Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn 2°. Jst Nicht - B an sich unmöglich, so ist der Beweis davon, und so auch die Bedingung, daß A ein möglicher Begriff sey, zu dem Be- weise der Nothwendigkeit des Satzes zureichend. Denn ein unmögliches Prädicat kommt keinem realen oder an sich möglichen Subjecte zu, (§. 261. N°. 2. §. 265. N°. 2.). 3°. Wir merken hiebey an, daß das Nicht - B keinen an sich unmöglichen Begriff vorstellen kann, es sey denn B eine so allgemeine Be- stimmung, die schlechthin in allen möglichen Indiuiduis vorkomme, weil nur alsdenn der Terminus infinitus Nicht - B = 0 wird, (§. 262. N°. 6.). 4°. Jst aber das Nicht - B eine an sich mögliche Bestimmung, so bleibt es dennoch aus dem A weg, so lange die Bestimmung B in A ist. Denn sonst würde es B und Nicht - B zugleich seyn, welches nicht angeht, so lange A etwas Mögliches vorstellet, (§. 261. N°. 1. §. 265. N°. 1.). Das will nun sagen: A ist nothwendig B, so lange es B ist: Oder im Reiche der Wahr- heit, und so auch im Reiche der Möglichkeit, ist alles nothwendig. 5°. Es ist aber hier nicht die Frage, ob jede Be- stimmungen Nicht - B von A ausgeschlossen seyn, so lange A, B ist? Denn dieses ist für sich klar, und folget aus der Art, wie wir oben die Beschaffenheit des Termini infiniti erörtert haben, nothwendig, (§. 257.): sondern die Fra- ge ist, wie sich es erkennen lasse, ob diejenigen Bestimmungen C, welche A ohne Rücksicht auf die Bestimmung B hat, in A nicht wären, wenn
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn 2°. Jſt Nicht ‒ B an ſich unmoͤglich, ſo iſt der Beweis davon, und ſo auch die Bedingung, daß A ein moͤglicher Begriff ſey, zu dem Be- weiſe der Nothwendigkeit des Satzes zureichend. Denn ein unmoͤgliches Praͤdicat kommt keinem realen oder an ſich moͤglichen Subjecte zu, (§. 261. N°. 2. §. 265. N°. 2.). 3°. Wir merken hiebey an, daß das Nicht ‒ B keinen an ſich unmoͤglichen Begriff vorſtellen kann, es ſey denn B eine ſo allgemeine Be- ſtimmung, die ſchlechthin in allen moͤglichen Indiuiduis vorkomme, weil nur alsdenn der Terminus infinitus Nicht ‒ B = 0 wird, (§. 262. N°. 6.). 4°. Jſt aber das Nicht ‒ B eine an ſich moͤgliche Beſtimmung, ſo bleibt es dennoch aus dem A weg, ſo lange die Beſtimmung B in A iſt. Denn ſonſt wuͤrde es B und Nicht ‒ B zugleich ſeyn, welches nicht angeht, ſo lange A etwas Moͤgliches vorſtellet, (§. 261. N°. 1. §. 265. N°. 1.). Das will nun ſagen: A iſt nothwendig B, ſo lange es B iſt: Oder im Reiche der Wahr- heit, und ſo auch im Reiche der Moͤglichkeit, iſt alles nothwendig. 5°. Es iſt aber hier nicht die Frage, ob jede Be- ſtimmungen Nicht ‒ B von A ausgeſchloſſen ſeyn, ſo lange A, B iſt? Denn dieſes iſt fuͤr ſich klar, und folget aus der Art, wie wir oben die Beſchaffenheit des Termini infiniti eroͤrtert haben, nothwendig, (§. 257.): ſondern die Fra- ge iſt, wie ſich es erkennen laſſe, ob diejenigen Beſtimmungen C, welche A ohne Ruͤckſicht auf die Beſtimmung B hat, in A nicht waͤren, wenn
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IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
2°. Jſt Nicht ‒ B an ſich unmoͤglich, ſo iſt der
Beweis davon, und ſo auch die Bedingung,
daß A ein moͤglicher Begriff ſey, zu dem Be-
weiſe der Nothwendigkeit des Satzes zureichend.
Denn ein unmoͤgliches Praͤdicat kommt keinem
realen oder an ſich moͤglichen Subjecte zu,
(§. 261. N°. 2. §. 265. N°. 2.).
3°. Wir merken hiebey an, daß das Nicht ‒ B
keinen an ſich unmoͤglichen Begriff vorſtellen
kann, es ſey denn B eine ſo allgemeine Be-
ſtimmung, die ſchlechthin in allen moͤglichen
Indiuiduis vorkomme, weil nur alsdenn der
Terminus infinitus Nicht ‒ B = 0 wird,
(§. 262. N°. 6.).
4°. Jſt aber das Nicht ‒ B eine an ſich moͤgliche
Beſtimmung, ſo bleibt es dennoch aus dem A
weg, ſo lange die Beſtimmung B in A iſt.
Denn ſonſt wuͤrde es B und Nicht ‒ B zugleich
ſeyn, welches nicht angeht, ſo lange A etwas
Moͤgliches vorſtellet, (§. 261. N°. 1. §. 265. N°. 1.).
Das will nun ſagen: A iſt nothwendig B,
ſo lange es B iſt: Oder im Reiche der Wahr-
heit, und ſo auch im Reiche der Moͤglichkeit,
iſt alles nothwendig.
5°. Es iſt aber hier nicht die Frage, ob jede Be-
ſtimmungen Nicht ‒ B von A ausgeſchloſſen
ſeyn, ſo lange A, B iſt? Denn dieſes iſt fuͤr
ſich klar, und folget aus der Art, wie wir oben
die Beſchaffenheit des Termini infiniti eroͤrtert
haben, nothwendig, (§. 257.): ſondern die Fra-
ge iſt, wie ſich es erkennen laſſe, ob diejenigen
Beſtimmungen C, welche A ohne Ruͤckſicht auf
die Beſtimmung B hat, in A nicht waͤren,
wenn
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