Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.Das Seyn und das Nicht seyn. 5o. Hat man hingegen einen nicht identischen Satz, alle A sind B, vor sich, und dieses findet man, wenn auch nur ein B nicht A ist, so läßt sich A als eine Art, B als eine Gattung oder Classe ansehen, unter welche A ganz gehöret. Und dabey sind die oben (§. 178.) vorgetragene Sätze anwendbar. 6o. Es sey A eine Art, B eine ihrer Nebenarten, oder eine Art von einer andern Gattung, so ist weder A unter B, noch B unter A enthalten. Demnach gelten die Sätze: Kein A ist B, und kein B ist A, und daher an sich auch die Sätze: Etliche A sind nicht B, und etliche B sind nicht A. 7o. Hinwiederum, wenn man einen allgemeinen verneinenden Satz: Kein A ist B, vor sich hat, so ist auch kein B, A. Und B und A sind ent- weder Nebenarten, oder sie gehören unter ver- schiedene Gattungen, weil in jedem dieser Be- griffe oder Dinge Merkmale oder Bestimmun- gen vorkommen, die in dem andern nicht vor- kommen oder anders sind. 8o. Es seyn M, N Modificationen, die in einem Indiuiduo beysammen und nicht beysammen seyn können, so daß beydes vorkömmt oder wenig- stens möglich ist: so gelten die Sätze: Nur etliche M sind N, nur etliche N sind M, und folglich auch, etliche M sind N, etliche M sind nicht N, etliche N sind M, etliche N sind nicht M. Man sehe auch §. 180. 9o. Hinwiederum, wenn man einen Particularsatz vor sich hat, der gerade und umgekehrt particu- lar ist: so kann man Subject und Prädicat als Modificationen eines allgemeinern Begriffes A ansehen,
Das Seyn und das Nicht ſeyn. 5º. Hat man hingegen einen nicht identiſchen Satz, alle A ſind B, vor ſich, und dieſes findet man, wenn auch nur ein B nicht A iſt, ſo laͤßt ſich A als eine Art, B als eine Gattung oder Claſſe anſehen, unter welche A ganz gehoͤret. Und dabey ſind die oben (§. 178.) vorgetragene Saͤtze anwendbar. 6º. Es ſey A eine Art, B eine ihrer Nebenarten, oder eine Art von einer andern Gattung, ſo iſt weder A unter B, noch B unter A enthalten. Demnach gelten die Saͤtze: Kein A iſt B, und kein B iſt A, und daher an ſich auch die Saͤtze: Etliche A ſind nicht B, und etliche B ſind nicht A. 7º. Hinwiederum, wenn man einen allgemeinen verneinenden Satz: Kein A iſt B, vor ſich hat, ſo iſt auch kein B, A. Und B und A ſind ent- weder Nebenarten, oder ſie gehoͤren unter ver- ſchiedene Gattungen, weil in jedem dieſer Be- griffe oder Dinge Merkmale oder Beſtimmun- gen vorkommen, die in dem andern nicht vor- kommen oder anders ſind. 8º. Es ſeyn M, N Modificationen, die in einem Indiuiduo beyſammen und nicht beyſammen ſeyn koͤnnen, ſo daß beydes vorkoͤmmt oder wenig- ſtens moͤglich iſt: ſo gelten die Saͤtze: Nur etliche M ſind N, nur etliche N ſind M, und folglich auch, etliche M ſind N, etliche M ſind nicht N, etliche N ſind M, etliche N ſind nicht M. Man ſehe auch §. 180. 9º. Hinwiederum, wenn man einen Particularſatz vor ſich hat, der gerade und umgekehrt particu- lar iſt: ſo kann man Subject und Praͤdicat als Modificationen eines allgemeinern Begriffes A anſehen,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0241" n="205"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Seyn und das Nicht ſeyn.</hi> </fw><lb/> <list> <item>5º. Hat man hingegen einen nicht identiſchen Satz,<lb/><hi rendition="#fr">alle</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi>,</hi> vor ſich, und dieſes findet man,<lb/> wenn auch nur ein <hi rendition="#aq">B</hi> nicht <hi rendition="#aq">A</hi> iſt, ſo laͤßt ſich <hi rendition="#aq">A</hi><lb/> als eine Art, <hi rendition="#aq">B</hi> als eine Gattung oder Claſſe<lb/> anſehen, unter welche <hi rendition="#aq">A</hi> ganz gehoͤret. Und<lb/> dabey ſind die oben (§. 178.) vorgetragene Saͤtze<lb/> anwendbar.</item><lb/> <item>6º. Es ſey <hi rendition="#aq">A</hi> eine Art, <hi rendition="#aq">B</hi> eine ihrer Nebenarten,<lb/> oder eine Art von einer andern Gattung, ſo iſt<lb/> weder <hi rendition="#aq">A</hi> unter <hi rendition="#aq">B,</hi> noch <hi rendition="#aq">B</hi> unter <hi rendition="#aq">A</hi> enthalten.<lb/> Demnach gelten die Saͤtze: <hi rendition="#fr">Kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">iſt</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B,</hi></hi> und<lb/><hi rendition="#fr">kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> <hi rendition="#fr">iſt</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi>,</hi> und daher an ſich auch die Saͤtze:<lb/><hi rendition="#fr">Etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi>,</hi> und <hi rendition="#fr">etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind<lb/> nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A.</hi></hi></item><lb/> <item>7º. Hinwiederum, wenn man einen allgemeinen<lb/> verneinenden Satz: <hi rendition="#fr">Kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A</hi></hi> <hi rendition="#fr">iſt</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B</hi>,</hi> vor ſich hat,<lb/> ſo iſt auch <hi rendition="#fr">kein</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">B, A.</hi></hi> Und <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">A</hi> ſind ent-<lb/> weder Nebenarten, oder ſie gehoͤren unter ver-<lb/> ſchiedene Gattungen, weil in jedem dieſer Be-<lb/> griffe oder Dinge Merkmale oder Beſtimmun-<lb/> gen vorkommen, die in dem andern nicht vor-<lb/> kommen oder anders ſind.</item><lb/> <item>8º. Es ſeyn <hi rendition="#aq">M, N</hi> Modificationen, die in einem<lb/><hi rendition="#aq">Indiuiduo</hi> beyſammen und nicht beyſammen ſeyn<lb/> koͤnnen, ſo daß beydes vorkoͤmmt oder wenig-<lb/> ſtens moͤglich iſt: ſo gelten die Saͤtze: <hi rendition="#fr">Nur<lb/> etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">nur etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi>,</hi><lb/> und folglich auch, <hi rendition="#fr">etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">ſind nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi></hi> <hi rendition="#fr">ſind</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M</hi>,</hi> <hi rendition="#fr">etliche</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">N</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">ſind nicht</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">M.</hi></hi> Man ſehe auch §. 180.</item><lb/> <item>9º. Hinwiederum, wenn man einen Particularſatz<lb/> vor ſich hat, der gerade und umgekehrt particu-<lb/> lar iſt: ſo kann man Subject und Praͤdicat als<lb/> Modificationen eines allgemeinern Begriffes <hi rendition="#aq">A</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">anſehen,</fw><lb/></item> </list> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0241]
Das Seyn und das Nicht ſeyn.
5º. Hat man hingegen einen nicht identiſchen Satz,
alle A ſind B, vor ſich, und dieſes findet man,
wenn auch nur ein B nicht A iſt, ſo laͤßt ſich A
als eine Art, B als eine Gattung oder Claſſe
anſehen, unter welche A ganz gehoͤret. Und
dabey ſind die oben (§. 178.) vorgetragene Saͤtze
anwendbar.
6º. Es ſey A eine Art, B eine ihrer Nebenarten,
oder eine Art von einer andern Gattung, ſo iſt
weder A unter B, noch B unter A enthalten.
Demnach gelten die Saͤtze: Kein A iſt B, und
kein B iſt A, und daher an ſich auch die Saͤtze:
Etliche A ſind nicht B, und etliche B ſind
nicht A.
7º. Hinwiederum, wenn man einen allgemeinen
verneinenden Satz: Kein A iſt B, vor ſich hat,
ſo iſt auch kein B, A. Und B und A ſind ent-
weder Nebenarten, oder ſie gehoͤren unter ver-
ſchiedene Gattungen, weil in jedem dieſer Be-
griffe oder Dinge Merkmale oder Beſtimmun-
gen vorkommen, die in dem andern nicht vor-
kommen oder anders ſind.
8º. Es ſeyn M, N Modificationen, die in einem
Indiuiduo beyſammen und nicht beyſammen ſeyn
koͤnnen, ſo daß beydes vorkoͤmmt oder wenig-
ſtens moͤglich iſt: ſo gelten die Saͤtze: Nur
etliche M ſind N, nur etliche N ſind M,
und folglich auch, etliche M ſind N, etliche M
ſind nicht N, etliche N ſind M, etliche N
ſind nicht M. Man ſehe auch §. 180.
9º. Hinwiederum, wenn man einen Particularſatz
vor ſich hat, der gerade und umgekehrt particu-
lar iſt: ſo kann man Subject und Praͤdicat als
Modificationen eines allgemeinern Begriffes A
anſehen,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |