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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880.

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§. 87. Die Kriegsmarine.
Marine, welchem die Oberstabsärzte, Stabsärzte und Assistenzärzte
untergeordnet sind 1). Die Marine-Lazarethe 2) stehen unter der
Leitung von Chefärzten, unter denen für die ökonomische Verwal-
tung Oberinspektoren und Inspektoren fungiren 3).

3. Die Militair-Gerichtsbarkeit wird nach Vor-
schrift der Preuß. Militair-Strafprozeß-Ordnung ausgeübt; die
höhere Gerichtsbarkeit (der Divisionskommandeure 4) steht den
Stationschefs zu und es sind denselben Marine-Auditeure
beigegeben, für welche dieselben Regeln wie für die Auditeure des
Heeres gelten. Die niedere Gerichtsbarkeit steht den Kom-
mandanten der in Dienst gestellten Schiffe zu 5). Das oberste
Militairgericht in Marinejustizsachen ist mit dem Preuß. General-
Auditoriat verbunden; es führt die Bezeichnung "General-
Auditoriat der Kaiserl. Marine
" 6). Es ist die auf-
sichtführende Behörde über sämmtliche Marine-Gerichte.

4. Für die Seelsorge werden Marinepfarrer und Küster
angestellt 7), auf welche hinsichtlich ihrer dienstlichen Verhältnisse
die für die Militairgeistlichen gegebenen Vorschriften d. h. die An-
ordnungen der Militair-Kirchen-Ordnung vom 12. Febr. 1832,
Anwendung finden 8).

5. Unterricht. Für die wissenschaftliche Ausbildung der
Marine-Angehörigen sind die Marineakademie und die Marineschule
zu Kiel bestimmt. Beide Lehranstalten ressortiren von der Ad-
miralität und sind unter einer gemeinschaftlichen Direktion ver-
einigt 9). Die Einrichtung der Marineakademie ist geregelt

1) Bei jeder der beiden Marinestationen versieht ein "Stationsarzt" die-
jenigen Geschäfte, welche bei der Armee den Divisionsärzten obliegen.
2) Solche Friedenslazarethe sind errichtet zu Kiel, Friedrichsort, Wilhelms-
haven und Yokohama.
3) Vgl. Kab.Ordre v. 10. Dez. 1872 Marine-V.Bl. S. 254.
4) Die darüber hinausgehende Gerichtsgewalt wird von dem Chef der
Admiralität resp. vom Kaiser selbst gehandhabt.
5) Vgl. Kab.O. v. 13. Juni 1850, Kab.O. v. 25. Mai 1871 (M.V.Bl.
S. 41) und Kab.O. v. 10. Dezember 1878 (M.V.Bl. S. 227).
6) Erl. v. 23. Mai 1876 R.G.Bl. S. 165.
7) Den "Oberpfarrern" bei der Armee, entsprechen "Stationspfarrer" der
Marine.
8) Marine-Organisations-Reglem. v. 7. Juli 1854 (Preuß. Ges. S. 399)
§. 126.
9) Kab.Ordre v. 2. Nov. 1875 Marine-V.Bl. S. 243.

§. 87. Die Kriegsmarine.
Marine, welchem die Oberſtabsärzte, Stabsärzte und Aſſiſtenzärzte
untergeordnet ſind 1). Die Marine-Lazarethe 2) ſtehen unter der
Leitung von Chefärzten, unter denen für die ökonomiſche Verwal-
tung Oberinſpektoren und Inſpektoren fungiren 3).

3. Die Militair-Gerichtsbarkeit wird nach Vor-
ſchrift der Preuß. Militair-Strafprozeß-Ordnung ausgeübt; die
höhere Gerichtsbarkeit (der Diviſionskommandeure 4) ſteht den
Stationschefs zu und es ſind denſelben Marine-Auditeure
beigegeben, für welche dieſelben Regeln wie für die Auditeure des
Heeres gelten. Die niedere Gerichtsbarkeit ſteht den Kom-
mandanten der in Dienſt geſtellten Schiffe zu 5). Das oberſte
Militairgericht in Marinejuſtizſachen iſt mit dem Preuß. General-
Auditoriat verbunden; es führt die Bezeichnung „General-
Auditoriat der Kaiſerl. Marine
6). Es iſt die auf-
ſichtführende Behörde über ſämmtliche Marine-Gerichte.

4. Für die Seelſorge werden Marinepfarrer und Küſter
angeſtellt 7), auf welche hinſichtlich ihrer dienſtlichen Verhältniſſe
die für die Militairgeiſtlichen gegebenen Vorſchriften d. h. die An-
ordnungen der Militair-Kirchen-Ordnung vom 12. Febr. 1832,
Anwendung finden 8).

5. Unterricht. Für die wiſſenſchaftliche Ausbildung der
Marine-Angehörigen ſind die Marineakademie und die Marineſchule
zu Kiel beſtimmt. Beide Lehranſtalten reſſortiren von der Ad-
miralität und ſind unter einer gemeinſchaftlichen Direktion ver-
einigt 9). Die Einrichtung der Marineakademie iſt geregelt

1) Bei jeder der beiden Marineſtationen verſieht ein „Stationsarzt“ die-
jenigen Geſchäfte, welche bei der Armee den Diviſionsärzten obliegen.
2) Solche Friedenslazarethe ſind errichtet zu Kiel, Friedrichsort, Wilhelms-
haven und Yokohama.
3) Vgl. Kab.Ordre v. 10. Dez. 1872 Marine-V.Bl. S. 254.
4) Die darüber hinausgehende Gerichtsgewalt wird von dem Chef der
Admiralität reſp. vom Kaiſer ſelbſt gehandhabt.
5) Vgl. Kab.O. v. 13. Juni 1850, Kab.O. v. 25. Mai 1871 (M.V.Bl.
S. 41) und Kab.O. v. 10. Dezember 1878 (M.V.Bl. S. 227).
6) Erl. v. 23. Mai 1876 R.G.Bl. S. 165.
7) Den „Oberpfarrern“ bei der Armee, entſprechen „Stationspfarrer“ der
Marine.
8) Marine-Organiſations-Reglem. v. 7. Juli 1854 (Preuß. Geſ. S. 399)
§. 126.
9) Kab.Ordre v. 2. Nov. 1875 Marine-V.Bl. S. 243.
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[134/0144] §. 87. Die Kriegsmarine. Marine, welchem die Oberſtabsärzte, Stabsärzte und Aſſiſtenzärzte untergeordnet ſind 1). Die Marine-Lazarethe 2) ſtehen unter der Leitung von Chefärzten, unter denen für die ökonomiſche Verwal- tung Oberinſpektoren und Inſpektoren fungiren 3). 3. Die Militair-Gerichtsbarkeit wird nach Vor- ſchrift der Preuß. Militair-Strafprozeß-Ordnung ausgeübt; die höhere Gerichtsbarkeit (der Diviſionskommandeure 4) ſteht den Stationschefs zu und es ſind denſelben Marine-Auditeure beigegeben, für welche dieſelben Regeln wie für die Auditeure des Heeres gelten. Die niedere Gerichtsbarkeit ſteht den Kom- mandanten der in Dienſt geſtellten Schiffe zu 5). Das oberſte Militairgericht in Marinejuſtizſachen iſt mit dem Preuß. General- Auditoriat verbunden; es führt die Bezeichnung „General- Auditoriat der Kaiſerl. Marine“ 6). Es iſt die auf- ſichtführende Behörde über ſämmtliche Marine-Gerichte. 4. Für die Seelſorge werden Marinepfarrer und Küſter angeſtellt 7), auf welche hinſichtlich ihrer dienſtlichen Verhältniſſe die für die Militairgeiſtlichen gegebenen Vorſchriften d. h. die An- ordnungen der Militair-Kirchen-Ordnung vom 12. Febr. 1832, Anwendung finden 8). 5. Unterricht. Für die wiſſenſchaftliche Ausbildung der Marine-Angehörigen ſind die Marineakademie und die Marineſchule zu Kiel beſtimmt. Beide Lehranſtalten reſſortiren von der Ad- miralität und ſind unter einer gemeinſchaftlichen Direktion ver- einigt 9). Die Einrichtung der Marineakademie iſt geregelt 1) Bei jeder der beiden Marineſtationen verſieht ein „Stationsarzt“ die- jenigen Geſchäfte, welche bei der Armee den Diviſionsärzten obliegen. 2) Solche Friedenslazarethe ſind errichtet zu Kiel, Friedrichsort, Wilhelms- haven und Yokohama. 3) Vgl. Kab.Ordre v. 10. Dez. 1872 Marine-V.Bl. S. 254. 4) Die darüber hinausgehende Gerichtsgewalt wird von dem Chef der Admiralität reſp. vom Kaiſer ſelbſt gehandhabt. 5) Vgl. Kab.O. v. 13. Juni 1850, Kab.O. v. 25. Mai 1871 (M.V.Bl. S. 41) und Kab.O. v. 10. Dezember 1878 (M.V.Bl. S. 227). 6) Erl. v. 23. Mai 1876 R.G.Bl. S. 165. 7) Den „Oberpfarrern“ bei der Armee, entſprechen „Stationspfarrer“ der Marine. 8) Marine-Organiſations-Reglem. v. 7. Juli 1854 (Preuß. Geſ. S. 399) §. 126. 9) Kab.Ordre v. 2. Nov. 1875 Marine-V.Bl. S. 243.

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 3, Abt. 1. Tübingen, 1880, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht0301_1880/144>, abgerufen am 25.11.2024.