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Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

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Dichter diesen ganzen Abschnitt nicht kannte, und also die
Erzählung von der Zeile (7021) an, wo sich Dieterich und
Hagen bei Handen fingen, bis (Z. 7237) wo Dieterich
Günthern an die Hand nahm, ein anderes hier eingescho-
benes Lied ausmache, das denn mit dem folgenden durch
die Wiederhohlung von Volkers Rath, und durch die Er-
zählung (Z. 7221 -- 7236), daß die Könige, die nach dem
Vorhergehenden (Z. 6945) schon längst zu Hofe gegangen
waren, so lange draußen in großem Empfange gestanden,
in eine leidliche Verbindung gebracht wurde.

Nach dem Empfange der Burgunden wird in den Ni-
belungen die Anmerkung gemacht, daß sie am Abend vor
Sonnenwende zu Etzel gekommen seien, und dann erzählt,
wie man zu Tische ging. Nach der Klage dagegen schei-
nen sie vor Mittag gekommen zu sein; denn sie weiß wie-
der von den folgenden Begebenheiten (Z. 7305 -- 7636)
nichts. Nach den Nibelungen nämlich gehen sie jetzt zu
Bette; Kriemhildens Recken, abgesandt sie im Schlaf zu
ermorden, fliehen zum zweitenmahle vor Hagen und Vol-
ker, die die Wache übernommen haben; dann am Morgen
der Kirchgang, der Buhurd und der Tod des schönen jun-
gen Hünen durch Volkers Grimm und Übermuth; Etzel
hat Mühe die Hünen zu beruhigen und seine Gäste zu
Tische zu bringen.

Von allem diesem findet sich, wie gesagt, in der Klage
nichts, obgleich der Verfasser derselben, wenn er diesen Ab-
schnitt kannte, kaum vermeiden konnte, wenigstens den Tod
des jungen Hünen zu erwähnen, mit dem die Feindselig-
keiten ihren ersten Anfang nahmen. Er gibt aber mehr-
mahl Blödelin und der Burgunden Knechte als die ersten
an, die gefallen seien (Z. 337. 2625. 4014.).

Dichter dieſen ganzen Abſchnitt nicht kannte, und alſo die
Erzählung von der Zeile (7021) an, wo ſich Dieterich und
Hagen bei Handen fingen, bis (Z. 7237) wo Dieterich
Günthern an die Hand nahm, ein anderes hier eingeſcho-
benes Lied ausmache, das denn mit dem folgenden durch
die Wiederhohlung von Volkers Rath, und durch die Er-
zählung (Z. 7221 — 7236), daß die Könige, die nach dem
Vorhergehenden (Z. 6945) ſchon längſt zu Hofe gegangen
waren, ſo lange draußen in großem Empfange geſtanden,
in eine leidliche Verbindung gebracht wurde.

Nach dem Empfange der Burgunden wird in den Ni-
belungen die Anmerkung gemacht, daß ſie am Abend vor
Sonnenwende zu Etzel gekommen ſeien, und dann erzählt,
wie man zu Tiſche ging. Nach der Klage dagegen ſchei-
nen ſie vor Mittag gekommen zu ſein; denn ſie weiß wie-
der von den folgenden Begebenheiten (Z. 7305 — 7636)
nichts. Nach den Nibelungen nämlich gehen ſie jetzt zu
Bette; Kriemhildens Recken, abgeſandt ſie im Schlaf zu
ermorden, fliehen zum zweitenmahle vor Hagen und Vol-
ker, die die Wache übernommen haben; dann am Morgen
der Kirchgang, der Buhurd und der Tod des ſchönen jun-
gen Hünen durch Volkers Grimm und Übermuth; Etzel
hat Mühe die Hünen zu beruhigen und ſeine Gäſte zu
Tiſche zu bringen.

Von allem dieſem findet ſich, wie geſagt, in der Klage
nichts, obgleich der Verfaſſer derſelben, wenn er dieſen Ab-
ſchnitt kannte, kaum vermeiden konnte, wenigſtens den Tod
des jungen Hünen zu erwähnen, mit dem die Feindſelig-
keiten ihren erſten Anfang nahmen. Er gibt aber mehr-
mahl Blödelin und der Burgunden Knechte als die erſten
an, die gefallen ſeien (Z. 337. 2625. 4014.).

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[43/0051] Dichter dieſen ganzen Abſchnitt nicht kannte, und alſo die Erzählung von der Zeile (7021) an, wo ſich Dieterich und Hagen bei Handen fingen, bis (Z. 7237) wo Dieterich Günthern an die Hand nahm, ein anderes hier eingeſcho- benes Lied ausmache, das denn mit dem folgenden durch die Wiederhohlung von Volkers Rath, und durch die Er- zählung (Z. 7221 — 7236), daß die Könige, die nach dem Vorhergehenden (Z. 6945) ſchon längſt zu Hofe gegangen waren, ſo lange draußen in großem Empfange geſtanden, in eine leidliche Verbindung gebracht wurde. Nach dem Empfange der Burgunden wird in den Ni- belungen die Anmerkung gemacht, daß ſie am Abend vor Sonnenwende zu Etzel gekommen ſeien, und dann erzählt, wie man zu Tiſche ging. Nach der Klage dagegen ſchei- nen ſie vor Mittag gekommen zu ſein; denn ſie weiß wie- der von den folgenden Begebenheiten (Z. 7305 — 7636) nichts. Nach den Nibelungen nämlich gehen ſie jetzt zu Bette; Kriemhildens Recken, abgeſandt ſie im Schlaf zu ermorden, fliehen zum zweitenmahle vor Hagen und Vol- ker, die die Wache übernommen haben; dann am Morgen der Kirchgang, der Buhurd und der Tod des ſchönen jun- gen Hünen durch Volkers Grimm und Übermuth; Etzel hat Mühe die Hünen zu beruhigen und ſeine Gäſte zu Tiſche zu bringen. Von allem dieſem findet ſich, wie geſagt, in der Klage nichts, obgleich der Verfaſſer derſelben, wenn er dieſen Ab- ſchnitt kannte, kaum vermeiden konnte, wenigſtens den Tod des jungen Hünen zu erwähnen, mit dem die Feindſelig- keiten ihren erſten Anfang nahmen. Er gibt aber mehr- mahl Blödelin und der Burgunden Knechte als die erſten an, die gefallen ſeien (Z. 337. 2625. 4014.).

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Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/51>, abgerufen am 23.12.2024.