Wir finden sie ebenfalls bey Societäten, Städten und Ländern, als solchen Ganzen, die durch morali- sche Kräfte verbunden sind. Das gemeinsame Band bleibt, ungeachtet beständige Abwechslungen in den einzeln Theilen vorgehen; es bleibt aber auch nur so lange, als solche Abwechslungen vorgehen, oder vor- gehen können.
§. 216.
Da die Körper und Dinge, welche sowohl die Natur als die Chymie, und so auch die Mechanic und Moral verbindet und zusammen setzet, solche Ganze ausmachen, die theils in dem Grundstoffe, theils in der Art der Zusammensetzung und Verbin- dung, und überhaupt auch dem äußerlichen Anschei- ne nach verschieden sind; so hat man solche Ganzen, wie wir in vorgehendem Hauptstücke gesehen haben, diesen Verschiedenheiten nach in Arten und Gattun- gen eingetheilet, und diesen Arten und Gattungen Namen gegeben. Diese Namen sind nun selten von den Bestandtheilchen und ihrer Zusammensetzungsart hergenommen, sondern weil die Sprache bey Benen- nung der in die Sinnen fallenden Ganzen anfängt, so sind es mehrentheils Wurzelwörter, und die mei- sten übrigen gründen sich auf äußerliche Verhältnis- se, die etwann auch nur von dem Scheine der Dinge hergenommen sind. Diese Anmerkung hat ihre Fol- gen, wenn man beurtheilen soll, ob ein Indiuiduum durch erlittene Veränderungen zugleich von einer an- dern Art geworden sey? Denn so giebt die Sprache etwann Arten an, die man wegen der Wörter bey- behält, die aber der Sache nach besser könnten ge- wählet werden. Und da die Wörter die Sachen im Ganzen und ohne genaue Unterscheidung der eigenen
und
VI. Hauptſtuͤck.
Wir finden ſie ebenfalls bey Societaͤten, Staͤdten und Laͤndern, als ſolchen Ganzen, die durch morali- ſche Kraͤfte verbunden ſind. Das gemeinſame Band bleibt, ungeachtet beſtaͤndige Abwechslungen in den einzeln Theilen vorgehen; es bleibt aber auch nur ſo lange, als ſolche Abwechslungen vorgehen, oder vor- gehen koͤnnen.
§. 216.
Da die Koͤrper und Dinge, welche ſowohl die Natur als die Chymie, und ſo auch die Mechanic und Moral verbindet und zuſammen ſetzet, ſolche Ganze ausmachen, die theils in dem Grundſtoffe, theils in der Art der Zuſammenſetzung und Verbin- dung, und uͤberhaupt auch dem aͤußerlichen Anſchei- ne nach verſchieden ſind; ſo hat man ſolche Ganzen, wie wir in vorgehendem Hauptſtuͤcke geſehen haben, dieſen Verſchiedenheiten nach in Arten und Gattun- gen eingetheilet, und dieſen Arten und Gattungen Namen gegeben. Dieſe Namen ſind nun ſelten von den Beſtandtheilchen und ihrer Zuſammenſetzungsart hergenommen, ſondern weil die Sprache bey Benen- nung der in die Sinnen fallenden Ganzen anfaͤngt, ſo ſind es mehrentheils Wurzelwoͤrter, und die mei- ſten uͤbrigen gruͤnden ſich auf aͤußerliche Verhaͤltniſ- ſe, die etwann auch nur von dem Scheine der Dinge hergenommen ſind. Dieſe Anmerkung hat ihre Fol- gen, wenn man beurtheilen ſoll, ob ein Indiuiduum durch erlittene Veraͤnderungen zugleich von einer an- dern Art geworden ſey? Denn ſo giebt die Sprache etwann Arten an, die man wegen der Woͤrter bey- behaͤlt, die aber der Sache nach beſſer koͤnnten ge- waͤhlet werden. Und da die Woͤrter die Sachen im Ganzen und ohne genaue Unterſcheidung der eigenen
und
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VI. Hauptſtuͤck.
Wir finden ſie ebenfalls bey Societaͤten, Staͤdten
und Laͤndern, als ſolchen Ganzen, die durch morali-
ſche Kraͤfte verbunden ſind. Das gemeinſame Band
bleibt, ungeachtet beſtaͤndige Abwechslungen in den
einzeln Theilen vorgehen; es bleibt aber auch nur ſo
lange, als ſolche Abwechslungen vorgehen, oder vor-
gehen koͤnnen.
§. 216.
Da die Koͤrper und Dinge, welche ſowohl die
Natur als die Chymie, und ſo auch die Mechanic
und Moral verbindet und zuſammen ſetzet, ſolche
Ganze ausmachen, die theils in dem Grundſtoffe,
theils in der Art der Zuſammenſetzung und Verbin-
dung, und uͤberhaupt auch dem aͤußerlichen Anſchei-
ne nach verſchieden ſind; ſo hat man ſolche Ganzen,
wie wir in vorgehendem Hauptſtuͤcke geſehen haben,
dieſen Verſchiedenheiten nach in Arten und Gattun-
gen eingetheilet, und dieſen Arten und Gattungen
Namen gegeben. Dieſe Namen ſind nun ſelten von
den Beſtandtheilchen und ihrer Zuſammenſetzungsart
hergenommen, ſondern weil die Sprache bey Benen-
nung der in die Sinnen fallenden Ganzen anfaͤngt,
ſo ſind es mehrentheils Wurzelwoͤrter, und die mei-
ſten uͤbrigen gruͤnden ſich auf aͤußerliche Verhaͤltniſ-
ſe, die etwann auch nur von dem Scheine der Dinge
hergenommen ſind. Dieſe Anmerkung hat ihre Fol-
gen, wenn man beurtheilen ſoll, ob ein Indiuiduum
durch erlittene Veraͤnderungen zugleich von einer an-
dern Art geworden ſey? Denn ſo giebt die Sprache
etwann Arten an, die man wegen der Woͤrter bey-
behaͤlt, die aber der Sache nach beſſer koͤnnten ge-
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Ganzen und ohne genaue Unterſcheidung der eigenen
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/214>, abgerufen am 23.02.2025.
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