über den Haufen schieße, und du, Fischerhanne, weißt ohnehin, was dir geschworen ist! -- Da er sie jedoch hinter ihrer Brustwehr wieder laden hörte, so zog er sich zurück, um der Ueberzahl auszuweichen und gleichfalls ungestört laden zu können.
Nach kurzer Zeit versuchte er von anderer Seite her eine An¬ näherung an den Flecken. Nicht weit vom Hochgerichte, vor welchem Christine ihn gewarnt hatte, ging er zu der Hütte eines Feldhüters und gebot diesem herauszukommen. Es war ein Schulkamerad von ihm, der als ein armer Mann das Amt übernommen hatte, bei Nacht die Frucht zu hüten. Erschrickst du vor mir? fuhr er ihn an.
Nein, antwortete der Hüter, ich hab' nur so spät Niemand erwar¬ tet, es ist schon zehn Uhr vorbei.
Wie steht's?
Nicht zum besten. Der Hagel hat heut stark auf der Markung geschlagen. Wenn's so fortgeht, wird bald nichts mehr zum Hüten da sein.
Weißt du nichts von meiner Christine?
Ja, eh' ich heraus bin, hab' ich gehört, daß sie gefänglich ein¬ gebracht worden sei. Sie sitzt auf'm Rathhaus und wird morgen mit dem Frühsten nach Göppingen geliefert. Alles sagt, sie werd' in's Zuchthaus kommen.
Er knirschte mit den Zähnen.
Die alt' Müllerin hat doch recht Unglück mit ihren Kindern. Weißst du's mit dem Jerg?
Was?
Weißst du nicht, daß bei Geißlingen ein Aufruhr gewesen ist und daß man achtzehn Soldaten erschossen hat?
Freilich weiß ich's.
Nun, und da ist deiner Christine Bruder auch darunter gewesen.
Er stieß einen Schrei des schmerzlichsten Zornes aus und wüthete gegen die ganze Welt, den Herzog an der Spitze.
Nimm dich doch in Acht! sagte der Hüter, du kannst dich mit solchen Reden um den Kopf bringen.
Was liegt daran! erwiderte er.
Man hörte Schritte und im Mondlicht kamen Soldaten zum Vorschein.
über den Haufen ſchieße, und du, Fiſcherhanne, weißt ohnehin, was dir geſchworen iſt! — Da er ſie jedoch hinter ihrer Bruſtwehr wieder laden hörte, ſo zog er ſich zurück, um der Ueberzahl auszuweichen und gleichfalls ungeſtört laden zu können.
Nach kurzer Zeit verſuchte er von anderer Seite her eine An¬ näherung an den Flecken. Nicht weit vom Hochgerichte, vor welchem Chriſtine ihn gewarnt hatte, ging er zu der Hütte eines Feldhüters und gebot dieſem herauszukommen. Es war ein Schulkamerad von ihm, der als ein armer Mann das Amt übernommen hatte, bei Nacht die Frucht zu hüten. Erſchrickſt du vor mir? fuhr er ihn an.
Nein, antwortete der Hüter, ich hab' nur ſo ſpät Niemand erwar¬ tet, es iſt ſchon zehn Uhr vorbei.
Wie ſteht's?
Nicht zum beſten. Der Hagel hat heut ſtark auf der Markung geſchlagen. Wenn's ſo fortgeht, wird bald nichts mehr zum Hüten da ſein.
Weißt du nichts von meiner Chriſtine?
Ja, eh' ich heraus bin, hab' ich gehört, daß ſie gefänglich ein¬ gebracht worden ſei. Sie ſitzt auf'm Rathhaus und wird morgen mit dem Frühſten nach Göppingen geliefert. Alles ſagt, ſie werd' in's Zuchthaus kommen.
Er knirſchte mit den Zähnen.
Die alt' Müllerin hat doch recht Unglück mit ihren Kindern. Weißſt du's mit dem Jerg?
Was?
Weißſt du nicht, daß bei Geißlingen ein Aufruhr geweſen iſt und daß man achtzehn Soldaten erſchoſſen hat?
Freilich weiß ich's.
Nun, und da iſt deiner Chriſtine Bruder auch darunter geweſen.
Er ſtieß einen Schrei des ſchmerzlichſten Zornes aus und wüthete gegen die ganze Welt, den Herzog an der Spitze.
Nimm dich doch in Acht! ſagte der Hüter, du kannſt dich mit ſolchen Reden um den Kopf bringen.
Was liegt daran! erwiderte er.
Man hörte Schritte und im Mondlicht kamen Soldaten zum Vorſchein.
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über den Haufen ſchieße, und du, Fiſcherhanne, weißt ohnehin, was
dir geſchworen iſt! — Da er ſie jedoch hinter ihrer Bruſtwehr wieder
laden hörte, ſo zog er ſich zurück, um der Ueberzahl auszuweichen und
gleichfalls ungeſtört laden zu können.
Nach kurzer Zeit verſuchte er von anderer Seite her eine An¬
näherung an den Flecken. Nicht weit vom Hochgerichte, vor welchem
Chriſtine ihn gewarnt hatte, ging er zu der Hütte eines Feldhüters
und gebot dieſem herauszukommen. Es war ein Schulkamerad von
ihm, der als ein armer Mann das Amt übernommen hatte, bei Nacht
die Frucht zu hüten. Erſchrickſt du vor mir? fuhr er ihn an.
Nein, antwortete der Hüter, ich hab' nur ſo ſpät Niemand erwar¬
tet, es iſt ſchon zehn Uhr vorbei.
Wie ſteht's?
Nicht zum beſten. Der Hagel hat heut ſtark auf der Markung
geſchlagen. Wenn's ſo fortgeht, wird bald nichts mehr zum Hüten da ſein.
Weißt du nichts von meiner Chriſtine?
Ja, eh' ich heraus bin, hab' ich gehört, daß ſie gefänglich ein¬
gebracht worden ſei. Sie ſitzt auf'm Rathhaus und wird morgen mit
dem Frühſten nach Göppingen geliefert. Alles ſagt, ſie werd' in's
Zuchthaus kommen.
Er knirſchte mit den Zähnen.
Die alt' Müllerin hat doch recht Unglück mit ihren Kindern.
Weißſt du's mit dem Jerg?
Was?
Weißſt du nicht, daß bei Geißlingen ein Aufruhr geweſen iſt und
daß man achtzehn Soldaten erſchoſſen hat?
Freilich weiß ich's.
Nun, und da iſt deiner Chriſtine Bruder auch darunter geweſen.
Er ſtieß einen Schrei des ſchmerzlichſten Zornes aus und wüthete
gegen die ganze Welt, den Herzog an der Spitze.
Nimm dich doch in Acht! ſagte der Hüter, du kannſt dich mit
ſolchen Reden um den Kopf bringen.
Was liegt daran! erwiderte er.
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/444>, abgerufen am 16.07.2024.
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