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Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877.

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§. 70. Die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten.
gegen Reichsangehörige nur solche, in der Staatsgewalt enthaltene
Rechte ausüben, welche der Staat, in dessen Gebiet er seinen
Amtsbezirk hat, nicht ausschließlich für sich selbst beansprucht. In
vielen Fällen besteht eine völkerrechtliche Uebung, durch die der
Kreis der obrigkeitlichen Rechte, welche fremde Konsuln handhaben
dürfen, bestimmt wird. Mit mehreren Staaten hat aber das
Deutsche Reich Verträge abgeschlossen 1), durch welche die Aus-
übung der den Deutschen Konsuln übertragenen staatlichen Befug-
nisse sicher gestellt worden ist 2).


1) Die ältesten Konsularverträge sind die von Frankreich mit Spanien
1769 und mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1788 abgeschlossenen.
Sie sind gedruckt bei de Cussy, Reglements consulaires (Leipzig 1851)
S. 26 ff.
2) Ueber die Konsular-Verträge des Deutschen Reiches vgl. Reitz in
Hirth's Annalen V. (1872) S. 1281 ff. und besonders König, Handbuch
S. 16 ff. In einigen Handels- und Schifffahrts-Verträgen des Reiches ist
demselben lediglich die Befugniß, Konsulate zu errichten, zugesichert, mit der
Maßgabe, daß die Deutschen Konsuln alle Vorrechte und Freiheiten genießen
sollen, welche den Konsuln anderer Staaten zugestanden werden. So in den
Verträgen mit Liberia v. 31. Oktober 1867 Art. 7 (B.-G.-Bl. v. 1868
S. 201), mit Oesterreich v. 9. März 1868 Art. 20 (B.-G.-Bl. v. 1868
S. 247), mit Mexiko v. 28. Aug. 1869 Art. 22 (B.-G.-Bl. v. 1870 S. 537).
Eigentliche Konsular-Verträge, welche die Befugnisse der Konsuln im
Einzelnen regeln, sind mit folgenden Staaten abgeschlossen worden: Der
Preußisch-Niederländische (Kolonien) Vertrag v. 16. Juni 1856 ist
ausgedehnt worden auf das Deutsche Reich durch Vertrag v. 11. Januar 1872
(R.-G.-Bl. 1872 S. 67 ff.). Der Vertrag des Nordd. Bundes mit Italien
v. 21. Dez. 1868 (B.-G.-Bl. 1869 S. 113), ausgedehnt auf das Deutsche Reich
durch Vertr. v. 7. Febr. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 134). Der Vertrag mit
Spanien v. 22. Febr. 1870 (B.-G.-Bl. 1870 S. 99 ff.), ausgedehnt auf
das Deutsche Reich durch V. v. 12. Jan. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 211); mit
den Vereinigten Staaten von Amerika v. 11. Dez. 1871 (R.-G.-Bl.
1872 S. 95); mit Rußland v. 12. Nov. 1874 (R.-G.-Bl. 1875 S. 145).
Verabredungen über die den Konsuln zustehenden Befugnisse enthalten ferner
die Verträge mit Japan v. 20. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. 1870 S. 1 ff.) Art.
5 fg.; mit Persien v. 11. Juni 1873 (R.-G.-Bl. 1873 S. 351 ff.) Art. 10.
13--15; mit Salvador v. 13. Juni 1870 (R.-G.-Bl. 1872 S. 377); mit
Portugal v. 2. März 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 254 ff.) Art. 17--19;
mit Costa Rica v. 18. Mai 1875 (R.-G.-Bl. 1877 S. 13 ff.) Art. 27 ff.
Soweit diese Verträge den Deutschen Konsuln eine amtliche Wirksamkeit
zuweisen, begründen sie zunächst nur internationale Rechte des Reiches gegen-
über dem Staate, mit welchem der Vertrag geschlossen worden ist, während

§. 70. Die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten.
gegen Reichsangehörige nur ſolche, in der Staatsgewalt enthaltene
Rechte ausüben, welche der Staat, in deſſen Gebiet er ſeinen
Amtsbezirk hat, nicht ausſchließlich für ſich ſelbſt beanſprucht. In
vielen Fällen beſteht eine völkerrechtliche Uebung, durch die der
Kreis der obrigkeitlichen Rechte, welche fremde Konſuln handhaben
dürfen, beſtimmt wird. Mit mehreren Staaten hat aber das
Deutſche Reich Verträge abgeſchloſſen 1), durch welche die Aus-
übung der den Deutſchen Konſuln übertragenen ſtaatlichen Befug-
niſſe ſicher geſtellt worden iſt 2).


1) Die älteſten Konſularverträge ſind die von Frankreich mit Spanien
1769 und mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1788 abgeſchloſſenen.
Sie ſind gedruckt bei de Cussy, Réglements consulaires (Leipzig 1851)
S. 26 ff.
2) Ueber die Konſular-Verträge des Deutſchen Reiches vgl. Reitz in
Hirth’s Annalen V. (1872) S. 1281 ff. und beſonders König, Handbuch
S. 16 ff. In einigen Handels- und Schifffahrts-Verträgen des Reiches iſt
demſelben lediglich die Befugniß, Konſulate zu errichten, zugeſichert, mit der
Maßgabe, daß die Deutſchen Konſuln alle Vorrechte und Freiheiten genießen
ſollen, welche den Konſuln anderer Staaten zugeſtanden werden. So in den
Verträgen mit Liberia v. 31. Oktober 1867 Art. 7 (B.-G.-Bl. v. 1868
S. 201), mit Oeſterreich v. 9. März 1868 Art. 20 (B.-G.-Bl. v. 1868
S. 247), mit Mexiko v. 28. Aug. 1869 Art. 22 (B.-G.-Bl. v. 1870 S. 537).
Eigentliche Konſular-Verträge, welche die Befugniſſe der Konſuln im
Einzelnen regeln, ſind mit folgenden Staaten abgeſchloſſen worden: Der
Preußiſch-Niederländiſche (Kolonien) Vertrag v. 16. Juni 1856 iſt
ausgedehnt worden auf das Deutſche Reich durch Vertrag v. 11. Januar 1872
(R.-G.-Bl. 1872 S. 67 ff.). Der Vertrag des Nordd. Bundes mit Italien
v. 21. Dez. 1868 (B.-G.-Bl. 1869 S. 113), ausgedehnt auf das Deutſche Reich
durch Vertr. v. 7. Febr. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 134). Der Vertrag mit
Spanien v. 22. Febr. 1870 (B.-G.-Bl. 1870 S. 99 ff.), ausgedehnt auf
das Deutſche Reich durch V. v. 12. Jan. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 211); mit
den Vereinigten Staaten von Amerika v. 11. Dez. 1871 (R.-G.-Bl.
1872 S. 95); mit Rußland v. 12. Nov. 1874 (R.-G.-Bl. 1875 S. 145).
Verabredungen über die den Konſuln zuſtehenden Befugniſſe enthalten ferner
die Verträge mit Japan v. 20. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. 1870 S. 1 ff.) Art.
5 fg.; mit Perſien v. 11. Juni 1873 (R.-G.-Bl. 1873 S. 351 ff.) Art. 10.
13—15; mit Salvador v. 13. Juni 1870 (R.-G.-Bl. 1872 S. 377); mit
Portugal v. 2. März 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 254 ff.) Art. 17—19;
mit Coſta Rica v. 18. Mai 1875 (R.-G.-Bl. 1877 S. 13 ff.) Art. 27 ff.
Soweit dieſe Verträge den Deutſchen Konſuln eine amtliche Wirkſamkeit
zuweiſen, begründen ſie zunächſt nur internationale Rechte des Reiches gegen-
über dem Staate, mit welchem der Vertrag geſchloſſen worden iſt, während
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[253/0267] §. 70. Die Verwaltung der auswärtigen Angelegenheiten. gegen Reichsangehörige nur ſolche, in der Staatsgewalt enthaltene Rechte ausüben, welche der Staat, in deſſen Gebiet er ſeinen Amtsbezirk hat, nicht ausſchließlich für ſich ſelbſt beanſprucht. In vielen Fällen beſteht eine völkerrechtliche Uebung, durch die der Kreis der obrigkeitlichen Rechte, welche fremde Konſuln handhaben dürfen, beſtimmt wird. Mit mehreren Staaten hat aber das Deutſche Reich Verträge abgeſchloſſen 1), durch welche die Aus- übung der den Deutſchen Konſuln übertragenen ſtaatlichen Befug- niſſe ſicher geſtellt worden iſt 2). 1) Die älteſten Konſularverträge ſind die von Frankreich mit Spanien 1769 und mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1788 abgeſchloſſenen. Sie ſind gedruckt bei de Cussy, Réglements consulaires (Leipzig 1851) S. 26 ff. 2) Ueber die Konſular-Verträge des Deutſchen Reiches vgl. Reitz in Hirth’s Annalen V. (1872) S. 1281 ff. und beſonders König, Handbuch S. 16 ff. In einigen Handels- und Schifffahrts-Verträgen des Reiches iſt demſelben lediglich die Befugniß, Konſulate zu errichten, zugeſichert, mit der Maßgabe, daß die Deutſchen Konſuln alle Vorrechte und Freiheiten genießen ſollen, welche den Konſuln anderer Staaten zugeſtanden werden. So in den Verträgen mit Liberia v. 31. Oktober 1867 Art. 7 (B.-G.-Bl. v. 1868 S. 201), mit Oeſterreich v. 9. März 1868 Art. 20 (B.-G.-Bl. v. 1868 S. 247), mit Mexiko v. 28. Aug. 1869 Art. 22 (B.-G.-Bl. v. 1870 S. 537). Eigentliche Konſular-Verträge, welche die Befugniſſe der Konſuln im Einzelnen regeln, ſind mit folgenden Staaten abgeſchloſſen worden: Der Preußiſch-Niederländiſche (Kolonien) Vertrag v. 16. Juni 1856 iſt ausgedehnt worden auf das Deutſche Reich durch Vertrag v. 11. Januar 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 67 ff.). Der Vertrag des Nordd. Bundes mit Italien v. 21. Dez. 1868 (B.-G.-Bl. 1869 S. 113), ausgedehnt auf das Deutſche Reich durch Vertr. v. 7. Febr. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 134). Der Vertrag mit Spanien v. 22. Febr. 1870 (B.-G.-Bl. 1870 S. 99 ff.), ausgedehnt auf das Deutſche Reich durch V. v. 12. Jan. 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 211); mit den Vereinigten Staaten von Amerika v. 11. Dez. 1871 (R.-G.-Bl. 1872 S. 95); mit Rußland v. 12. Nov. 1874 (R.-G.-Bl. 1875 S. 145). Verabredungen über die den Konſuln zuſtehenden Befugniſſe enthalten ferner die Verträge mit Japan v. 20. Febr. 1869 (B.-G.-Bl. 1870 S. 1 ff.) Art. 5 fg.; mit Perſien v. 11. Juni 1873 (R.-G.-Bl. 1873 S. 351 ff.) Art. 10. 13—15; mit Salvador v. 13. Juni 1870 (R.-G.-Bl. 1872 S. 377); mit Portugal v. 2. März 1872 (R.-G.-Bl. 1872 S. 254 ff.) Art. 17—19; mit Coſta Rica v. 18. Mai 1875 (R.-G.-Bl. 1877 S. 13 ff.) Art. 27 ff. Soweit dieſe Verträge den Deutſchen Konſuln eine amtliche Wirkſamkeit zuweiſen, begründen ſie zunächſt nur internationale Rechte des Reiches gegen- über dem Staate, mit welchem der Vertrag geſchloſſen worden iſt, während

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Zitationshilfe: Laband, Paul: Das Staatsrecht des Deutschen Reiches. Bd. 2. Tübingen, 1877, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laband_staatsrecht02_1878/267>, abgerufen am 27.11.2024.