die schwersten Streiche auffangen. Du weißt ja, er ist leicht ab¬ zuleiten: wenn er Hist töbert, so braucht man ihm nur mit einem ungäben Wort zu kommen, dann läßt er Hist fahren und tobt Hott. Laß mich nur machen, ich will dir den Regen mit dem Dachtrauf vom Leib halten, ich hab' ja ein dickes Fell.
Magdalene wurde vollends ganz zuversichtlich, während sie dieses Schutz- und Trutzbündniß verabredeten. Verlaß dich nur auf mich, sagte sie, ich will zäh sein wie eine Katze.
Recht so! erwiderte Friedrich. Was will das bißle Ungemach heißen, wenn die Alte sich dafür das Gallenfieber an den Hals är¬ gert. Es ist doch ein wüst's Weibsbild, und was sie für abscheuliche Reden führt!
Ach, ich hab' mich so geschämt, sagte Magdalene, indem sie wieder zu weinen begann und den Kopf auf ihres Bruders Schulter legte. Sie hat mir das Herz im Leib herumgedreht mit ihren bösen Wor¬ ten. Ich will ja dem Mann sonst nichts Schlimmes nachgesagt haben, aber warum soll er mir denn mit's Teufels Gewalt gefallen? Es ist ja doch wahr, daß er alt ist und häßlich, und soll ich denn das nicht sagen dürfen?
Freilich darfst du's sagen, und ein recht's Mädle darf wohl ein Aug' auf ein Mannsbild haben und lugen ob was Wohlgefälliges an ihm ist oder nicht. Die Heuchlerin, die! Glaub' mir nur, wenn Eine so verdammlich und augenverdreherisch redet und so den Willen Gottes vom Zaun bricht, die ist gewiß ein fauler Apfel.
Ach geh, du wirfst das Beil auch gleich zu weit hinaus. Nachsagen kann man ihr nichts, und sie hat dem Vater immer genau Haus gehalten, nur gar zu genau.
Meinetwegen, aber was sie da von ihrer Jugend schwätzt, das ist die lautere pure Heuchelei, und eh' ich's ihr glaube, eher glaub' ich daß sie ein Hufeisen verloren hat. Für was braucht sie bei dir gleich auf so schandliche Gedanken zu kommen? Es sucht Keiner den andern hinter'm Ofen, er sei denn selber dahinter gesteckt. Bleib' du bei deiner Art und schäm' dich nicht. Der lieb' Gott hat nichts dawider, wenn dir ein frischgrüner Apfelbaum besser gefällt als eine dürre Pappel. Was, Dummheit! Gleich und gleich gesellt sich gern.
Ja, du scheinst mir auch ein feiner Hecht zu sein!
die ſchwerſten Streiche auffangen. Du weißt ja, er iſt leicht ab¬ zuleiten: wenn er Hiſt töbert, ſo braucht man ihm nur mit einem ungäben Wort zu kommen, dann läßt er Hiſt fahren und tobt Hott. Laß mich nur machen, ich will dir den Regen mit dem Dachtrauf vom Leib halten, ich hab' ja ein dickes Fell.
Magdalene wurde vollends ganz zuverſichtlich, während ſie dieſes Schutz- und Trutzbündniß verabredeten. Verlaß dich nur auf mich, ſagte ſie, ich will zäh ſein wie eine Katze.
Recht ſo! erwiderte Friedrich. Was will das bißle Ungemach heißen, wenn die Alte ſich dafür das Gallenfieber an den Hals är¬ gert. Es iſt doch ein wüſt's Weibsbild, und was ſie für abſcheuliche Reden führt!
Ach, ich hab' mich ſo geſchämt, ſagte Magdalene, indem ſie wieder zu weinen begann und den Kopf auf ihres Bruders Schulter legte. Sie hat mir das Herz im Leib herumgedreht mit ihren böſen Wor¬ ten. Ich will ja dem Mann ſonſt nichts Schlimmes nachgeſagt haben, aber warum ſoll er mir denn mit's Teufels Gewalt gefallen? Es iſt ja doch wahr, daß er alt iſt und häßlich, und ſoll ich denn das nicht ſagen dürfen?
Freilich darfſt du's ſagen, und ein recht's Mädle darf wohl ein Aug' auf ein Mannsbild haben und lugen ob was Wohlgefälliges an ihm iſt oder nicht. Die Heuchlerin, die! Glaub' mir nur, wenn Eine ſo verdammlich und augenverdreheriſch redet und ſo den Willen Gottes vom Zaun bricht, die iſt gewiß ein fauler Apfel.
Ach geh, du wirfſt das Beil auch gleich zu weit hinaus. Nachſagen kann man ihr nichts, und ſie hat dem Vater immer genau Haus gehalten, nur gar zu genau.
Meinetwegen, aber was ſie da von ihrer Jugend ſchwätzt, das iſt die lautere pure Heuchelei, und eh' ich's ihr glaube, eher glaub' ich daß ſie ein Hufeiſen verloren hat. Für was braucht ſie bei dir gleich auf ſo ſchandliche Gedanken zu kommen? Es ſucht Keiner den andern hinter'm Ofen, er ſei denn ſelber dahinter geſteckt. Bleib' du bei deiner Art und ſchäm' dich nicht. Der lieb' Gott hat nichts dawider, wenn dir ein friſchgrüner Apfelbaum beſſer gefällt als eine dürre Pappel. Was, Dummheit! Gleich und gleich geſellt ſich gern.
Ja, du ſcheinſt mir auch ein feiner Hecht zu ſein!
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die ſchwerſten Streiche auffangen. Du weißt ja, er iſt leicht ab¬
zuleiten: wenn er Hiſt töbert, ſo braucht man ihm nur mit einem
ungäben Wort zu kommen, dann läßt er Hiſt fahren und tobt Hott.
Laß mich nur machen, ich will dir den Regen mit dem Dachtrauf
vom Leib halten, ich hab' ja ein dickes Fell.
Magdalene wurde vollends ganz zuverſichtlich, während ſie dieſes
Schutz- und Trutzbündniß verabredeten. Verlaß dich nur auf mich,
ſagte ſie, ich will zäh ſein wie eine Katze.
Recht ſo! erwiderte Friedrich. Was will das bißle Ungemach
heißen, wenn die Alte ſich dafür das Gallenfieber an den Hals är¬
gert. Es iſt doch ein wüſt's Weibsbild, und was ſie für abſcheuliche
Reden führt!
Ach, ich hab' mich ſo geſchämt, ſagte Magdalene, indem ſie wieder
zu weinen begann und den Kopf auf ihres Bruders Schulter legte.
Sie hat mir das Herz im Leib herumgedreht mit ihren böſen Wor¬
ten. Ich will ja dem Mann ſonſt nichts Schlimmes nachgeſagt
haben, aber warum ſoll er mir denn mit's Teufels Gewalt gefallen?
Es iſt ja doch wahr, daß er alt iſt und häßlich, und ſoll ich denn
das nicht ſagen dürfen?
Freilich darfſt du's ſagen, und ein recht's Mädle darf wohl ein
Aug' auf ein Mannsbild haben und lugen ob was Wohlgefälliges
an ihm iſt oder nicht. Die Heuchlerin, die! Glaub' mir nur,
wenn Eine ſo verdammlich und augenverdreheriſch redet und ſo den
Willen Gottes vom Zaun bricht, die iſt gewiß ein fauler Apfel.
Ach geh, du wirfſt das Beil auch gleich zu weit hinaus. Nachſagen
kann man ihr nichts, und ſie hat dem Vater immer genau Haus
gehalten, nur gar zu genau.
Meinetwegen, aber was ſie da von ihrer Jugend ſchwätzt, das iſt
die lautere pure Heuchelei, und eh' ich's ihr glaube, eher glaub' ich
daß ſie ein Hufeiſen verloren hat. Für was braucht ſie bei dir gleich
auf ſo ſchandliche Gedanken zu kommen? Es ſucht Keiner den andern
hinter'm Ofen, er ſei denn ſelber dahinter geſteckt. Bleib' du bei
deiner Art und ſchäm' dich nicht. Der lieb' Gott hat nichts dawider,
wenn dir ein friſchgrüner Apfelbaum beſſer gefällt als eine dürre
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/63>, abgerufen am 24.11.2024.
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