Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.VII. Hauptstück. spiele hinreichend wären, als auf ihren Umfang, Aus-dehnung und Allgemeinheit zu sehen. §. 232. Nun ist in der Theorie der Form der Sätze das 1o. Das Bindwörtchen hat man durch ist und ist nicht überhaupt vorgestellet, und viele von den Bestimmungen, die es leidet, in das Prädicat oder auch in das Subject geschoben, damit das ist und ist nicht in Form ganz einfacher Ver- hältnißbegriffe allein bliebe, weil man diese zween Begriffe schlechthin, und ohne daß es da- zwischen ein Mittel oder ein so genanntes Ter- tium gebe, einander entgegengesetzet fand. 2o. Da ferner das Seyn eine absolute Einheit ist, so sind die Brüche, die man dem ist und ist nicht beyfügen kann, nur ideal, und bezeichnen die Grade der Wahrscheinlichkeit. Denn im Reiche des Wahren und des Wirklichen kommen solche Brüche nicht vor. 3o. Das Wort ist hat eine Art von Zweydeutigkeit (§. 106.), weil es zuweilen so viel als existiren bedeutet, und in so ferne dem Möglichen und dem
VII. Hauptſtuͤck. ſpiele hinreichend waͤren, als auf ihren Umfang, Aus-dehnung und Allgemeinheit zu ſehen. §. 232. Nun iſt in der Theorie der Form der Saͤtze das 1º. Das Bindwoͤrtchen hat man durch iſt und iſt nicht uͤberhaupt vorgeſtellet, und viele von den Beſtimmungen, die es leidet, in das Praͤdicat oder auch in das Subject geſchoben, damit das iſt und iſt nicht in Form ganz einfacher Ver- haͤltnißbegriffe allein bliebe, weil man dieſe zween Begriffe ſchlechthin, und ohne daß es da- zwiſchen ein Mittel oder ein ſo genanntes Ter- tium gebe, einander entgegengeſetzet fand. 2º. Da ferner das Seyn eine abſolute Einheit iſt, ſo ſind die Bruͤche, die man dem iſt und iſt nicht beyfuͤgen kann, nur ideal, und bezeichnen die Grade der Wahrſcheinlichkeit. Denn im Reiche des Wahren und des Wirklichen kommen ſolche Bruͤche nicht vor. 3º. Das Wort iſt hat eine Art von Zweydeutigkeit (§. 106.), weil es zuweilen ſo viel als exiſtiren bedeutet, und in ſo ferne dem Moͤglichen und dem
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VII. Hauptſtuͤck.
ſpiele hinreichend waͤren, als auf ihren Umfang, Aus-
dehnung und Allgemeinheit zu ſehen.
§. 232.
Nun iſt in der Theorie der Form der Saͤtze das
meiſte ziemlich abgezaͤhlt, (§. 198.). Bey den ein-
fachen Saͤtzen hat man das Subject, das Praͤ-
dicat und das Bindwoͤrtchen. Daher entſtehen
die verſchiedenen Arten von Saͤtzen aus den Beſtim-
mungen, die jedes dieſer drey Stuͤcke leidet, und aus
der Combination dieſer Beſtimmungen, (§. 189.).
Von ſolchen Beſtimmungen hat man nun in der Ver-
nunftlehre einige ſehr allgemeine angenommen, und
die Arten von Saͤtzen dadurch beſtimmet, ſo fern die
Lehre der Schluͤſſe darauf gebauet werden kann. Wir
koͤnnen hieruͤber folgende Saͤtze anfuͤhren.
1º. Das Bindwoͤrtchen hat man durch iſt und iſt
nicht uͤberhaupt vorgeſtellet, und viele von den
Beſtimmungen, die es leidet, in das Praͤdicat
oder auch in das Subject geſchoben, damit das
iſt und iſt nicht in Form ganz einfacher Ver-
haͤltnißbegriffe allein bliebe, weil man dieſe
zween Begriffe ſchlechthin, und ohne daß es da-
zwiſchen ein Mittel oder ein ſo genanntes Ter-
tium gebe, einander entgegengeſetzet fand.
2º. Da ferner das Seyn eine abſolute Einheit iſt,
ſo ſind die Bruͤche, die man dem iſt und iſt
nicht beyfuͤgen kann, nur ideal, und bezeichnen
die Grade der Wahrſcheinlichkeit. Denn
im Reiche des Wahren und des Wirklichen
kommen ſolche Bruͤche nicht vor.
3º. Das Wort iſt hat eine Art von Zweydeutigkeit
(§. 106.), weil es zuweilen ſo viel als exiſtiren
bedeutet, und in ſo ferne dem Moͤglichen und
dem
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