige<lb/>
Unordnungen in den Wurzeln von ganzen Zahlen fin-<lb/>
den, die durch Decimalbru&#x0364;che mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausgedru&#x0364;cket<lb/>
werden, z. E. bey der Quadratwurzel von 2, 3, 5, 7, &#xA75B;c.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">U 3</fw><fw place="bottom" type="catch">Nun</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[309/0345] Das Vor ſeyn und das Nach ſeyn. achtet er bis ins Unendliche fortfahre, ſo kommen den- noch immer die N°. 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 4 5 6 7 9 0 1 2 3 ꝛc. beſtaͤndig in eben der Ordnung heraus. Dieſes iſt bey dem blinden Zufall moͤglich, aber es ſind un- endlich viele andere Faͤlle, wobey dieſe Zahlen in der groͤßten Unordnung, oder in jeder andern Ordnung auf einander folgen koͤnnen, eben ſo moͤglich. Demnach wird die Wahrſcheinlichkeit, daß ein blin- der Zufall, und nicht ein Geſetz dabey geweſen ſey, = 0. Nun koͤmmt dieſe Reihe heraus, wenn man [FORMEL] in Decimalbruͤche verwandelt, und zwar iſt die Nothwendigkeit, daß ſie heraus komme, geometriſch unvermeidlich. §. 319. Wir wollen nun den Fall umkehren, und ſetzen, jemand habe unter 10 Zetteln, die mit N°. 0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, bezeichnet ſind, der Ordnung nach die N°. 3, 141592, 653589, 793238, 462643, 383279, 502884, 197169, 399375, 105820, 974944, 592307, 816406, 286208, 993628, 034825, 342117, 067982, 148086, 513272, 306647, 093844, 6 ꝛc. gezogen; ſo wird die Unordnung, wie dieſe Zahlen auf einander folgen, den Schluß angeben, daß dieſer Fall unter diejenigen gehoͤre, dergleichen bey dem blinden Zu- fall am meiſten moͤglich ſind. Es druͤcket aber dieſe Zahl, wenn ſie bis ins Unendliche fortgeſetzet wird, den Umkreis des Cirkels aus, deſſen Diameter = 1 iſt, und man kann beweiſen, daß eben dieſe Unordnung in dem Aufeinanderfolgen der Zahlen bis ins Unend- liche fortgeht. Man wird eben ſolche durchgaͤngige Unordnungen in den Wurzeln von ganzen Zahlen fin- den, die durch Decimalbruͤche muͤſſen ausgedruͤcket werden, z. E. bey der Quadratwurzel von 2, 3, 5, 7, ꝛc. Nun U 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/345
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/345>, abgerufen am 24.11.2024.