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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771.

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Das Allgemeine und Besondere.
übrigen zu denken und sie mit einem Namen
zu benennen (§. 162. N°. 4.), noch nicht folge,
daß diese Merkmale für sich und ohne Rücksicht
auf die übrigen existiren können. Man sieht
leicht, daß dieses mit dem Unterschiede, den
man in der Ontologie zwischen Substanzen
und Accidenzen macht, ungefähr auf eines
hinausläuft, nur daß das Wort Ding mehrere
Vieldeutigkeiten hat, die bald ehender gram-
matisch als ontologisch sind.
10°. Da demnach die Eintheilung und Subordi-
nation der Gattungen in niedrigere und höhere
ideal ist, und sich dabey dennoch auf wirkliche
Unterschiede der Dinge gründet, wodurch wir
sie abkürzungsweise in Classen eintheilen; so
läßt sich vorgedachte Ordnung allerdings dabey
gedenken, und beut uns verschiedene brauchbare
Sätze an. Denn so gelten folgende.
11°. Die Begriffe der Gattungen und Arten stellen
uns mit einem male die Aehnlichkeiten von gan-
zen Classen einzelner Dinge vor.
12°. Was von einer ganzen Gattung gesagt werden
kann, gilt auch von jeden ihrer Arten, und
überhaupt von jedem einzeln Dinge, so unter
diese Gattung oder ihre Arten gehöret.
13°. Jn dem Begriffe jeder Gattung ist der Be-
griff jeder höhern Gattung enthalten. Denn
sie ist daraus abstrahirt.
14°. Wenn alle A, B sind: so läßt sich B als eine
höhere Gattung ansehen, unter welche A gehöret.
15°. Wenn A unter eine höhere Gattung B gehöret,
so gehöret entweder A unter eine der niedrigern
Arten von B, oder A ist selbst eine dieser niedri-
gern Arten.
16°. Wenn
Das Allgemeine und Beſondere.
uͤbrigen zu denken und ſie mit einem Namen
zu benennen (§. 162. N°. 4.), noch nicht folge,
daß dieſe Merkmale fuͤr ſich und ohne Ruͤckſicht
auf die uͤbrigen exiſtiren koͤnnen. Man ſieht
leicht, daß dieſes mit dem Unterſchiede, den
man in der Ontologie zwiſchen Subſtanzen
und Accidenzen macht, ungefaͤhr auf eines
hinauslaͤuft, nur daß das Wort Ding mehrere
Vieldeutigkeiten hat, die bald ehender gram-
matiſch als ontologiſch ſind.
10°. Da demnach die Eintheilung und Subordi-
nation der Gattungen in niedrigere und hoͤhere
ideal iſt, und ſich dabey dennoch auf wirkliche
Unterſchiede der Dinge gruͤndet, wodurch wir
ſie abkuͤrzungsweiſe in Claſſen eintheilen; ſo
laͤßt ſich vorgedachte Ordnung allerdings dabey
gedenken, und beut uns verſchiedene brauchbare
Saͤtze an. Denn ſo gelten folgende.
11°. Die Begriffe der Gattungen und Arten ſtellen
uns mit einem male die Aehnlichkeiten von gan-
zen Claſſen einzelner Dinge vor.
12°. Was von einer ganzen Gattung geſagt werden
kann, gilt auch von jeden ihrer Arten, und
uͤberhaupt von jedem einzeln Dinge, ſo unter
dieſe Gattung oder ihre Arten gehoͤret.
13°. Jn dem Begriffe jeder Gattung iſt der Be-
griff jeder hoͤhern Gattung enthalten. Denn
ſie iſt daraus abſtrahirt.
14°. Wenn alle A, B ſind: ſo laͤßt ſich B als eine
hoͤhere Gattung anſehen, unter welche A gehoͤret.
15°. Wenn A unter eine hoͤhere Gattung B gehoͤret,
ſo gehoͤret entweder A unter eine der niedrigern
Arten von B, oder A iſt ſelbſt eine dieſer niedri-
gern Arten.
16°. Wenn
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[139/0175] Das Allgemeine und Beſondere. uͤbrigen zu denken und ſie mit einem Namen zu benennen (§. 162. N°. 4.), noch nicht folge, daß dieſe Merkmale fuͤr ſich und ohne Ruͤckſicht auf die uͤbrigen exiſtiren koͤnnen. Man ſieht leicht, daß dieſes mit dem Unterſchiede, den man in der Ontologie zwiſchen Subſtanzen und Accidenzen macht, ungefaͤhr auf eines hinauslaͤuft, nur daß das Wort Ding mehrere Vieldeutigkeiten hat, die bald ehender gram- matiſch als ontologiſch ſind. 10°. Da demnach die Eintheilung und Subordi- nation der Gattungen in niedrigere und hoͤhere ideal iſt, und ſich dabey dennoch auf wirkliche Unterſchiede der Dinge gruͤndet, wodurch wir ſie abkuͤrzungsweiſe in Claſſen eintheilen; ſo laͤßt ſich vorgedachte Ordnung allerdings dabey gedenken, und beut uns verſchiedene brauchbare Saͤtze an. Denn ſo gelten folgende. 11°. Die Begriffe der Gattungen und Arten ſtellen uns mit einem male die Aehnlichkeiten von gan- zen Claſſen einzelner Dinge vor. 12°. Was von einer ganzen Gattung geſagt werden kann, gilt auch von jeden ihrer Arten, und uͤberhaupt von jedem einzeln Dinge, ſo unter dieſe Gattung oder ihre Arten gehoͤret. 13°. Jn dem Begriffe jeder Gattung iſt der Be- griff jeder hoͤhern Gattung enthalten. Denn ſie iſt daraus abſtrahirt. 14°. Wenn alle A, B ſind: ſo laͤßt ſich B als eine hoͤhere Gattung anſehen, unter welche A gehoͤret. 15°. Wenn A unter eine hoͤhere Gattung B gehoͤret, ſo gehoͤret entweder A unter eine der niedrigern Arten von B, oder A iſt ſelbſt eine dieſer niedri- gern Arten. 16°. Wenn

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/175>, abgerufen am 27.11.2024.