Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.Feuer, das sich durch Flammen und Rauch verrathen hatte, und zwar Ich glaub', der hat 'n Leibschaden unterm Hut, fing einer an. Schätz' wohl, und unterm Brusttuch deßgleichen, sagte ein Der hat dem Dr-- 'n Ohrfeig' 'geben! versetzte ein Dritter. Reitet der das Maul spazieren, oder das Maul ihn? Ja, der reitet sich selber hinein. Und die Augen sind auch mit ihm durchgegangen. Ich glaub', die hat's ihm angethan. Beckin, ich glaub', Euer Dötle kann hexen. Sie gäb' übrigens O, ihr Leut', redet doch nicht so gottlos! sagte die Bäckerin Der wird ankommen, wie die S-- im Judenhaus. Er ist und bleibt halt des Sonnenwirths sein Frieder. Ja, ja! riefen Alle zusammen, und nachdem sie in solchen sprich¬ 5. Der trotzigste Bursche in ganz Ebersbach war mit Einem Schlage Feuer, das ſich durch Flammen und Rauch verrathen hatte, und zwar Ich glaub', der hat 'n Leibſchaden unterm Hut, fing einer an. Schätz' wohl, und unterm Bruſttuch deßgleichen, ſagte ein Der hat dem Dr— 'n Ohrfeig' 'geben! verſetzte ein Dritter. Reitet der das Maul ſpazieren, oder das Maul ihn? Ja, der reitet ſich ſelber hinein. Und die Augen ſind auch mit ihm durchgegangen. Ich glaub', die hat's ihm angethan. Beckin, ich glaub', Euer Dötle kann hexen. Sie gäb' übrigens O, ihr Leut', redet doch nicht ſo gottlos! ſagte die Bäckerin Der wird ankommen, wie die S— im Judenhaus. Er iſt und bleibt halt des Sonnenwirths ſein Frieder. Ja, ja! riefen Alle zuſammen, und nachdem ſie in ſolchen ſprich¬ 5. Der trotzigſte Burſche in ganz Ebersbach war mit Einem Schlage <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="66"/> Feuer, das ſich durch Flammen und Rauch verrathen hatte, und zwar<lb/> kreuzten ſich die Bemerkungen über dieſe beiden Gegenſtände.</p><lb/> <p>Ich glaub', der hat 'n Leibſchaden unterm Hut, fing einer an.</p><lb/> <p>Schätz' wohl, und unterm Bruſttuch deßgleichen, ſagte ein<lb/> Anderer.</p><lb/> <p>Der hat dem Dr— 'n Ohrfeig' 'geben! verſetzte ein Dritter.</p><lb/> <p>Reitet der das Maul ſpazieren, oder das Maul <hi rendition="#g">ihn</hi>?</p><lb/> <p>Ja, der reitet ſich ſelber hinein.</p><lb/> <p>Und die Augen ſind auch mit ihm durchgegangen.</p><lb/> <p>Ich glaub', die hat's ihm angethan.</p><lb/> <p>Beckin, ich glaub', Euer Dötle kann hexen. Sie gäb' übrigens<lb/> eine zierliche Sonnenwirthin, heißt das, wenn ihm der Alte, nach Ge¬<lb/> ſtalt der Sachen, die Regierung übergibt.</p><lb/> <p>O, ihr Leut', redet doch nicht ſo gottlos! ſagte die Bäckerin<lb/> lachend dazwiſchen.</p><lb/> <p>Der wird ankommen, wie die S— im Judenhaus.</p><lb/> <p>Er iſt und bleibt halt des Sonnenwirths ſein Frieder.</p><lb/> <p>Ja, ja! riefen Alle zuſammen, und nachdem ſie in ſolchen ſprich¬<lb/> wörtlichen Redensarten dem „Geiſt“ Luft gemacht hatten, gingen ſie<lb/> heim, um denſelben für dieſesmal „ruhen zu laſſen“.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="1"> <head>5.<lb/></head> <p>Der trotzigſte Burſche in ganz Ebersbach war mit Einem Schlage<lb/> ſo umgewandelt, daß ihn ſein eigener Vater nicht mehr erkannte. Er<lb/> zeigte ſich demüthig, dienſtfertig und zu Allem willig; ſeine angeborene<lb/> Gutherzigkeit brach ſiegreich hervor, wie wenn nach langem Unwetter<lb/> der Himmel wieder blau erſcheint. Sein Vater wurde täglich zufriede¬<lb/> ner mit ihm: denn einmal erſparte ihm Friedrich ein paar Knechte,<lb/> ſo fleißig und anſtellig war er jetzt; dann that er der Kundſchaft<lb/> ſichtlichen Vorſchub, ſowohl in der Metzig, wo der weibliche Theil<lb/> des Fleckens die Fleiſcheinkäufe am liebſten bei ihm beſorgte, als auch<lb/> in der Schenke, wo ſeine heitere Laune an die Gäſte, während er<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0082]
Feuer, das ſich durch Flammen und Rauch verrathen hatte, und zwar
kreuzten ſich die Bemerkungen über dieſe beiden Gegenſtände.
Ich glaub', der hat 'n Leibſchaden unterm Hut, fing einer an.
Schätz' wohl, und unterm Bruſttuch deßgleichen, ſagte ein
Anderer.
Der hat dem Dr— 'n Ohrfeig' 'geben! verſetzte ein Dritter.
Reitet der das Maul ſpazieren, oder das Maul ihn?
Ja, der reitet ſich ſelber hinein.
Und die Augen ſind auch mit ihm durchgegangen.
Ich glaub', die hat's ihm angethan.
Beckin, ich glaub', Euer Dötle kann hexen. Sie gäb' übrigens
eine zierliche Sonnenwirthin, heißt das, wenn ihm der Alte, nach Ge¬
ſtalt der Sachen, die Regierung übergibt.
O, ihr Leut', redet doch nicht ſo gottlos! ſagte die Bäckerin
lachend dazwiſchen.
Der wird ankommen, wie die S— im Judenhaus.
Er iſt und bleibt halt des Sonnenwirths ſein Frieder.
Ja, ja! riefen Alle zuſammen, und nachdem ſie in ſolchen ſprich¬
wörtlichen Redensarten dem „Geiſt“ Luft gemacht hatten, gingen ſie
heim, um denſelben für dieſesmal „ruhen zu laſſen“.
5.
Der trotzigſte Burſche in ganz Ebersbach war mit Einem Schlage
ſo umgewandelt, daß ihn ſein eigener Vater nicht mehr erkannte. Er
zeigte ſich demüthig, dienſtfertig und zu Allem willig; ſeine angeborene
Gutherzigkeit brach ſiegreich hervor, wie wenn nach langem Unwetter
der Himmel wieder blau erſcheint. Sein Vater wurde täglich zufriede¬
ner mit ihm: denn einmal erſparte ihm Friedrich ein paar Knechte,
ſo fleißig und anſtellig war er jetzt; dann that er der Kundſchaft
ſichtlichen Vorſchub, ſowohl in der Metzig, wo der weibliche Theil
des Fleckens die Fleiſcheinkäufe am liebſten bei ihm beſorgte, als auch
in der Schenke, wo ſeine heitere Laune an die Gäſte, während er
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