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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855.

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buch bey ihm gefunden; So wurde selbiger die Nacht über in dem
Blockhaus auf das schärffeste geschlossen und angefesselt, anheute aber
vorgeführet, und ihm oberamtlich zu erkennen gegeben, Daß er, allen
Umständen nach, ein Räuber, Mörder, und einer der größesten Spitz¬
buben seye, der den Händen der Obrigkeit nimmer entgehen, und
weiter nichts übrig haben werde, dann daß er, durch eine wahre Er-
und Bekanntnuß seiner begangenen grosen Missethaten, seine Seele
noch zu erretten suche, hisce praemissis aber befraget: Q. 1. Wie er
heiße, woher und wie alt er seye? -- R. Er sehe nun schon, daß er
in die Hände der Obrigkeit gefallen, wolle, durch Verläugnung seiner
Persohn und begangenen Missethaten, seine Verschuldung vor Gott
und der weltlichen Obrigkeit nicht noch gröser machen, seine Sünden
unsrem Herrgott demüthiglich abbitten, den Landesfürsten um eine
gnädige Strafe anflehen, und hiemit frei bekennen, daß er der so¬
genannte Sonnenwirthle seye, eigentlich aber Friderich Schwahn
heiße, von Eberspach, Göppinger Amts, gebürtig, 31 Jahr alt und
von Profession ein Mezger seye, auch nicht nur an dem sogenannten
Fischerhanne zu Eberspach einen Mord begangen, sondern auch sich
sonsten hie und da auff vielerley Arth schwehrlich versündiget habe;
welches er alles gewissenhaft bekennen und darunter weder Seiner
selbsten, noch derjenigen im Geringsten verschonen wolle, welche an
seinen Verbrechen Theil gehabt, und zum Theil in Carlsruhe und
Stein, Durlachischer Herrschaft, wirklich in Verhaft genommen seyen,
und das um so mehr, als ihm sein so sündliches als elendes Leben
(bei dem er unterdessen wenig gute Tage gehabt, auch von Hunger,
Kälte, und seinen sich dabei gemachten Strapazen entsetzlich viel er¬
litten) schon lange entlaidet, wie er dann aus diesem Grund nicht nur
an den Durlachischen Beamten zu Stain, erst vor 8 Wochen, mit
aigner Hand, unter dem Namen Gillch, ein weitläufiges Schreiben, so
ihm auch vermuthlich richtig werde belüfert worden seyn, des Inhalts
habe ergehen lassen, daß wann man ihm Gnade versprechen und er¬
theilen wolle, er ihme, dem Herrn Beamten, auf etlichen Jahrmärkten
eine damals in der Nähe geweßte Partie von sechzig Mann, so lauter
Juden geweßt, und dann wiederum eine andere Partie Spitzbuben von
eben so gros- oder noch gröserer Anzahl, welche sich dieß- und jenseits
dem Rhein, bei Gannßheim, Moßhardt und Oberacherach, in den

buch bey ihm gefunden; So wurde ſelbiger die Nacht über in dem
Blockhaus auf das ſchärffeſte geſchloſſen und angefeſſelt, anheute aber
vorgeführet, und ihm oberamtlich zu erkennen gegeben, Daß er, allen
Umſtänden nach, ein Räuber, Mörder, und einer der größeſten Spitz¬
buben ſeye, der den Händen der Obrigkeit nimmer entgehen, und
weiter nichts übrig haben werde, dann daß er, durch eine wahre Er-
und Bekanntnuß ſeiner begangenen groſen Miſſethaten, ſeine Seele
noch zu erretten ſuche, hisce præmissis aber befraget: Q. 1. Wie er
heiße, woher und wie alt er ſeye? — R. Er ſehe nun ſchon, daß er
in die Hände der Obrigkeit gefallen, wolle, durch Verläugnung ſeiner
Perſohn und begangenen Miſſethaten, ſeine Verſchuldung vor Gott
und der weltlichen Obrigkeit nicht noch gröſer machen, ſeine Sünden
unſrem Herrgott demüthiglich abbitten, den Landesfürſten um eine
gnädige Strafe anflehen, und hiemit frei bekennen, daß er der ſo¬
genannte Sonnenwirthle ſeye, eigentlich aber Friderich Schwahn
heiße, von Eberſpach, Göppinger Amts, gebürtig, 31 Jahr alt und
von Profeſſion ein Mezger ſeye, auch nicht nur an dem ſogenannten
Fiſcherhanne zu Eberſpach einen Mord begangen, ſondern auch ſich
ſonſten hie und da auff vielerley Arth ſchwehrlich verſündiget habe;
welches er alles gewiſſenhaft bekennen und darunter weder Seiner
ſelbſten, noch derjenigen im Geringſten verſchonen wolle, welche an
ſeinen Verbrechen Theil gehabt, und zum Theil in Carlsruhe und
Stein, Durlachiſcher Herrſchaft, wirklich in Verhaft genommen ſeyen,
und das um ſo mehr, als ihm ſein ſo ſündliches als elendes Leben
(bei dem er unterdeſſen wenig gute Tage gehabt, auch von Hunger,
Kälte, und ſeinen ſich dabei gemachten Strapazen entſetzlich viel er¬
litten) ſchon lange entlaidet, wie er dann aus dieſem Grund nicht nur
an den Durlachiſchen Beamten zu Stain, erſt vor 8 Wochen, mit
aigner Hand, unter dem Namen Gillch, ein weitläufiges Schreiben, ſo
ihm auch vermuthlich richtig werde belüfert worden ſeyn, des Inhalts
habe ergehen laſſen, daß wann man ihm Gnade verſprechen und er¬
theilen wolle, er ihme, dem Herrn Beamten, auf etlichen Jahrmärkten
eine damals in der Nähe geweßte Partie von ſechzig Mann, ſo lauter
Juden geweßt, und dann wiederum eine andere Partie Spitzbuben von
eben ſo groſ- oder noch gröſerer Anzahl, welche ſich dieß- und jenſeits
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[443/0459] buch bey ihm gefunden; So wurde ſelbiger die Nacht über in dem Blockhaus auf das ſchärffeſte geſchloſſen und angefeſſelt, anheute aber vorgeführet, und ihm oberamtlich zu erkennen gegeben, Daß er, allen Umſtänden nach, ein Räuber, Mörder, und einer der größeſten Spitz¬ buben ſeye, der den Händen der Obrigkeit nimmer entgehen, und weiter nichts übrig haben werde, dann daß er, durch eine wahre Er- und Bekanntnuß ſeiner begangenen groſen Miſſethaten, ſeine Seele noch zu erretten ſuche, hisce præmissis aber befraget: Q. 1. Wie er heiße, woher und wie alt er ſeye? — R. Er ſehe nun ſchon, daß er in die Hände der Obrigkeit gefallen, wolle, durch Verläugnung ſeiner Perſohn und begangenen Miſſethaten, ſeine Verſchuldung vor Gott und der weltlichen Obrigkeit nicht noch gröſer machen, ſeine Sünden unſrem Herrgott demüthiglich abbitten, den Landesfürſten um eine gnädige Strafe anflehen, und hiemit frei bekennen, daß er der ſo¬ genannte Sonnenwirthle ſeye, eigentlich aber Friderich Schwahn heiße, von Eberſpach, Göppinger Amts, gebürtig, 31 Jahr alt und von Profeſſion ein Mezger ſeye, auch nicht nur an dem ſogenannten Fiſcherhanne zu Eberſpach einen Mord begangen, ſondern auch ſich ſonſten hie und da auff vielerley Arth ſchwehrlich verſündiget habe; welches er alles gewiſſenhaft bekennen und darunter weder Seiner ſelbſten, noch derjenigen im Geringſten verſchonen wolle, welche an ſeinen Verbrechen Theil gehabt, und zum Theil in Carlsruhe und Stein, Durlachiſcher Herrſchaft, wirklich in Verhaft genommen ſeyen, und das um ſo mehr, als ihm ſein ſo ſündliches als elendes Leben (bei dem er unterdeſſen wenig gute Tage gehabt, auch von Hunger, Kälte, und ſeinen ſich dabei gemachten Strapazen entſetzlich viel er¬ litten) ſchon lange entlaidet, wie er dann aus dieſem Grund nicht nur an den Durlachiſchen Beamten zu Stain, erſt vor 8 Wochen, mit aigner Hand, unter dem Namen Gillch, ein weitläufiges Schreiben, ſo ihm auch vermuthlich richtig werde belüfert worden ſeyn, des Inhalts habe ergehen laſſen, daß wann man ihm Gnade verſprechen und er¬ theilen wolle, er ihme, dem Herrn Beamten, auf etlichen Jahrmärkten eine damals in der Nähe geweßte Partie von ſechzig Mann, ſo lauter Juden geweßt, und dann wiederum eine andere Partie Spitzbuben von eben ſo groſ- oder noch gröſerer Anzahl, welche ſich dieß- und jenſeits dem Rhein, bei Gannßheim, Moßhardt und Oberacherach, in den

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Zitationshilfe: Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/459>, abgerufen am 25.11.2024.