Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.IX. Hauptst. Das Nothwendig seyn lassen sich überhaupt alle diese Arten und Gattungen,welche unter Nicht - A gehören, der Art oder Gat- tung A entgegen setzen, sie mögen nun noch viele oder wenige gemeinsame Merkmale haben. Jndessen wer- den die eigentlichen Nebenarten des A, welche näm- lich mit A zugleich unter die nächst höhere Gattung des A gehören, dem A auf eine unmittelbarere Art entgegengesetzt, und in dieser Absicht aus der ganzen Classe der Nicht - A, besonders herausgenommen. Auf diese Art setzet man z. E. die Tugend dem La- ster, und beyde, so fern sie freye Handlungen sind, den gezwungenen und bloß maschinenmäßigen Handlungen entgegen. Alles dieses geschieht aus eben dem Grunde, aus welchem man Indiuidua in Arten, und diese in stufenweise höhere Gattungen eintheilet. Das allgemeinste Gegentheil von A ist demnach der Terminus infinitus Nicht - A, das specialeste aber sind die Nebenarten von A. Die Mittelstufen sind die Nebengattungen je- der höhern Gattung von A. Was unter den Terminum infinitum einer höhern Gattung des A gehöret, gehöret dadurch an sich schon unter den Terminum infinitum Nicht - A. Z. E. Der Schall ist nicht roth, denn er gehöret gar nicht unter die Farben. Ein Stein ist nicht tugendhaft, denn er gehöret garnicht in das Bezirk freyhandelnder Sub- stanzen etc. §. 271. Wir haben aber bey den Sätzen nicht nur das ist auch
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn laſſen ſich uͤberhaupt alle dieſe Arten und Gattungen,welche unter Nicht ‒ A gehoͤren, der Art oder Gat- tung A entgegen ſetzen, ſie moͤgen nun noch viele oder wenige gemeinſame Merkmale haben. Jndeſſen wer- den die eigentlichen Nebenarten des A, welche naͤm- lich mit A zugleich unter die naͤchſt hoͤhere Gattung des A gehoͤren, dem A auf eine unmittelbarere Art entgegengeſetzt, und in dieſer Abſicht aus der ganzen Claſſe der Nicht ‒ A, beſonders herausgenommen. Auf dieſe Art ſetzet man z. E. die Tugend dem La- ſter, und beyde, ſo fern ſie freye Handlungen ſind, den gezwungenen und bloß maſchinenmaͤßigen Handlungen entgegen. Alles dieſes geſchieht aus eben dem Grunde, aus welchem man Indiuidua in Arten, und dieſe in ſtufenweiſe hoͤhere Gattungen eintheilet. Das allgemeinſte Gegentheil von A iſt demnach der Terminus infinitus Nicht ‒ A, das ſpecialeſte aber ſind die Nebenarten von A. Die Mittelſtufen ſind die Nebengattungen je- der hoͤhern Gattung von A. Was unter den Terminum infinitum einer hoͤhern Gattung des A gehoͤret, gehoͤret dadurch an ſich ſchon unter den Terminum infinitum Nicht ‒ A. Z. E. Der Schall iſt nicht roth, denn er gehoͤret gar nicht unter die Farben. Ein Stein iſt nicht tugendhaft, denn er gehoͤret garnicht in das Bezirk freyhandelnder Sub- ſtanzen ꝛc. §. 271. Wir haben aber bey den Saͤtzen nicht nur das iſt auch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0292" n="256"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IX.</hi> Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn</hi></fw><lb/> laſſen ſich uͤberhaupt alle dieſe Arten und Gattungen,<lb/> welche unter <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> gehoͤren, der Art oder Gat-<lb/> tung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> entgegen ſetzen, ſie moͤgen nun noch viele oder<lb/> wenige gemeinſame Merkmale haben. Jndeſſen wer-<lb/> den die eigentlichen Nebenarten des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> welche naͤm-<lb/> lich mit <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> zugleich unter die naͤchſt hoͤhere Gattung<lb/> des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> gehoͤren, dem <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> auf eine unmittelbarere Art<lb/> entgegengeſetzt, und in dieſer Abſicht aus der ganzen<lb/> Claſſe der <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> beſonders herausgenommen.<lb/> Auf dieſe Art ſetzet man z. E. die <hi rendition="#fr">Tugend</hi> dem <hi rendition="#fr">La-<lb/> ſter,</hi> und beyde, ſo fern ſie <hi rendition="#fr">freye Handlungen</hi> ſind,<lb/> den <hi rendition="#fr">gezwungenen</hi> und <hi rendition="#fr">bloß maſchinenmaͤßigen</hi><lb/> Handlungen entgegen. Alles dieſes geſchieht aus<lb/> eben dem Grunde, aus welchem man <hi rendition="#aq">Indiuidua</hi> in<lb/> Arten, und dieſe in ſtufenweiſe hoͤhere Gattungen<lb/> eintheilet. <hi rendition="#fr">Das allgemeinſte Gegentheil von</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">iſt demnach der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Terminus infinitus</hi></hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi><lb/><hi rendition="#fr">das ſpecialeſte aber ſind die Nebenarten von</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Die Mittelſtufen ſind die Nebengattungen je-<lb/> der hoͤhern Gattung von</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi> <hi rendition="#fr">Was unter den</hi><lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Terminum infinitum</hi></hi> <hi rendition="#fr">einer hoͤhern Gattung des</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">gehoͤret, gehoͤret dadurch an ſich ſchon unter<lb/> den</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Terminum infinitum</hi></hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi> Z. E. Der<lb/> Schall iſt nicht roth, denn er gehoͤret gar nicht unter<lb/> die Farben. Ein Stein iſt nicht tugendhaft, denn er<lb/> gehoͤret garnicht in das Bezirk freyhandelnder Sub-<lb/> ſtanzen ꝛc.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 271.</head><lb/> <p>Wir haben aber bey den Saͤtzen nicht nur das <hi rendition="#fr">iſt</hi><lb/> und das <hi rendition="#fr">iſt nicht,</hi> und ſo auch in Abſicht auf die Be-<lb/> griffe und Beſtimmungen das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> und das <hi rendition="#fr">Nicht</hi> ‒ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/> einander entgegen zu ſetzen, ſondern das: <hi rendition="#fr">Alle,<lb/> Nicht ‒ Alle, Kein:</hi> giebt uns noch eine dritte<lb/> Claſſe an, weil dieſe Stufen einander allerdings<lb/> <fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [256/0292]
IX. Hauptſt. Das Nothwendig ſeyn
laſſen ſich uͤberhaupt alle dieſe Arten und Gattungen,
welche unter Nicht ‒ A gehoͤren, der Art oder Gat-
tung A entgegen ſetzen, ſie moͤgen nun noch viele oder
wenige gemeinſame Merkmale haben. Jndeſſen wer-
den die eigentlichen Nebenarten des A, welche naͤm-
lich mit A zugleich unter die naͤchſt hoͤhere Gattung
des A gehoͤren, dem A auf eine unmittelbarere Art
entgegengeſetzt, und in dieſer Abſicht aus der ganzen
Claſſe der Nicht ‒ A, beſonders herausgenommen.
Auf dieſe Art ſetzet man z. E. die Tugend dem La-
ſter, und beyde, ſo fern ſie freye Handlungen ſind,
den gezwungenen und bloß maſchinenmaͤßigen
Handlungen entgegen. Alles dieſes geſchieht aus
eben dem Grunde, aus welchem man Indiuidua in
Arten, und dieſe in ſtufenweiſe hoͤhere Gattungen
eintheilet. Das allgemeinſte Gegentheil von A
iſt demnach der Terminus infinitus Nicht ‒ A,
das ſpecialeſte aber ſind die Nebenarten von A.
Die Mittelſtufen ſind die Nebengattungen je-
der hoͤhern Gattung von A. Was unter den
Terminum infinitum einer hoͤhern Gattung des A
gehoͤret, gehoͤret dadurch an ſich ſchon unter
den Terminum infinitum Nicht ‒ A. Z. E. Der
Schall iſt nicht roth, denn er gehoͤret gar nicht unter
die Farben. Ein Stein iſt nicht tugendhaft, denn er
gehoͤret garnicht in das Bezirk freyhandelnder Sub-
ſtanzen ꝛc.
§. 271.
Wir haben aber bey den Saͤtzen nicht nur das iſt
und das iſt nicht, und ſo auch in Abſicht auf die Be-
griffe und Beſtimmungen das A und das Nicht ‒ A
einander entgegen zu ſetzen, ſondern das: Alle,
Nicht ‒ Alle, Kein: giebt uns noch eine dritte
Claſſe an, weil dieſe Stufen einander allerdings
auch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |