erwiesene Satz dienen, welcher dabey so viel als ein Postulatum gilt, weil er eine allgemeine und unein- geschränkte Möglichkeit angiebt. Solche abstracte Begriffe müssen nun allerdings denen in vorhergehen- dem Hauptstücke vorgezählten specialen Theilen der Grundlehre vorgehen, weil sie sich bey allen anwen- den lassen. Jch führe dieses hier vorläufig an, um zu bemerken, daß auch hierinn die Ordnung des Vor- trages der Grundlehre nicht willkührlich bleibt, und um zugleich verschiedenen Fragen (§. 41. 75.) vorzu- beugen, die theils wegfallen, theils geändert wer- den müssen.
Viertes Hauptstück. Grundsätze und Forderungen der Jdentität.
§. 124.
Bey der so unendlichen Mannichfaltigkeit der zu- sammengesetzten Begriffe und Dinge (§. 122.) kömmt es auf die Vergleichung derselben an, wenn wir anders sie nicht als ein bloßes Chaos ansehen sol- len, darinn weder Anfang noch Ende zu finden wäre. Dabey wird nun der Begriff der Jdentität zum Grunde gelegt, welcher wegen seiner allgemeinen An- wendbarkeit eine besondere Theorie verdienet. Diese Anwendbarkeit ist so uneingeschränkt, daß sie sich bald ohne Unterschied auf Wahres, Scheinbares, Jrriges, Ungereimtes, Mögliches etc. erstreckt, weil man bey allem dem, Vergleichungen von mehrern anstellen, und fragen kann, ob und wie fern eines mit dem andern
einerley
F 5
und Forderungen der Grundlehre.
erwieſene Satz dienen, welcher dabey ſo viel als ein Poſtulatum gilt, weil er eine allgemeine und unein- geſchraͤnkte Moͤglichkeit angiebt. Solche abſtracte Begriffe muͤſſen nun allerdings denen in vorhergehen- dem Hauptſtuͤcke vorgezaͤhlten ſpecialen Theilen der Grundlehre vorgehen, weil ſie ſich bey allen anwen- den laſſen. Jch fuͤhre dieſes hier vorlaͤufig an, um zu bemerken, daß auch hierinn die Ordnung des Vor- trages der Grundlehre nicht willkuͤhrlich bleibt, und um zugleich verſchiedenen Fragen (§. 41. 75.) vorzu- beugen, die theils wegfallen, theils geaͤndert wer- den muͤſſen.
Viertes Hauptſtuͤck. Grundſaͤtze und Forderungen der Jdentitaͤt.
§. 124.
Bey der ſo unendlichen Mannichfaltigkeit der zu- ſammengeſetzten Begriffe und Dinge (§. 122.) koͤmmt es auf die Vergleichung derſelben an, wenn wir anders ſie nicht als ein bloßes Chaos anſehen ſol- len, darinn weder Anfang noch Ende zu finden waͤre. Dabey wird nun der Begriff der Jdentitaͤt zum Grunde gelegt, welcher wegen ſeiner allgemeinen An- wendbarkeit eine beſondere Theorie verdienet. Dieſe Anwendbarkeit iſt ſo uneingeſchraͤnkt, daß ſie ſich bald ohne Unterſchied auf Wahres, Scheinbares, Jrriges, Ungereimtes, Moͤgliches ꝛc. erſtreckt, weil man bey allem dem, Vergleichungen von mehrern anſtellen, und fragen kann, ob und wie fern eines mit dem andern
einerley
F 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0125"n="89"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Forderungen der Grundlehre.</hi></fw><lb/>
erwieſene Satz dienen, welcher dabey ſo viel als ein<lb/><hirendition="#aq">Poſtulatum</hi> gilt, weil er eine allgemeine und unein-<lb/>
geſchraͤnkte Moͤglichkeit angiebt. Solche abſtracte<lb/>
Begriffe muͤſſen nun allerdings denen in vorhergehen-<lb/>
dem Hauptſtuͤcke vorgezaͤhlten ſpecialen Theilen der<lb/>
Grundlehre vorgehen, weil ſie ſich bey allen anwen-<lb/>
den laſſen. Jch fuͤhre dieſes hier vorlaͤufig an, um<lb/>
zu bemerken, daß auch hierinn die Ordnung des Vor-<lb/>
trages der Grundlehre nicht willkuͤhrlich bleibt, und<lb/>
um zugleich verſchiedenen Fragen (§. 41. 75.) vorzu-<lb/>
beugen, die theils wegfallen, theils geaͤndert wer-<lb/>
den muͤſſen.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Viertes Hauptſtuͤck.<lb/>
Grundſaͤtze und Forderungen der<lb/>
Jdentitaͤt.</hi></head><lb/><divn="3"><head>§. 124.</head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ey der ſo unendlichen Mannichfaltigkeit der zu-<lb/>ſammengeſetzten Begriffe und Dinge (§. 122.)<lb/>
koͤmmt es auf die <hirendition="#fr">Vergleichung</hi> derſelben an, wenn<lb/>
wir anders ſie nicht als ein bloßes Chaos anſehen ſol-<lb/>
len, darinn weder Anfang noch Ende zu finden waͤre.<lb/>
Dabey wird nun der Begriff der <hirendition="#fr">Jdentitaͤt</hi> zum<lb/>
Grunde gelegt, welcher wegen ſeiner allgemeinen An-<lb/>
wendbarkeit eine beſondere Theorie verdienet. Dieſe<lb/>
Anwendbarkeit iſt ſo uneingeſchraͤnkt, daß ſie ſich bald<lb/>
ohne Unterſchied auf Wahres, Scheinbares, Jrriges,<lb/>
Ungereimtes, Moͤgliches ꝛc. erſtreckt, weil man bey<lb/>
allem dem, Vergleichungen von mehrern anſtellen, und<lb/>
fragen kann, ob und wie fern eines mit dem andern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">einerley</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[89/0125]
und Forderungen der Grundlehre.
erwieſene Satz dienen, welcher dabey ſo viel als ein
Poſtulatum gilt, weil er eine allgemeine und unein-
geſchraͤnkte Moͤglichkeit angiebt. Solche abſtracte
Begriffe muͤſſen nun allerdings denen in vorhergehen-
dem Hauptſtuͤcke vorgezaͤhlten ſpecialen Theilen der
Grundlehre vorgehen, weil ſie ſich bey allen anwen-
den laſſen. Jch fuͤhre dieſes hier vorlaͤufig an, um
zu bemerken, daß auch hierinn die Ordnung des Vor-
trages der Grundlehre nicht willkuͤhrlich bleibt, und
um zugleich verſchiedenen Fragen (§. 41. 75.) vorzu-
beugen, die theils wegfallen, theils geaͤndert wer-
den muͤſſen.
Viertes Hauptſtuͤck.
Grundſaͤtze und Forderungen der
Jdentitaͤt.
§. 124.
Bey der ſo unendlichen Mannichfaltigkeit der zu-
ſammengeſetzten Begriffe und Dinge (§. 122.)
koͤmmt es auf die Vergleichung derſelben an, wenn
wir anders ſie nicht als ein bloßes Chaos anſehen ſol-
len, darinn weder Anfang noch Ende zu finden waͤre.
Dabey wird nun der Begriff der Jdentitaͤt zum
Grunde gelegt, welcher wegen ſeiner allgemeinen An-
wendbarkeit eine beſondere Theorie verdienet. Dieſe
Anwendbarkeit iſt ſo uneingeſchraͤnkt, daß ſie ſich bald
ohne Unterſchied auf Wahres, Scheinbares, Jrriges,
Ungereimtes, Moͤgliches ꝛc. erſtreckt, weil man bey
allem dem, Vergleichungen von mehrern anſtellen, und
fragen kann, ob und wie fern eines mit dem andern
einerley
F 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/125>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.