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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Veränderliche und Fortdauernde.
damit in genauer Verbindung sind. Wir können sie
in Form von Aufgaben vortragen.

1°. Zu bestimmen, welche Veränderungen eines
Indiuidui vorgehen müssen, wenn es aufhören
soll, eben dasselbe zu seyn, und hingegen welche
Veränderungen es eben dasselbe seyn lassen?
2°. Zu bestimmen, durch welche Veränderungen
ein Indiuiduum aufhöret, unter eine Art oder
Gattung zu gehören, und hingegen welche Ver-
änderungen es der Art oder Gattung nach nicht
ändern?
3°. Wenn einige Stücke in einem Indiuiduo ver-
ändert werden, zu bestimmen, welche andere
dadurch mit verändert werden, und welche hin-
gegen unverändert bleiben? oder die Abhäng-
lichkeit der veränderlichen Stücke in einem In-
diuiduo
zu bestimmen.

Diese Aufgaben kann man sehr leicht und auf vieler-
ley Arten so betrachten, daß in der Vorstellung, die
man sich davon macht, immer Verwirrung zurück
bleibt. Die Hauptfrage dabey kömmt darauf an,
daß man vor erst bestimme, was man zu einem
Indiuiduo rechnet, oder was man als zu dem-
selben gehörend ansehen solle?
Da dieses nun
schlechthin willkührlich ist; so ist sich es nicht zu ver-
wundern, wenn die Sprache oder der eingeführte
Gebrauch zu reden dabey solche Anomalien mit ein-
mengt, daß man Mühe hat, zu finden, welche
Wörter und Begriffe dabey zur Richtschnur
und zum Maßstabe der Bedeutung der übri-
gen genommen werden sollen,
zumal da sich,
wenn man a posteriori geht, die Sprache auch nach
dem Scheine richtet.

§. 210.

Das Veraͤnderliche und Fortdauernde.
damit in genauer Verbindung ſind. Wir koͤnnen ſie
in Form von Aufgaben vortragen.

1°. Zu beſtimmen, welche Veraͤnderungen eines
Indiuidui vorgehen muͤſſen, wenn es aufhoͤren
ſoll, eben daſſelbe zu ſeyn, und hingegen welche
Veraͤnderungen es eben daſſelbe ſeyn laſſen?
2°. Zu beſtimmen, durch welche Veraͤnderungen
ein Indiuiduum aufhoͤret, unter eine Art oder
Gattung zu gehoͤren, und hingegen welche Ver-
aͤnderungen es der Art oder Gattung nach nicht
aͤndern?
3°. Wenn einige Stuͤcke in einem Indiuiduo ver-
aͤndert werden, zu beſtimmen, welche andere
dadurch mit veraͤndert werden, und welche hin-
gegen unveraͤndert bleiben? oder die Abhaͤng-
lichkeit der veraͤnderlichen Stuͤcke in einem In-
diuiduo
zu beſtimmen.

Dieſe Aufgaben kann man ſehr leicht und auf vieler-
ley Arten ſo betrachten, daß in der Vorſtellung, die
man ſich davon macht, immer Verwirrung zuruͤck
bleibt. Die Hauptfrage dabey koͤmmt darauf an,
daß man vor erſt beſtimme, was man zu einem
Indiuiduo rechnet, oder was man als zu dem-
ſelben gehoͤrend anſehen ſolle?
Da dieſes nun
ſchlechthin willkuͤhrlich iſt; ſo iſt ſich es nicht zu ver-
wundern, wenn die Sprache oder der eingefuͤhrte
Gebrauch zu reden dabey ſolche Anomalien mit ein-
mengt, daß man Muͤhe hat, zu finden, welche
Woͤrter und Begriffe dabey zur Richtſchnur
und zum Maßſtabe der Bedeutung der uͤbri-
gen genommen werden ſollen,
zumal da ſich,
wenn man a poſteriori geht, die Sprache auch nach
dem Scheine richtet.

§. 210.
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[171/0207] Das Veraͤnderliche und Fortdauernde. damit in genauer Verbindung ſind. Wir koͤnnen ſie in Form von Aufgaben vortragen. 1°. Zu beſtimmen, welche Veraͤnderungen eines Indiuidui vorgehen muͤſſen, wenn es aufhoͤren ſoll, eben daſſelbe zu ſeyn, und hingegen welche Veraͤnderungen es eben daſſelbe ſeyn laſſen? 2°. Zu beſtimmen, durch welche Veraͤnderungen ein Indiuiduum aufhoͤret, unter eine Art oder Gattung zu gehoͤren, und hingegen welche Ver- aͤnderungen es der Art oder Gattung nach nicht aͤndern? 3°. Wenn einige Stuͤcke in einem Indiuiduo ver- aͤndert werden, zu beſtimmen, welche andere dadurch mit veraͤndert werden, und welche hin- gegen unveraͤndert bleiben? oder die Abhaͤng- lichkeit der veraͤnderlichen Stuͤcke in einem In- diuiduo zu beſtimmen. Dieſe Aufgaben kann man ſehr leicht und auf vieler- ley Arten ſo betrachten, daß in der Vorſtellung, die man ſich davon macht, immer Verwirrung zuruͤck bleibt. Die Hauptfrage dabey koͤmmt darauf an, daß man vor erſt beſtimme, was man zu einem Indiuiduo rechnet, oder was man als zu dem- ſelben gehoͤrend anſehen ſolle? Da dieſes nun ſchlechthin willkuͤhrlich iſt; ſo iſt ſich es nicht zu ver- wundern, wenn die Sprache oder der eingefuͤhrte Gebrauch zu reden dabey ſolche Anomalien mit ein- mengt, daß man Muͤhe hat, zu finden, welche Woͤrter und Begriffe dabey zur Richtſchnur und zum Maßſtabe der Bedeutung der uͤbri- gen genommen werden ſollen, zumal da ſich, wenn man a poſteriori geht, die Sprache auch nach dem Scheine richtet. §. 210.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/207>, abgerufen am 22.11.2024.