Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.und das Nicht nothwendig seyn. (§. 273. seqq. 163. 164.). 2°. Die Gedenkbarkeit,und diese reichet nicht bis zum Unmöglichen oder Wi- dersprechenden, (§. 273.). Wir können aber ver- mittelst des Abstrahirens, einzelne Stücke des Mög- lichen gedenken, welche so abstract nicht existiren kön- nen, und daher, wenn wir das Weggelassene nicht mit dazu nehmen, aus dem Reiche der Wirklichkeit wegbleiben. Zu diesen beyden Arten von Möglich- keiten kömmt sodann noch die dritte, welche das Exi- stiren können betrifft, und dazu ist das Solide und mit diesem die Kräfte die erste Anlage. Was nun von den symbolischen Möglichkeiten A und nicht - A zugleich ist, das ist schlechthin nur symbolisch, von der Gedenkbarkeit ausgeschlossen, widersprechend, an sich unmöglich, und das Gegentheil nothwendig ge- denkbar, an sich möglich, zum Reiche der Wahrhei- ten gehörend etc. Was für sich Gedenkbar ist, das ist schlechthin oder absolute nothwendig gedenkbar, die Grundlage zum Reiche der Wahrheit, und jeder ge- denkbaren Folgen, hingegen ohne Kräfte und Soli- des, weder wirklich existirend, noch wirklich gedenk- bar. Und von mehreren an sich gedenkbaren Mög- lichkeiten existirt, mit Ausschluß derer, die das Ge- gentheil wären, jedesmal nur eine, und in so ferne oder bedingnißweise nothwendig. Endlich da die Existenz, als ein einfacher Begriff schlechthin ge- denkbar, folglich nicht A und Nicht - A ist, so ist derselbe auch schlechthin nicht ein Prädicat ohne Sub- ject, (§. 261. N°. 3. 2.). Es giebt demnach auf eine schlechterdings nothwendige Art wenigstens ein Sub- ject A, dem die Existenz als ein Prädicat zukömmt, oder es ist schlechterdings unmöglich, daß nichts existire. Zehentes S 4
und das Nicht nothwendig ſeyn. (§. 273. ſeqq. 163. 164.). 2°. Die Gedenkbarkeit,und dieſe reichet nicht bis zum Unmoͤglichen oder Wi- derſprechenden, (§. 273.). Wir koͤnnen aber ver- mittelſt des Abſtrahirens, einzelne Stuͤcke des Moͤg- lichen gedenken, welche ſo abſtract nicht exiſtiren koͤn- nen, und daher, wenn wir das Weggelaſſene nicht mit dazu nehmen, aus dem Reiche der Wirklichkeit wegbleiben. Zu dieſen beyden Arten von Moͤglich- keiten koͤmmt ſodann noch die dritte, welche das Exi- ſtiren koͤnnen betrifft, und dazu iſt das Solide und mit dieſem die Kraͤfte die erſte Anlage. Was nun von den ſymboliſchen Moͤglichkeiten A und nicht ‒ A zugleich iſt, das iſt ſchlechthin nur ſymboliſch, von der Gedenkbarkeit ausgeſchloſſen, widerſprechend, an ſich unmoͤglich, und das Gegentheil nothwendig ge- denkbar, an ſich moͤglich, zum Reiche der Wahrhei- ten gehoͤrend ꝛc. Was fuͤr ſich Gedenkbar iſt, das iſt ſchlechthin oder abſolute nothwendig gedenkbar, die Grundlage zum Reiche der Wahrheit, und jeder ge- denkbaren Folgen, hingegen ohne Kraͤfte und Soli- des, weder wirklich exiſtirend, noch wirklich gedenk- bar. Und von mehreren an ſich gedenkbaren Moͤg- lichkeiten exiſtirt, mit Ausſchluß derer, die das Ge- gentheil waͤren, jedesmal nur eine, und in ſo ferne oder bedingnißweiſe nothwendig. Endlich da die Exiſtenz, als ein einfacher Begriff ſchlechthin ge- denkbar, folglich nicht A und Nicht ‒ A iſt, ſo iſt derſelbe auch ſchlechthin nicht ein Praͤdicat ohne Sub- ject, (§. 261. N°. 3. 2.). Es giebt demnach auf eine ſchlechterdings nothwendige Art wenigſtens ein Sub- ject A, dem die Exiſtenz als ein Praͤdicat zukoͤmmt, oder es iſt ſchlechterdings unmoͤglich, daß nichts exiſtire. Zehentes S 4
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und das Nicht nothwendig ſeyn.
(§. 273. ſeqq. 163. 164.). 2°. Die Gedenkbarkeit,
und dieſe reichet nicht bis zum Unmoͤglichen oder Wi-
derſprechenden, (§. 273.). Wir koͤnnen aber ver-
mittelſt des Abſtrahirens, einzelne Stuͤcke des Moͤg-
lichen gedenken, welche ſo abſtract nicht exiſtiren koͤn-
nen, und daher, wenn wir das Weggelaſſene nicht
mit dazu nehmen, aus dem Reiche der Wirklichkeit
wegbleiben. Zu dieſen beyden Arten von Moͤglich-
keiten koͤmmt ſodann noch die dritte, welche das Exi-
ſtiren koͤnnen betrifft, und dazu iſt das Solide und
mit dieſem die Kraͤfte die erſte Anlage. Was nun von
den ſymboliſchen Moͤglichkeiten A und nicht ‒ A
zugleich iſt, das iſt ſchlechthin nur ſymboliſch, von
der Gedenkbarkeit ausgeſchloſſen, widerſprechend, an
ſich unmoͤglich, und das Gegentheil nothwendig ge-
denkbar, an ſich moͤglich, zum Reiche der Wahrhei-
ten gehoͤrend ꝛc. Was fuͤr ſich Gedenkbar iſt, das iſt
ſchlechthin oder abſolute nothwendig gedenkbar, die
Grundlage zum Reiche der Wahrheit, und jeder ge-
denkbaren Folgen, hingegen ohne Kraͤfte und Soli-
des, weder wirklich exiſtirend, noch wirklich gedenk-
bar. Und von mehreren an ſich gedenkbaren Moͤg-
lichkeiten exiſtirt, mit Ausſchluß derer, die das Ge-
gentheil waͤren, jedesmal nur eine, und in ſo ferne
oder bedingnißweiſe nothwendig. Endlich da die
Exiſtenz, als ein einfacher Begriff ſchlechthin ge-
denkbar, folglich nicht A und Nicht ‒ A iſt, ſo iſt
derſelbe auch ſchlechthin nicht ein Praͤdicat ohne Sub-
ject, (§. 261. N°. 3. 2.). Es giebt demnach auf eine
ſchlechterdings nothwendige Art wenigſtens ein Sub-
ject A, dem die Exiſtenz als ein Praͤdicat zukoͤmmt,
oder es iſt ſchlechterdings unmoͤglich, daß nichts
exiſtire.
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