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Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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mußte, damit sie nicht auf dem Boden aufstanden, und studirte mit einer Attention, wie er sie vielleicht niemals der Vorbereitung einer Predigt gewidmet hatte, auf sein Benehmen für den Abend. Er wollte so genießbar als möglich sein, freundlich, gemüthlich sogar, aber dabei scharf genug, um Jedermann auf der Zunge zu brennen, also sich ungefähr wie eine mit Zucker und Pfeffer behandelte Melone geben. War dieses "Auf-das-Seil-gehen" -- sagte er in der Erinnerung ans Oberkloster, wo eine und die andre Art von Leistung so betitelt wurde, -- abgethan und das Capital, das er für einen solchen Abend in Bereitschaft gesetzt hatte, aufgezehrt, dann gedachte er alsbald den Staub von den Füßen zu schütteln und die zwischen den Mühlsteinen des persönlichen Zusammentreffens hart bedrohte Freundschaft wieder auf dem Boden der Abstraction in Sicherheit zu bringen.

Während aber der Vater diese Anstalten machte, schob der Sohn die Lage der Dinge aus dem zweiten Stadium in das erste, ja noch viel weiter zurück. Von den Examinatoren anfangs wegen seiner schriftlichen Kriegslorbeeren nicht ohne alle Achtung behandelt, verscherzte er diese im mündlichen Examen stündlich mehr und mehr. Nachdem er im Lateinischen und Griechischen Böcke geschossen hatte, welche wegen ihrer Unglaublichkeit nicht mittheilbar sind, stieß er im Hebräischen -- denn auch hierin wurde in jenem ehernen Zeitalter schon ein Scherflein Leistung gefor-

mußte, damit sie nicht auf dem Boden aufstanden, und studirte mit einer Attention, wie er sie vielleicht niemals der Vorbereitung einer Predigt gewidmet hatte, auf sein Benehmen für den Abend. Er wollte so genießbar als möglich sein, freundlich, gemüthlich sogar, aber dabei scharf genug, um Jedermann auf der Zunge zu brennen, also sich ungefähr wie eine mit Zucker und Pfeffer behandelte Melone geben. War dieses „Auf-das-Seil-gehen“ — sagte er in der Erinnerung ans Oberkloster, wo eine und die andre Art von Leistung so betitelt wurde, — abgethan und das Capital, das er für einen solchen Abend in Bereitschaft gesetzt hatte, aufgezehrt, dann gedachte er alsbald den Staub von den Füßen zu schütteln und die zwischen den Mühlsteinen des persönlichen Zusammentreffens hart bedrohte Freundschaft wieder auf dem Boden der Abstraction in Sicherheit zu bringen.

Während aber der Vater diese Anstalten machte, schob der Sohn die Lage der Dinge aus dem zweiten Stadium in das erste, ja noch viel weiter zurück. Von den Examinatoren anfangs wegen seiner schriftlichen Kriegslorbeeren nicht ohne alle Achtung behandelt, verscherzte er diese im mündlichen Examen stündlich mehr und mehr. Nachdem er im Lateinischen und Griechischen Böcke geschossen hatte, welche wegen ihrer Unglaublichkeit nicht mittheilbar sind, stieß er im Hebräischen — denn auch hierin wurde in jenem ehernen Zeitalter schon ein Scherflein Leistung gefor-

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[0087] mußte, damit sie nicht auf dem Boden aufstanden, und studirte mit einer Attention, wie er sie vielleicht niemals der Vorbereitung einer Predigt gewidmet hatte, auf sein Benehmen für den Abend. Er wollte so genießbar als möglich sein, freundlich, gemüthlich sogar, aber dabei scharf genug, um Jedermann auf der Zunge zu brennen, also sich ungefähr wie eine mit Zucker und Pfeffer behandelte Melone geben. War dieses „Auf-das-Seil-gehen“ — sagte er in der Erinnerung ans Oberkloster, wo eine und die andre Art von Leistung so betitelt wurde, — abgethan und das Capital, das er für einen solchen Abend in Bereitschaft gesetzt hatte, aufgezehrt, dann gedachte er alsbald den Staub von den Füßen zu schütteln und die zwischen den Mühlsteinen des persönlichen Zusammentreffens hart bedrohte Freundschaft wieder auf dem Boden der Abstraction in Sicherheit zu bringen. Während aber der Vater diese Anstalten machte, schob der Sohn die Lage der Dinge aus dem zweiten Stadium in das erste, ja noch viel weiter zurück. Von den Examinatoren anfangs wegen seiner schriftlichen Kriegslorbeeren nicht ohne alle Achtung behandelt, verscherzte er diese im mündlichen Examen stündlich mehr und mehr. Nachdem er im Lateinischen und Griechischen Böcke geschossen hatte, welche wegen ihrer Unglaublichkeit nicht mittheilbar sind, stieß er im Hebräischen — denn auch hierin wurde in jenem ehernen Zeitalter schon ein Scherflein Leistung gefor-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:08:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:08:57Z)

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/87>, abgerufen am 18.12.2024.