Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Etwas seyn und das Nichts seyn.
jedes besonders, solche Bestimmungen, welche,
weil sie in denselben bereits schon da und voll-
zählig sind, hindern, daß A nicht darinn seyn
kann. Und diese Bestimmungen machen sowohl
einzeln als zusammen genommen den Termi-
num infinitum
Nicht - A aus.
6°. Nun kann es allerdings so allgemeine Bestim-
mungen A geben, die schlechthin in allen Indi-
viduis
vorkommen. Jn diesen Fällen fällt der
Terminus infinitus Nicht - A ganz weg, weil
er höchstens nur auf erträumte und an sich un-
mögliche Indiuidua gehen könnte. Das o ist
demnach der äußerste Grad oder die Gränzlinie
desselben, und will in diesen Fällen sagen, es
lassen sich keine Bestimmungen gedenken, welche
das A ausschließen könnten. Denn unmögliche
und nicht gedenkbare Bestimmungen sind einer-
ley, und schlechthin nur symbolisch, (§. 231.).
7°. Wie nun immer die Bestimmung A allgemein
sey, so werden jedesmal alle Indiuidua in die
zwo Classen A und Nicht - A vertheilt. Und
da wir wenige durchaus allgemeine Bestimmun-
gen A haben, so ist gewöhnlich die Ausdehnung
des Termini infiniti Nicht - A größer, als
die von A.
8°. Da in den Sätzen das Subject auf Indiuidua,
das Prädicat auf Bestimmungen geht, die jene
haben oder nicht haben: so äußert sich dieser Un-
terschied besonders in den vier Sätzen der zwey-
ten Classe, (§. 261.). Denn so will der Satz:
Was nicht A ist, ist Nicht - A, eben nicht
sagen, daß es alle die Bestimmungen zusammen
habe, welche in den Indiuiduis, die Nicht - A
sind,
Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
jedes beſonders, ſolche Beſtimmungen, welche,
weil ſie in denſelben bereits ſchon da und voll-
zaͤhlig ſind, hindern, daß A nicht darinn ſeyn
kann. Und dieſe Beſtimmungen machen ſowohl
einzeln als zuſammen genommen den Termi-
num infinitum
NichtA aus.
6°. Nun kann es allerdings ſo allgemeine Beſtim-
mungen A geben, die ſchlechthin in allen Indi-
viduis
vorkommen. Jn dieſen Faͤllen faͤllt der
Terminus infinitus NichtA ganz weg, weil
er hoͤchſtens nur auf ertraͤumte und an ſich un-
moͤgliche Indiuidua gehen koͤnnte. Das o iſt
demnach der aͤußerſte Grad oder die Graͤnzlinie
deſſelben, und will in dieſen Faͤllen ſagen, es
laſſen ſich keine Beſtimmungen gedenken, welche
das A ausſchließen koͤnnten. Denn unmoͤgliche
und nicht gedenkbare Beſtimmungen ſind einer-
ley, und ſchlechthin nur ſymboliſch, (§. 231.).
7°. Wie nun immer die Beſtimmung A allgemein
ſey, ſo werden jedesmal alle Indiuidua in die
zwo Claſſen A und NichtA vertheilt. Und
da wir wenige durchaus allgemeine Beſtimmun-
gen A haben, ſo iſt gewoͤhnlich die Ausdehnung
des Termini infiniti NichtA groͤßer, als
die von A.
8°. Da in den Saͤtzen das Subject auf Indiuidua,
das Praͤdicat auf Beſtimmungen geht, die jene
haben oder nicht haben: ſo aͤußert ſich dieſer Un-
terſchied beſonders in den vier Saͤtzen der zwey-
ten Claſſe, (§. 261.). Denn ſo will der Satz:
Was nicht A iſt, iſt NichtA, eben nicht
ſagen, daß es alle die Beſtimmungen zuſammen
habe, welche in den Indiuiduis, die NichtA
ſind,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0275" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Etwas &#x017F;eyn und das Nichts &#x017F;eyn.</hi></fw><lb/>
jedes be&#x017F;onders, &#x017F;olche Be&#x017F;timmungen, welche,<lb/>
weil &#x017F;ie in den&#x017F;elben bereits &#x017F;chon da und voll-<lb/>
za&#x0364;hlig &#x017F;ind, hindern, daß <hi rendition="#aq">A</hi> nicht darinn &#x017F;eyn<lb/>
kann. Und die&#x017F;e Be&#x017F;timmungen machen &#x017F;owohl<lb/>
einzeln als zu&#x017F;ammen genommen den <hi rendition="#aq">Termi-<lb/>
num infinitum</hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> aus.</item><lb/>
              <item>6°. Nun kann es allerdings &#x017F;o allgemeine Be&#x017F;tim-<lb/>
mungen <hi rendition="#aq">A</hi> geben, die &#x017F;chlechthin in allen <hi rendition="#aq">Indi-<lb/>
viduis</hi> vorkommen. Jn die&#x017F;en Fa&#x0364;llen fa&#x0364;llt der<lb/><hi rendition="#aq">Terminus infinitus</hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> ganz weg, weil<lb/>
er ho&#x0364;ch&#x017F;tens nur auf ertra&#x0364;umte und an &#x017F;ich un-<lb/>
mo&#x0364;gliche <hi rendition="#aq">Indiuidua</hi> gehen ko&#x0364;nnte. Das <hi rendition="#aq">o</hi> i&#x017F;t<lb/>
demnach der a&#x0364;ußer&#x017F;te Grad oder die Gra&#x0364;nzlinie<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben, und will in die&#x017F;en Fa&#x0364;llen &#x017F;agen, es<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich keine Be&#x017F;timmungen gedenken, welche<lb/>
das <hi rendition="#aq">A</hi> aus&#x017F;chließen ko&#x0364;nnten. Denn unmo&#x0364;gliche<lb/>
und nicht gedenkbare Be&#x017F;timmungen &#x017F;ind einer-<lb/>
ley, und &#x017F;chlechthin nur &#x017F;ymboli&#x017F;ch, (§. 231.).</item><lb/>
              <item>7°. Wie nun immer die Be&#x017F;timmung <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> allgemein<lb/>
&#x017F;ey, &#x017F;o werden jedesmal alle <hi rendition="#aq">Indiuidua</hi> in die<lb/>
zwo Cla&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> und <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> vertheilt. Und<lb/>
da wir wenige durchaus allgemeine Be&#x017F;timmun-<lb/>
gen <hi rendition="#aq">A</hi> haben, &#x017F;o i&#x017F;t gewo&#x0364;hnlich die Ausdehnung<lb/>
des <hi rendition="#aq">Termini infiniti</hi> <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> gro&#x0364;ßer, als<lb/>
die von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi></item><lb/>
              <item>8°. Da in den Sa&#x0364;tzen das Subject auf <hi rendition="#aq">Indiuidua,</hi><lb/>
das Pra&#x0364;dicat auf Be&#x017F;timmungen geht, die jene<lb/>
haben oder nicht haben: &#x017F;o a&#x0364;ußert &#x017F;ich die&#x017F;er Un-<lb/>
ter&#x017F;chied be&#x017F;onders in den vier Sa&#x0364;tzen der zwey-<lb/>
ten Cla&#x017F;&#x017F;e, (§. 261.). Denn &#x017F;o will der Satz:<lb/><hi rendition="#fr">Was nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t, i&#x017F;t Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> eben nicht<lb/>
&#x017F;agen, daß es alle die Be&#x017F;timmungen zu&#x017F;ammen<lb/>
habe, welche in den <hi rendition="#aq">Indiuiduis,</hi> die <hi rendition="#fr">Nicht</hi> &#x2012; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind,</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0275] Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn. jedes beſonders, ſolche Beſtimmungen, welche, weil ſie in denſelben bereits ſchon da und voll- zaͤhlig ſind, hindern, daß A nicht darinn ſeyn kann. Und dieſe Beſtimmungen machen ſowohl einzeln als zuſammen genommen den Termi- num infinitum Nicht ‒ A aus. 6°. Nun kann es allerdings ſo allgemeine Beſtim- mungen A geben, die ſchlechthin in allen Indi- viduis vorkommen. Jn dieſen Faͤllen faͤllt der Terminus infinitus Nicht ‒ A ganz weg, weil er hoͤchſtens nur auf ertraͤumte und an ſich un- moͤgliche Indiuidua gehen koͤnnte. Das o iſt demnach der aͤußerſte Grad oder die Graͤnzlinie deſſelben, und will in dieſen Faͤllen ſagen, es laſſen ſich keine Beſtimmungen gedenken, welche das A ausſchließen koͤnnten. Denn unmoͤgliche und nicht gedenkbare Beſtimmungen ſind einer- ley, und ſchlechthin nur ſymboliſch, (§. 231.). 7°. Wie nun immer die Beſtimmung A allgemein ſey, ſo werden jedesmal alle Indiuidua in die zwo Claſſen A und Nicht ‒ A vertheilt. Und da wir wenige durchaus allgemeine Beſtimmun- gen A haben, ſo iſt gewoͤhnlich die Ausdehnung des Termini infiniti Nicht ‒ A groͤßer, als die von A. 8°. Da in den Saͤtzen das Subject auf Indiuidua, das Praͤdicat auf Beſtimmungen geht, die jene haben oder nicht haben: ſo aͤußert ſich dieſer Un- terſchied beſonders in den vier Saͤtzen der zwey- ten Claſſe, (§. 261.). Denn ſo will der Satz: Was nicht A iſt, iſt Nicht ‒ A, eben nicht ſagen, daß es alle die Beſtimmungen zuſammen habe, welche in den Indiuiduis, die Nicht ‒ A ſind,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/275
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/275>, abgerufen am 25.11.2024.