und das Wollen, weil dieses Begriffe von ganz anderer Art sind, und zu der Jntellectualwelt gehö- ren, (§. 29. 39.).
§. 116.
Jndem ich in dem vorhergehenden Hauptstücke die einfachen Begriffe in gegenwärtigem aber die Postu- lata und Grundsätze zusammen aufgehäufet habe; so hatte ich dabey einerley Absicht und Grund. Und überdieß habe ich dabey weiter nichts gethan, als daß ich, was Euclid in Absicht auf den Raum that, in Absicht auf die sämmtlichen einfachen Grundbe- griffe vornahm. Die Vergleichung fällt in die Au- gen. Die Euclidischen Grundsätze habe ich nicht alle mitgenommen, weil sie hier zu special waren. Hingegen mußte ich andere beyfügen, die nicht den idealen geometrischen, sondern den wirklichen und ab- soluten Raum angiengen, (§. 80.). Sie geben aber den Euclidischen nichts nach, und diese Aehnlich- keit findet auch bey denen statt, die ich bey den übri- gen einfachen Begriffen angebracht habe.
§. 117.
Jndessen hatte ich nähere Gründe, die einfachen Begriffe und ihre Grundsätze, und Postulata so auf- zuhäufen, oder ohne Rücksicht auf den Unterschied der Wissenschaften, worinn sie eigentlich vorkommen, sie hier beysammen vorzutragen. Die Grundlehre soll nicht nur die Anlage zu diesen Wissenschaften, als einzele Theile enthalten, sondern zugleich auch auf ihre allgemeine Verbindung gehen. Letzteres kann nun nicht Statt finden, daferne man nicht ihre ein- fachen Grundbegriffe, Grundsätze und Postulata ge- gen einander hält, und gleichsam mit einem Anblicke
über-
F 3
und Forderungen der Grundlehre.
und das Wollen, weil dieſes Begriffe von ganz anderer Art ſind, und zu der Jntellectualwelt gehoͤ- ren, (§. 29. 39.).
§. 116.
Jndem ich in dem vorhergehenden Hauptſtuͤcke die einfachen Begriffe in gegenwaͤrtigem aber die Poſtu- lata und Grundſaͤtze zuſammen aufgehaͤufet habe; ſo hatte ich dabey einerley Abſicht und Grund. Und uͤberdieß habe ich dabey weiter nichts gethan, als daß ich, was Euclid in Abſicht auf den Raum that, in Abſicht auf die ſaͤmmtlichen einfachen Grundbe- griffe vornahm. Die Vergleichung faͤllt in die Au- gen. Die Euclidiſchen Grundſaͤtze habe ich nicht alle mitgenommen, weil ſie hier zu ſpecial waren. Hingegen mußte ich andere beyfuͤgen, die nicht den idealen geometriſchen, ſondern den wirklichen und ab- ſoluten Raum angiengen, (§. 80.). Sie geben aber den Euclidiſchen nichts nach, und dieſe Aehnlich- keit findet auch bey denen ſtatt, die ich bey den uͤbri- gen einfachen Begriffen angebracht habe.
§. 117.
Jndeſſen hatte ich naͤhere Gruͤnde, die einfachen Begriffe und ihre Grundſaͤtze, und Poſtulata ſo auf- zuhaͤufen, oder ohne Ruͤckſicht auf den Unterſchied der Wiſſenſchaften, worinn ſie eigentlich vorkommen, ſie hier beyſammen vorzutragen. Die Grundlehre ſoll nicht nur die Anlage zu dieſen Wiſſenſchaften, als einzele Theile enthalten, ſondern zugleich auch auf ihre allgemeine Verbindung gehen. Letzteres kann nun nicht Statt finden, daferne man nicht ihre ein- fachen Grundbegriffe, Grundſaͤtze und Poſtulata ge- gen einander haͤlt, und gleichſam mit einem Anblicke
uͤber-
F 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0121"n="85"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Forderungen der Grundlehre.</hi></fw><lb/>
und das <hirendition="#fr">Wollen,</hi> weil dieſes Begriffe von ganz<lb/>
anderer Art ſind, und zu der Jntellectualwelt gehoͤ-<lb/>
ren, (§. 29. 39.).</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 116.</head><lb/><p>Jndem ich in dem vorhergehenden Hauptſtuͤcke die<lb/>
einfachen Begriffe in gegenwaͤrtigem aber die <hirendition="#aq">Poſtu-<lb/>
lata</hi> und Grundſaͤtze zuſammen aufgehaͤufet habe; ſo<lb/>
hatte ich dabey einerley Abſicht und Grund. Und<lb/>
uͤberdieß habe ich dabey weiter nichts gethan, als<lb/>
daß ich, was <hirendition="#fr">Euclid</hi> in Abſicht auf den Raum that,<lb/>
in Abſicht auf die ſaͤmmtlichen einfachen Grundbe-<lb/>
griffe vornahm. Die Vergleichung faͤllt in die Au-<lb/>
gen. Die <hirendition="#fr">Euclidiſchen</hi> Grundſaͤtze habe ich nicht<lb/>
alle mitgenommen, weil ſie hier zu <hirendition="#aq">ſpecial</hi> waren.<lb/>
Hingegen mußte ich andere beyfuͤgen, die nicht den<lb/>
idealen geometriſchen, ſondern den wirklichen und ab-<lb/>ſoluten Raum angiengen, (§. 80.). Sie geben aber<lb/>
den <hirendition="#fr">Euclidiſchen</hi> nichts nach, und dieſe Aehnlich-<lb/>
keit findet auch bey denen ſtatt, die ich bey den uͤbri-<lb/>
gen einfachen Begriffen angebracht habe.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 117.</head><lb/><p>Jndeſſen hatte ich naͤhere Gruͤnde, die einfachen<lb/>
Begriffe und ihre Grundſaͤtze, und <hirendition="#aq">Poſtulata</hi>ſo auf-<lb/>
zuhaͤufen, oder ohne Ruͤckſicht auf den Unterſchied<lb/>
der Wiſſenſchaften, worinn ſie eigentlich vorkommen,<lb/>ſie hier beyſammen vorzutragen. Die Grundlehre<lb/>ſoll nicht nur die Anlage zu dieſen Wiſſenſchaften, als<lb/>
einzele Theile enthalten, ſondern zugleich auch auf<lb/>
ihre allgemeine Verbindung gehen. Letzteres kann<lb/>
nun nicht Statt finden, daferne man nicht ihre ein-<lb/>
fachen Grundbegriffe, Grundſaͤtze und <hirendition="#aq">Poſtulata</hi> ge-<lb/>
gen einander haͤlt, und gleichſam mit einem Anblicke<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0121]
und Forderungen der Grundlehre.
und das Wollen, weil dieſes Begriffe von ganz
anderer Art ſind, und zu der Jntellectualwelt gehoͤ-
ren, (§. 29. 39.).
§. 116.
Jndem ich in dem vorhergehenden Hauptſtuͤcke die
einfachen Begriffe in gegenwaͤrtigem aber die Poſtu-
lata und Grundſaͤtze zuſammen aufgehaͤufet habe; ſo
hatte ich dabey einerley Abſicht und Grund. Und
uͤberdieß habe ich dabey weiter nichts gethan, als
daß ich, was Euclid in Abſicht auf den Raum that,
in Abſicht auf die ſaͤmmtlichen einfachen Grundbe-
griffe vornahm. Die Vergleichung faͤllt in die Au-
gen. Die Euclidiſchen Grundſaͤtze habe ich nicht
alle mitgenommen, weil ſie hier zu ſpecial waren.
Hingegen mußte ich andere beyfuͤgen, die nicht den
idealen geometriſchen, ſondern den wirklichen und ab-
ſoluten Raum angiengen, (§. 80.). Sie geben aber
den Euclidiſchen nichts nach, und dieſe Aehnlich-
keit findet auch bey denen ſtatt, die ich bey den uͤbri-
gen einfachen Begriffen angebracht habe.
§. 117.
Jndeſſen hatte ich naͤhere Gruͤnde, die einfachen
Begriffe und ihre Grundſaͤtze, und Poſtulata ſo auf-
zuhaͤufen, oder ohne Ruͤckſicht auf den Unterſchied
der Wiſſenſchaften, worinn ſie eigentlich vorkommen,
ſie hier beyſammen vorzutragen. Die Grundlehre
ſoll nicht nur die Anlage zu dieſen Wiſſenſchaften, als
einzele Theile enthalten, ſondern zugleich auch auf
ihre allgemeine Verbindung gehen. Letzteres kann
nun nicht Statt finden, daferne man nicht ihre ein-
fachen Grundbegriffe, Grundſaͤtze und Poſtulata ge-
gen einander haͤlt, und gleichſam mit einem Anblicke
uͤber-
F 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 1. Riga, 1771, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic01_1771/121>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.