Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Er fragte, und zehn, zwölf andere Stimmen fragten mit ihm, wer dieser darniedergeschmetterte Vater sei. Der Pfarrer von Y... burg wurde geantwortet. Der Pfarrer von A ... berg nahm seinen Sohn an der Hand, zog ihn durch das Gedränge und eilte dem Freunde nach. Aber vergebens schaute er an der Ecke Straß' ab Straß' auf. Die beiden Gestalten waren fortgeschossen, wie Ladstöcke, die manchmal den Gewehren unvorsichtiger Schützen enteilen. Mißmuthig begab er sich mit seinem Sohne in sein Quartier, das er bei einem hochgestellten Vetter aufgeschlagen hatte; denn die Residenz übte in den Zeiten, die dem völligen Aushören der Naturalwirthschaft vorangingen, immer noch den schönen Brauch der Hauptstadt des jüdischen Landes, wo an den hohen Jahresfesten jedes Haus eine Gastherberge für Gefreundte und Bekannte vom Lande wurde, nur mit dem Unterschiede, daß hier das Fest der ungesäuerten Brode und dort das Landexamen der Magnet war, der den Landsturm von Gästen brachte. Ein treffliches Mittagsmahl erquickte die Lebensgeister unseres Pfarrers. Da sein Vetter einer der Herren Examinatoren war, so konnte er über Tisch in Form einer Anekdote, die er auf Wilhelm's Unkosten erzählte, seine arithmetische Herzensangelegenheit anbringen, was sehr zu seiner Aufrichtung diente. Er fand denn auch gleich bestätigt, daß der Fehler nicht Er fragte, und zehn, zwölf andere Stimmen fragten mit ihm, wer dieser darniedergeschmetterte Vater sei. Der Pfarrer von Y... burg wurde geantwortet. Der Pfarrer von A ... berg nahm seinen Sohn an der Hand, zog ihn durch das Gedränge und eilte dem Freunde nach. Aber vergebens schaute er an der Ecke Straß' ab Straß' auf. Die beiden Gestalten waren fortgeschossen, wie Ladstöcke, die manchmal den Gewehren unvorsichtiger Schützen enteilen. Mißmuthig begab er sich mit seinem Sohne in sein Quartier, das er bei einem hochgestellten Vetter aufgeschlagen hatte; denn die Residenz übte in den Zeiten, die dem völligen Aushören der Naturalwirthschaft vorangingen, immer noch den schönen Brauch der Hauptstadt des jüdischen Landes, wo an den hohen Jahresfesten jedes Haus eine Gastherberge für Gefreundte und Bekannte vom Lande wurde, nur mit dem Unterschiede, daß hier das Fest der ungesäuerten Brode und dort das Landexamen der Magnet war, der den Landsturm von Gästen brachte. Ein treffliches Mittagsmahl erquickte die Lebensgeister unseres Pfarrers. Da sein Vetter einer der Herren Examinatoren war, so konnte er über Tisch in Form einer Anekdote, die er auf Wilhelm's Unkosten erzählte, seine arithmetische Herzensangelegenheit anbringen, was sehr zu seiner Aufrichtung diente. Er fand denn auch gleich bestätigt, daß der Fehler nicht <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="3"> <pb facs="#f0075"/> <p>Er fragte, und zehn, zwölf andere Stimmen fragten mit ihm, wer dieser darniedergeschmetterte Vater sei.</p><lb/> <p>Der Pfarrer von Y... burg wurde geantwortet.</p><lb/> <p>Der Pfarrer von A ... berg nahm seinen Sohn an der Hand, zog ihn durch das Gedränge und eilte dem Freunde nach. Aber vergebens schaute er an der Ecke Straß' ab Straß' auf. Die beiden Gestalten waren fortgeschossen, wie Ladstöcke, die manchmal den Gewehren unvorsichtiger Schützen enteilen.</p><lb/> <p>Mißmuthig begab er sich mit seinem Sohne in sein Quartier, das er bei einem hochgestellten Vetter aufgeschlagen hatte; denn die Residenz übte in den Zeiten, die dem völligen Aushören der Naturalwirthschaft vorangingen, immer noch den schönen Brauch der Hauptstadt des jüdischen Landes, wo an den hohen Jahresfesten jedes Haus eine Gastherberge für Gefreundte und Bekannte vom Lande wurde, nur mit dem Unterschiede, daß hier das Fest der ungesäuerten Brode und dort das Landexamen der Magnet war, der den Landsturm von Gästen brachte.</p><lb/> <p>Ein treffliches Mittagsmahl erquickte die Lebensgeister unseres Pfarrers. Da sein Vetter einer der Herren Examinatoren war, so konnte er über Tisch in Form einer Anekdote, die er auf Wilhelm's Unkosten erzählte, seine arithmetische Herzensangelegenheit anbringen, was sehr zu seiner Aufrichtung diente. Er fand denn auch gleich bestätigt, daß der Fehler nicht<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0075]
Er fragte, und zehn, zwölf andere Stimmen fragten mit ihm, wer dieser darniedergeschmetterte Vater sei.
Der Pfarrer von Y... burg wurde geantwortet.
Der Pfarrer von A ... berg nahm seinen Sohn an der Hand, zog ihn durch das Gedränge und eilte dem Freunde nach. Aber vergebens schaute er an der Ecke Straß' ab Straß' auf. Die beiden Gestalten waren fortgeschossen, wie Ladstöcke, die manchmal den Gewehren unvorsichtiger Schützen enteilen.
Mißmuthig begab er sich mit seinem Sohne in sein Quartier, das er bei einem hochgestellten Vetter aufgeschlagen hatte; denn die Residenz übte in den Zeiten, die dem völligen Aushören der Naturalwirthschaft vorangingen, immer noch den schönen Brauch der Hauptstadt des jüdischen Landes, wo an den hohen Jahresfesten jedes Haus eine Gastherberge für Gefreundte und Bekannte vom Lande wurde, nur mit dem Unterschiede, daß hier das Fest der ungesäuerten Brode und dort das Landexamen der Magnet war, der den Landsturm von Gästen brachte.
Ein treffliches Mittagsmahl erquickte die Lebensgeister unseres Pfarrers. Da sein Vetter einer der Herren Examinatoren war, so konnte er über Tisch in Form einer Anekdote, die er auf Wilhelm's Unkosten erzählte, seine arithmetische Herzensangelegenheit anbringen, was sehr zu seiner Aufrichtung diente. Er fand denn auch gleich bestätigt, daß der Fehler nicht
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Zitationshilfe: | Kurz, Hermann: Die beiden Tubus. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 18. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 149–277. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_tubus_1910/75>, abgerufen am 17.02.2025. |