den Dingen, die B sind, noch genug Prädicate giebt, die nicht zugleich beysammen oder in einem Begriffe seyn können.
§. 256.
Ferner kann man allerdings die Dinge, welche nicht B sind, oder denen B nicht als ein Prädicat zu- kömmt, in eine Classe zusammennehmen, und diese Classe dadurch ausschließungsweise benennen, oder derselben auch einen besondern Namen geben. Und auf diese Art haben wir in der Sprache bereits viele solche Namen. So z. E. heißen wir zeitlich, alles, was nicht ewig ist; falsch, alles, was nicht wahr ist; ungereimt, alles, was widersprechend ist; unmöglich, alles, was nicht möglich ist; noth- wendig, alles, was nicht anders seyn oder nicht nicht seyn kann etc. Hingegen haben wir auch Fälle, wobey das ist und das ist nicht, nur auf gewisse Ar- ten gehen, die zuweilen schon in dem Worte mit an- gezeiget werden. So z. E. setzet das gleichseitig und ungleichseitig den Begriff der Seiten, und folglich Dinge voraus, welche wirklich Seiten haben, oder wo von Seiten die Rede vorkömmt. Das tugend- haft und lasterhaft setzet moralische Wesen und positive Handlungen voraus, das gelehrt und ungelehrt, das wissend und unwissend, setzet ein denkendes Wesen und Erkenntnißkräfte vor- aus, welche geübt werden müssen etc. Jn diesen letztern Fällen läßt sich zu dem ist und ist nicht noch das weder ist, noch ist nicht, gedenken. Jn den erstern Fällen aber bleibt das ist und ist nicht allein, und es muß bewiesen werden, daß es allein bleibe, (§. 247.).
§. 257.
P 3
Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
den Dingen, die B ſind, noch genug Praͤdicate giebt, die nicht zugleich beyſammen oder in einem Begriffe ſeyn koͤnnen.
§. 256.
Ferner kann man allerdings die Dinge, welche nicht B ſind, oder denen B nicht als ein Praͤdicat zu- koͤmmt, in eine Claſſe zuſammennehmen, und dieſe Claſſe dadurch ausſchließungsweiſe benennen, oder derſelben auch einen beſondern Namen geben. Und auf dieſe Art haben wir in der Sprache bereits viele ſolche Namen. So z. E. heißen wir zeitlich, alles, was nicht ewig iſt; falſch, alles, was nicht wahr iſt; ungereimt, alles, was widerſprechend iſt; unmoͤglich, alles, was nicht moͤglich iſt; noth- wendig, alles, was nicht anders ſeyn oder nicht nicht ſeyn kann ꝛc. Hingegen haben wir auch Faͤlle, wobey das iſt und das iſt nicht, nur auf gewiſſe Ar- ten gehen, die zuweilen ſchon in dem Worte mit an- gezeiget werden. So z. E. ſetzet das gleichſeitig und ungleichſeitig den Begriff der Seiten, und folglich Dinge voraus, welche wirklich Seiten haben, oder wo von Seiten die Rede vorkoͤmmt. Das tugend- haft und laſterhaft ſetzet moraliſche Weſen und poſitive Handlungen voraus, das gelehrt und ungelehrt, das wiſſend und unwiſſend, ſetzet ein denkendes Weſen und Erkenntnißkraͤfte vor- aus, welche geuͤbt werden muͤſſen ꝛc. Jn dieſen letztern Faͤllen laͤßt ſich zu dem iſt und iſt nicht noch das weder iſt, noch iſt nicht, gedenken. Jn den erſtern Faͤllen aber bleibt das iſt und iſt nicht allein, und es muß bewieſen werden, daß es allein bleibe, (§. 247.).
§. 257.
P 3
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Das Etwas ſeyn und das Nichts ſeyn.
den Dingen, die B ſind, noch genug Praͤdicate giebt,
die nicht zugleich beyſammen oder in einem Begriffe
ſeyn koͤnnen.
§. 256.
Ferner kann man allerdings die Dinge, welche
nicht B ſind, oder denen B nicht als ein Praͤdicat zu-
koͤmmt, in eine Claſſe zuſammennehmen, und dieſe
Claſſe dadurch ausſchließungsweiſe benennen, oder
derſelben auch einen beſondern Namen geben. Und
auf dieſe Art haben wir in der Sprache bereits viele
ſolche Namen. So z. E. heißen wir zeitlich, alles,
was nicht ewig iſt; falſch, alles, was nicht wahr
iſt; ungereimt, alles, was widerſprechend iſt;
unmoͤglich, alles, was nicht moͤglich iſt; noth-
wendig, alles, was nicht anders ſeyn oder nicht
nicht ſeyn kann ꝛc. Hingegen haben wir auch Faͤlle,
wobey das iſt und das iſt nicht, nur auf gewiſſe Ar-
ten gehen, die zuweilen ſchon in dem Worte mit an-
gezeiget werden. So z. E. ſetzet das gleichſeitig und
ungleichſeitig den Begriff der Seiten, und folglich
Dinge voraus, welche wirklich Seiten haben, oder
wo von Seiten die Rede vorkoͤmmt. Das tugend-
haft und laſterhaft ſetzet moraliſche Weſen und
poſitive Handlungen voraus, das gelehrt und
ungelehrt, das wiſſend und unwiſſend, ſetzet
ein denkendes Weſen und Erkenntnißkraͤfte vor-
aus, welche geuͤbt werden muͤſſen ꝛc. Jn dieſen
letztern Faͤllen laͤßt ſich zu dem iſt und iſt nicht noch
das weder iſt, noch iſt nicht, gedenken. Jn
den erſtern Faͤllen aber bleibt das iſt und iſt nicht
allein, und es muß bewieſen werden, daß es allein
bleibe, (§. 247.).
§. 257.
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/265>, abgerufen am 16.02.2025.
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