auf seinen Vorhalt hierüber zur Antwort gegeben, ein grüner Wald sei ihr lieber als ein gemalter Thurm.
In dieser Zeit wurde einst zu Steinbach bei Baden in einer Scheune eine nächtliche Jaunerversammlung gehalten, zu welcher sich die Zi¬ geuner, die in den niederelsäßischen Wäldern in Hütten hausten, von dem Sohne eines Fergen über den Rhein herüber führen ließen, und zu welcher auch Schwan geladen war. Der Lieutenant der über¬ rheinischen Zigeuner, Mockel, trat hier mit einem Vorschlag auf, wobei es sich um nichts Geringeres handelte, als an dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach ein Exempel zu statuiren. Dieser pflicht¬ eifrige Fürst, dessen Land den Angriffen der Jauner am meisten aus¬ gesetzt und der durch einen empörenden Einbruch des Contrewirths in Mühlburg (an dem nämlichen Orte, wo ein früherer badischer Fürst, der regierende Markgraf Eduard Fortunat von Baden-Baden, als gemeiner Straßenräuber an einen westphälischen Roßkamm Hand ge¬ legt hatte) zu nachdrücklichen Maßregeln gegen das Gesindel heraus¬ gefordert war, hatte, sehr im Gegensatze gegen den Deutschmeister und andre Nachbarn, den Grundsatz gefaßt, nicht nur gegen Alle, die auf seinem Boden betreten würden, auf's Schärfste zu verfahren, sondern auch die Gefangenen von andern Herrschaften, welche lässiger verfuhren, um Geld an sich zu kaufen. In Folge dieser Maßregel waren die Ge¬ fängnisse von Karlsruhe mit selbstgefangenen und eingehandelten Jau¬ nern überfüllt. Die Versammlung, Männer und Weiber, brach in die entsetzlichsten Drohungen gegen den Markgrafen aus, und wollte auf Mockel's Antrag den Beschluß fassen, das ganze Land anzuzünden und einen Schrecken zu erregen, der dem Fürsten die Lust zur Aus¬ rottung der Kochemer vertreiben sollte. Sein Gestüt bei Reichenbach sollte nebst den Orten Grötzingen und Wilfertingen den Anfang machen, dann ein Einfall in das Frauenalbische folgen, und über den geeig¬ netsten Zündstoff war man ebenfalls einig, als Schwan in diesem furchtbaren Parlament als Hauptsprecher gegen den Antrag auftrat und es durch seine Beredsamkeit und durch sein Ansehen unter den Räubern wenigstens dahin brachte, daß die Ausführung desselben ver¬ schoben wurde. Er bediente sich eines Verwerfungsgrundes, der seine Wirkung bei der Versammlung nicht verfehlte, denn er machte geltend, daß die Gefangenen zu Karlsruhe und seine in Stein liegende Frau
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auf ſeinen Vorhalt hierüber zur Antwort gegeben, ein grüner Wald ſei ihr lieber als ein gemalter Thurm.
In dieſer Zeit wurde einſt zu Steinbach bei Baden in einer Scheune eine nächtliche Jaunerverſammlung gehalten, zu welcher ſich die Zi¬ geuner, die in den niederelſäßiſchen Wäldern in Hütten hausten, von dem Sohne eines Fergen über den Rhein herüber führen ließen, und zu welcher auch Schwan geladen war. Der Lieutenant der über¬ rheiniſchen Zigeuner, Mockel, trat hier mit einem Vorſchlag auf, wobei es ſich um nichts Geringeres handelte, als an dem Markgrafen Karl Friedrich von Baden-Durlach ein Exempel zu ſtatuiren. Dieſer pflicht¬ eifrige Fürſt, deſſen Land den Angriffen der Jauner am meiſten aus¬ geſetzt und der durch einen empörenden Einbruch des Contrewirths in Mühlburg (an dem nämlichen Orte, wo ein früherer badiſcher Fürſt, der regierende Markgraf Eduard Fortunat von Baden-Baden, als gemeiner Straßenräuber an einen weſtphäliſchen Roßkamm Hand ge¬ legt hatte) zu nachdrücklichen Maßregeln gegen das Geſindel heraus¬ gefordert war, hatte, ſehr im Gegenſatze gegen den Deutſchmeiſter und andre Nachbarn, den Grundſatz gefaßt, nicht nur gegen Alle, die auf ſeinem Boden betreten würden, auf's Schärfſte zu verfahren, ſondern auch die Gefangenen von andern Herrſchaften, welche läſſiger verfuhren, um Geld an ſich zu kaufen. In Folge dieſer Maßregel waren die Ge¬ fängniſſe von Karlsruhe mit ſelbſtgefangenen und eingehandelten Jau¬ nern überfüllt. Die Verſammlung, Männer und Weiber, brach in die entſetzlichſten Drohungen gegen den Markgrafen aus, und wollte auf Mockel's Antrag den Beſchluß faſſen, das ganze Land anzuzünden und einen Schrecken zu erregen, der dem Fürſten die Luſt zur Aus¬ rottung der Kochemer vertreiben ſollte. Sein Geſtüt bei Reichenbach ſollte nebſt den Orten Grötzingen und Wilfertingen den Anfang machen, dann ein Einfall in das Frauenalbiſche folgen, und über den geeig¬ netſten Zündſtoff war man ebenfalls einig, als Schwan in dieſem furchtbaren Parlament als Hauptſprecher gegen den Antrag auftrat und es durch ſeine Beredſamkeit und durch ſein Anſehen unter den Räubern wenigſtens dahin brachte, daß die Ausführung deſſelben ver¬ ſchoben wurde. Er bediente ſich eines Verwerfungsgrundes, der ſeine Wirkung bei der Verſammlung nicht verfehlte, denn er machte geltend, daß die Gefangenen zu Karlsruhe und ſeine in Stein liegende Frau
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auf ſeinen Vorhalt hierüber zur Antwort gegeben, ein grüner Wald
ſei ihr lieber als ein gemalter Thurm.
In dieſer Zeit wurde einſt zu Steinbach bei Baden in einer Scheune
eine nächtliche Jaunerverſammlung gehalten, zu welcher ſich die Zi¬
geuner, die in den niederelſäßiſchen Wäldern in Hütten hausten, von
dem Sohne eines Fergen über den Rhein herüber führen ließen, und
zu welcher auch Schwan geladen war. Der Lieutenant der über¬
rheiniſchen Zigeuner, Mockel, trat hier mit einem Vorſchlag auf, wobei
es ſich um nichts Geringeres handelte, als an dem Markgrafen Karl
Friedrich von Baden-Durlach ein Exempel zu ſtatuiren. Dieſer pflicht¬
eifrige Fürſt, deſſen Land den Angriffen der Jauner am meiſten aus¬
geſetzt und der durch einen empörenden Einbruch des Contrewirths in
Mühlburg (an dem nämlichen Orte, wo ein früherer badiſcher Fürſt,
der regierende Markgraf Eduard Fortunat von Baden-Baden, als
gemeiner Straßenräuber an einen weſtphäliſchen Roßkamm Hand ge¬
legt hatte) zu nachdrücklichen Maßregeln gegen das Geſindel heraus¬
gefordert war, hatte, ſehr im Gegenſatze gegen den Deutſchmeiſter und andre
Nachbarn, den Grundſatz gefaßt, nicht nur gegen Alle, die auf ſeinem
Boden betreten würden, auf's Schärfſte zu verfahren, ſondern auch die
Gefangenen von andern Herrſchaften, welche läſſiger verfuhren, um
Geld an ſich zu kaufen. In Folge dieſer Maßregel waren die Ge¬
fängniſſe von Karlsruhe mit ſelbſtgefangenen und eingehandelten Jau¬
nern überfüllt. Die Verſammlung, Männer und Weiber, brach in
die entſetzlichſten Drohungen gegen den Markgrafen aus, und wollte
auf Mockel's Antrag den Beſchluß faſſen, das ganze Land anzuzünden
und einen Schrecken zu erregen, der dem Fürſten die Luſt zur Aus¬
rottung der Kochemer vertreiben ſollte. Sein Geſtüt bei Reichenbach
ſollte nebſt den Orten Grötzingen und Wilfertingen den Anfang machen,
dann ein Einfall in das Frauenalbiſche folgen, und über den geeig¬
netſten Zündſtoff war man ebenfalls einig, als Schwan in dieſem
furchtbaren Parlament als Hauptſprecher gegen den Antrag auftrat
und es durch ſeine Beredſamkeit und durch ſein Anſehen unter den
Räubern wenigſtens dahin brachte, daß die Ausführung deſſelben ver¬
ſchoben wurde. Er bediente ſich eines Verwerfungsgrundes, der ſeine
Wirkung bei der Verſammlung nicht verfehlte, denn er machte geltend,
daß die Gefangenen zu Karlsruhe und ſeine in Stein liegende Frau
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/467>, abgerufen am 25.11.2024.
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