Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

thig; nirgend werden Sinn und Zusammenhang durch die
Auslassung jener Strophen gestört.

4.

Weit bedeutender, als der Bischof Pilgrin, greift Vol-
ker, der Fiedler, in die Vegebenheiten der letzten Aventüren
ein, über die seine doppelte Natur des Helden und Spiel-
manns eine wunderbarzauberische poetische Heiterkeit aus-
breitet. Er wird schon in dem ersten Abschnitte unseres
Werkes unter den Vasallen der Burgundischen Könige ge-
nannt:
Volker von Alzeie, mit ganzem ellen wol be-
wart.

Nachher ist der Fiedler, der kühne Spielmann Volker in
dem Kriege gegen die Sachsen und Dänen Bannerführer.
Dann wird er auf lange Zeit vergessen, bis er endlich
beim Empfange Rüdigers, der für Etzel um Kriemhilden
warb, mit Gere, Giselher und Dankwart wieder zum Vor-
schein kommt, ohne daß dabei mehr als sein Name ge-
nannt wird (Z. 4465 -- 4468). Es wird sich späterhin
zeigen, daß eben solche Strophen, in denen plötzlich meh-
rere der Burgundischen Mannen, gleichsam nur um sie
doch auch wieder zu erwähnen, genannt werden, sich eben
dadurch als eingeschoben verrathen: für jetzt mag diese
Stelle, als wenig bedeutend, immer ihr altes Recht be-
haupten.

Aber nun ferner, wo Günther auf Hagens Rath
Recken und Knechte versammelt, um in Ungarn vor Kriem-
hildens Rache sicher zu sein, kommen Hagen und Dank-
wart mit achtzig Recken, Volker mit dreißig seiner Man-
nen. Die ganze Stelle lautet also (Z. 5913 -- 5924):

thig; nirgend werden Sinn und Zuſammenhang durch die
Auslaſſung jener Strophen geſtört.

4.

Weit bedeutender, als der Biſchof Pilgrin, greift Vol-
ker, der Fiedler, in die Vegebenheiten der letzten Aventüren
ein, über die ſeine doppelte Natur des Helden und Spiel-
manns eine wunderbarzauberiſche poetiſche Heiterkeit aus-
breitet. Er wird ſchon in dem erſten Abſchnitte unſeres
Werkes unter den Vaſallen der Burgundiſchen Könige ge-
nannt:
Volker von Alzeie, mit ganzem ellen wol be-
wart.

Nachher iſt der Fiedler, der kühne Spielmann Volker in
dem Kriege gegen die Sachſen und Dänen Bannerführer.
Dann wird er auf lange Zeit vergeſſen, bis er endlich
beim Empfange Rüdigers, der für Etzel um Kriemhilden
warb, mit Gere, Giſelher und Dankwart wieder zum Vor-
ſchein kommt, ohne daß dabei mehr als ſein Name ge-
nannt wird (Z. 4465 — 4468). Es wird ſich ſpäterhin
zeigen, daß eben ſolche Strophen, in denen plötzlich meh-
rere der Burgundiſchen Mannen, gleichſam nur um ſie
doch auch wieder zu erwähnen, genannt werden, ſich eben
dadurch als eingeſchoben verrathen: für jetzt mag dieſe
Stelle, als wenig bedeutend, immer ihr altes Recht be-
haupten.

Aber nun ferner, wo Günther auf Hagens Rath
Recken und Knechte verſammelt, um in Ungarn vor Kriem-
hildens Rache ſicher zu ſein, kommen Hagen und Dank-
wart mit achtzig Recken, Volker mit dreißig ſeiner Man-
nen. Die ganze Stelle lautet alſo (Z. 5913 — 5924):

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0019" n="11"/>
thig; nirgend werden Sinn und Zu&#x017F;ammenhang durch die<lb/>
Ausla&#x017F;&#x017F;ung jener Strophen ge&#x017F;tört.</p>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head>4.</head><lb/>
        <p>Weit bedeutender, als der Bi&#x017F;chof Pilgrin, greift Vol-<lb/>
ker, der Fiedler, in die Vegebenheiten der letzten Aventüren<lb/>
ein, über die &#x017F;eine doppelte Natur des Helden und Spiel-<lb/>
manns eine wunderbarzauberi&#x017F;che poeti&#x017F;che Heiterkeit aus-<lb/>
breitet. Er wird &#x017F;chon in dem er&#x017F;ten Ab&#x017F;chnitte un&#x017F;eres<lb/>
Werkes unter den Va&#x017F;allen der Burgundi&#x017F;chen Könige ge-<lb/>
nannt:<lb/><quote rendition="#et" xml:lang="gmh">Volker von Alzeie, mit ganzem ellen wol be-<lb/><hi rendition="#et2">wart.</hi></quote><lb/>
Nachher i&#x017F;t der Fiedler, der kühne Spielmann Volker in<lb/>
dem Kriege gegen die Sach&#x017F;en und Dänen Bannerführer.<lb/>
Dann wird er auf lange Zeit verge&#x017F;&#x017F;en, bis er endlich<lb/>
beim Empfange Rüdigers, der für Etzel um Kriemhilden<lb/>
warb, mit Gere, Gi&#x017F;elher und Dankwart wieder zum Vor-<lb/>
&#x017F;chein kommt, ohne daß dabei mehr als &#x017F;ein Name ge-<lb/>
nannt wird (Z. 4465 &#x2014; 4468). Es wird &#x017F;ich &#x017F;päterhin<lb/>
zeigen, daß eben &#x017F;olche Strophen, in denen plötzlich meh-<lb/>
rere der Burgundi&#x017F;chen Mannen, gleich&#x017F;am nur um &#x017F;ie<lb/>
doch auch wieder zu erwähnen, genannt werden, &#x017F;ich eben<lb/>
dadurch als einge&#x017F;choben verrathen: für jetzt mag die&#x017F;e<lb/>
Stelle, als wenig bedeutend, immer ihr altes Recht be-<lb/>
haupten.</p><lb/>
        <p>Aber nun ferner, wo Günther auf Hagens Rath<lb/>
Recken und Knechte ver&#x017F;ammelt, um in Ungarn vor Kriem-<lb/>
hildens Rache &#x017F;icher zu &#x017F;ein, kommen Hagen und Dank-<lb/>
wart mit achtzig Recken, Volker mit dreißig &#x017F;einer Man-<lb/>
nen. Die ganze Stelle lautet al&#x017F;o (Z. 5913 &#x2014; 5924):<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0019] thig; nirgend werden Sinn und Zuſammenhang durch die Auslaſſung jener Strophen geſtört. 4. Weit bedeutender, als der Biſchof Pilgrin, greift Vol- ker, der Fiedler, in die Vegebenheiten der letzten Aventüren ein, über die ſeine doppelte Natur des Helden und Spiel- manns eine wunderbarzauberiſche poetiſche Heiterkeit aus- breitet. Er wird ſchon in dem erſten Abſchnitte unſeres Werkes unter den Vaſallen der Burgundiſchen Könige ge- nannt: Volker von Alzeie, mit ganzem ellen wol be- wart. Nachher iſt der Fiedler, der kühne Spielmann Volker in dem Kriege gegen die Sachſen und Dänen Bannerführer. Dann wird er auf lange Zeit vergeſſen, bis er endlich beim Empfange Rüdigers, der für Etzel um Kriemhilden warb, mit Gere, Giſelher und Dankwart wieder zum Vor- ſchein kommt, ohne daß dabei mehr als ſein Name ge- nannt wird (Z. 4465 — 4468). Es wird ſich ſpäterhin zeigen, daß eben ſolche Strophen, in denen plötzlich meh- rere der Burgundiſchen Mannen, gleichſam nur um ſie doch auch wieder zu erwähnen, genannt werden, ſich eben dadurch als eingeſchoben verrathen: für jetzt mag dieſe Stelle, als wenig bedeutend, immer ihr altes Recht be- haupten. Aber nun ferner, wo Günther auf Hagens Rath Recken und Knechte verſammelt, um in Ungarn vor Kriem- hildens Rache ſicher zu ſein, kommen Hagen und Dank- wart mit achtzig Recken, Volker mit dreißig ſeiner Man- nen. Die ganze Stelle lautet alſo (Z. 5913 — 5924):

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/19
Zitationshilfe: Lachmann, Karl: Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelungen Noth. Berlin, 1816, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lachmann_nibelungen_1816/19>, abgerufen am 22.12.2024.