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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877.

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§. 71. Die Verwaltung der Post und Telegraphie.
graphenverwaltung sind verpflichtet, seinen Anordnungen Folge zu
leisten. Einnahmen und Ausgaben des Post- und Telegraphen-
wesens sollten nach Art. 49 der Nordd. B.-V. für den ganzen
Bund gemeinschaftlich sein. Dem Gebiete der Norddeutschen Post-
und Telegraphen-Verwaltung trat außerdem der südliche Theil des
Großherzogthums Hessen hinzu, da Hessen in dem Friedensver-
trage v. 3. September 1866 Art. 10 sich im Voraus mit den Ab-
reden einverstanden erklärt hatte, welche Preußen mit dem Hause
Taxis wegen Beseitigung des Thurn und Taxis'schen Postwesens
treffen würde und dem Uebergang des gesammten Postwesens im
Großherzth. Hessen an Preußen zugestimmt hatte. Ebenso hatte
Hessen in Art. 11 desselben Friedensvertrages der Preuß. Regierung
das Recht zur unbeschränkten Anlegung und Benutzung von Tele-
graphenlinien und Telegraphenstationen eingeräumt. Durch die Auf-
nahme Südhessens in den Deutschen Bund wurden diese vertrags-
mässigen, vom Norddeutschen Bunde ausgeübten Rechte Preußens
staatsrechtlich auf den Bund übertragen und die Kompetenz des-
selben zur Verwaltung der Post und Telegraphie in Hessen ver-
fassungsmäßig begründet 1). Bei der Gründung des Deutschen
Reiches trat ferner das Großherzogth. Baden dem Gebiete der
Deutschen Post- und Telegraphen-Verwaltung hinzu 2) und in El-
saß-Lothringen
wurden die Bestimmungen der Reichsverfassung
über das Post- und Telegraphen-Wesen durch Verordn. v. 14. Okt.
1871 (R.-G.-Bl. 1871 S. 443) eingeführt. Besondere Postver-
waltungen wurden dagegen Bayern und Württemberg in den
mit diesen Staaten abgeschlossenen Verfassungsbündnissen gelassen
und diese Sonderrechte im Art. 52 der R.-V. anerkannt.

Darnach gelten hinsichtlich der Kompetenz des Reiches in An-
gelegenheiten des Post- und Telegraphen-Wesens zur Zeit folgende
Grundsätze:

1. Dem Reiche steht für das ganze Reichsgebiet ausschließ-
lich
die Gesetzgebung über die Vorrechte der Post 3) und Telegraphie,

1) Die besonderen Abreden in dem Protok. v. 15. November 1870 Ziff. 4
B.-G.-Bl. S. 650) sind lediglich finanzieller Natur und von nur vorüber-
gehender Bedeutung gewesen.
2) Auch für Baden wurden in dem Protok. v. 15. Novemb. 1870 Ziff. 5
für eine gewisse Uebergangszeit finanzielle Sonderrechte verabredet.
3) In dem Schlußprotokoll v. 25. Nov. 1870 (B.-G.-Bl. S. 657) wurde

§. 71. Die Verwaltung der Poſt und Telegraphie.
graphenverwaltung ſind verpflichtet, ſeinen Anordnungen Folge zu
leiſten. Einnahmen und Ausgaben des Poſt- und Telegraphen-
weſens ſollten nach Art. 49 der Nordd. B.-V. für den ganzen
Bund gemeinſchaftlich ſein. Dem Gebiete der Norddeutſchen Poſt-
und Telegraphen-Verwaltung trat außerdem der ſüdliche Theil des
Großherzogthums Heſſen hinzu, da Heſſen in dem Friedensver-
trage v. 3. September 1866 Art. 10 ſich im Voraus mit den Ab-
reden einverſtanden erklärt hatte, welche Preußen mit dem Hauſe
Taxis wegen Beſeitigung des Thurn und Taxis’ſchen Poſtweſens
treffen würde und dem Uebergang des geſammten Poſtweſens im
Großherzth. Heſſen an Preußen zugeſtimmt hatte. Ebenſo hatte
Heſſen in Art. 11 deſſelben Friedensvertrages der Preuß. Regierung
das Recht zur unbeſchränkten Anlegung und Benutzung von Tele-
graphenlinien und Telegraphenſtationen eingeräumt. Durch die Auf-
nahme Südheſſens in den Deutſchen Bund wurden dieſe vertrags-
mäſſigen, vom Norddeutſchen Bunde ausgeübten Rechte Preußens
ſtaatsrechtlich auf den Bund übertragen und die Kompetenz deſ-
ſelben zur Verwaltung der Poſt und Telegraphie in Heſſen ver-
faſſungsmäßig begründet 1). Bei der Gründung des Deutſchen
Reiches trat ferner das Großherzogth. Baden dem Gebiete der
Deutſchen Poſt- und Telegraphen-Verwaltung hinzu 2) und in El-
ſaß-Lothringen
wurden die Beſtimmungen der Reichsverfaſſung
über das Poſt- und Telegraphen-Weſen durch Verordn. v. 14. Okt.
1871 (R.-G.-Bl. 1871 S. 443) eingeführt. Beſondere Poſtver-
waltungen wurden dagegen Bayern und Württemberg in den
mit dieſen Staaten abgeſchloſſenen Verfaſſungsbündniſſen gelaſſen
und dieſe Sonderrechte im Art. 52 der R.-V. anerkannt.

Darnach gelten hinſichtlich der Kompetenz des Reiches in An-
gelegenheiten des Poſt- und Telegraphen-Weſens zur Zeit folgende
Grundſätze:

1. Dem Reiche ſteht für das ganze Reichsgebiet ausſchließ-
lich
die Geſetzgebung über die Vorrechte der Poſt 3) und Telegraphie,

1) Die beſonderen Abreden in dem Protok. v. 15. November 1870 Ziff. 4
B.-G.-Bl. S. 650) ſind lediglich finanzieller Natur und von nur vorüber-
gehender Bedeutung geweſen.
2) Auch für Baden wurden in dem Protok. v. 15. Novemb. 1870 Ziff. 5
für eine gewiſſe Uebergangszeit finanzielle Sonderrechte verabredet.
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[287/0301] §. 71. Die Verwaltung der Poſt und Telegraphie. graphenverwaltung ſind verpflichtet, ſeinen Anordnungen Folge zu leiſten. Einnahmen und Ausgaben des Poſt- und Telegraphen- weſens ſollten nach Art. 49 der Nordd. B.-V. für den ganzen Bund gemeinſchaftlich ſein. Dem Gebiete der Norddeutſchen Poſt- und Telegraphen-Verwaltung trat außerdem der ſüdliche Theil des Großherzogthums Heſſen hinzu, da Heſſen in dem Friedensver- trage v. 3. September 1866 Art. 10 ſich im Voraus mit den Ab- reden einverſtanden erklärt hatte, welche Preußen mit dem Hauſe Taxis wegen Beſeitigung des Thurn und Taxis’ſchen Poſtweſens treffen würde und dem Uebergang des geſammten Poſtweſens im Großherzth. Heſſen an Preußen zugeſtimmt hatte. Ebenſo hatte Heſſen in Art. 11 deſſelben Friedensvertrages der Preuß. Regierung das Recht zur unbeſchränkten Anlegung und Benutzung von Tele- graphenlinien und Telegraphenſtationen eingeräumt. Durch die Auf- nahme Südheſſens in den Deutſchen Bund wurden dieſe vertrags- mäſſigen, vom Norddeutſchen Bunde ausgeübten Rechte Preußens ſtaatsrechtlich auf den Bund übertragen und die Kompetenz deſ- ſelben zur Verwaltung der Poſt und Telegraphie in Heſſen ver- faſſungsmäßig begründet 1). Bei der Gründung des Deutſchen Reiches trat ferner das Großherzogth. Baden dem Gebiete der Deutſchen Poſt- und Telegraphen-Verwaltung hinzu 2) und in El- ſaß-Lothringen wurden die Beſtimmungen der Reichsverfaſſung über das Poſt- und Telegraphen-Weſen durch Verordn. v. 14. Okt. 1871 (R.-G.-Bl. 1871 S. 443) eingeführt. Beſondere Poſtver- waltungen wurden dagegen Bayern und Württemberg in den mit dieſen Staaten abgeſchloſſenen Verfaſſungsbündniſſen gelaſſen und dieſe Sonderrechte im Art. 52 der R.-V. anerkannt. Darnach gelten hinſichtlich der Kompetenz des Reiches in An- gelegenheiten des Poſt- und Telegraphen-Weſens zur Zeit folgende Grundſätze: 1. Dem Reiche ſteht für das ganze Reichsgebiet ausſchließ- lich die Geſetzgebung über die Vorrechte der Poſt 3) und Telegraphie, 1) Die beſonderen Abreden in dem Protok. v. 15. November 1870 Ziff. 4 B.-G.-Bl. S. 650) ſind lediglich finanzieller Natur und von nur vorüber- gehender Bedeutung geweſen. 2) Auch für Baden wurden in dem Protok. v. 15. Novemb. 1870 Ziff. 5 für eine gewiſſe Uebergangszeit finanzielle Sonderrechte verabredet. 3) In dem Schlußprotokoll v. 25. Nov. 1870 (B.-G.-Bl. S. 657) wurde

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht02_1878/301>, abgerufen am 23.11.2024.