redeten, ohne ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Kaum hatten sie das Fleisch, das ihnen der Wirth vorgesetzt, gegessen, so trat ein anstän¬ diger Mann in einem braunen Anzug ein, desgleichen die Gerber trugen, grüßte sie freundlich, setzte sich an ihren Tisch und verlangte gleichfalls ein Nachtquartier. Christine erwiderte den Gruß gleichgiltig; Friedrich aber, nachdem er ihn angesehen, mußte den Mund zum Lachen verziehen. Der Andre gab ihm einen Wink, zu warten, bis der Wirth die Stube verlassen; dann fragte er lachend: Nun, wie ist die Copulation abgelaufen?
Erst jetzt blickte ihn Christine näher an und erkannte mit Staunen einen der Männer aus dem Walde von Wäschenbeuren. Es war in der That Bettelmelcher.
Ganz gut, antwortete Friedrich, aber sehr einfach. Es war eine Hauscopulation, die dein Pfaff in seiner Stube vorgenommen hat, er wird wohl wissen warum, und der ganze Act bestand darin, daß er uns geheißen hat, wir sollen einander die Hände darauf geben, daß wir einander in Lieb und Leid nicht verlassen wollen.
Nun, ist das nicht genug? versetzte Bettelmelcher mit gerührter Stimme und spitzbübischem Augenzwinkern.
Dann hat er uns einen Copulationsschein ausgestellt, und hat ihn auf mein Verlangen noch um ein Jahr weiter zurück datirt, so daß unsre Ehe jetzt schier für achtjährig gilt. Der thut Alles, was man haben will. Deinen Gruß hab' ich ihm ausgerichtet. Drauf hat er gelacht und gesagt: So, ist der Spitzbub' immer noch ungehenkt? Bettelmelcher lachte.
Aber du! fuhr Friedrich fort, das ist mir ein sauberer Pfarrer, den du mir recommandirt hast, und mir kommen Bedenken, ob die Handlung und der Trauschein nur auch etwas werth sind. Wir haben zuerst nach dem Pfarrhaus gefragt, aber da sind wir schön ange¬ kommen.
Ich hab' dir ja seine Wohnung angegeben, unterbrach ihn Bettel¬ melcher immer noch lachend.
Ja freilich, dann hat sich's herausgestellt, daß er nicht der rechte Pfarrer ist, sondern ein abgedankter. Er hat mir selber erzählt, er hab' nur ein klein's Späßle gemacht und sei deswegen gleich weg¬
redeten, ohne ihnen Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Kaum hatten ſie das Fleiſch, das ihnen der Wirth vorgeſetzt, gegeſſen, ſo trat ein anſtän¬ diger Mann in einem braunen Anzug ein, desgleichen die Gerber trugen, grüßte ſie freundlich, ſetzte ſich an ihren Tiſch und verlangte gleichfalls ein Nachtquartier. Chriſtine erwiderte den Gruß gleichgiltig; Friedrich aber, nachdem er ihn angeſehen, mußte den Mund zum Lachen verziehen. Der Andre gab ihm einen Wink, zu warten, bis der Wirth die Stube verlaſſen; dann fragte er lachend: Nun, wie iſt die Copulation abgelaufen?
Erſt jetzt blickte ihn Chriſtine näher an und erkannte mit Staunen einen der Männer aus dem Walde von Wäſchenbeuren. Es war in der That Bettelmelcher.
Ganz gut, antwortete Friedrich, aber ſehr einfach. Es war eine Hauscopulation, die dein Pfaff in ſeiner Stube vorgenommen hat, er wird wohl wiſſen warum, und der ganze Act beſtand darin, daß er uns geheißen hat, wir ſollen einander die Hände darauf geben, daß wir einander in Lieb und Leid nicht verlaſſen wollen.
Nun, iſt das nicht genug? verſetzte Bettelmelcher mit gerührter Stimme und ſpitzbübiſchem Augenzwinkern.
Dann hat er uns einen Copulationsſchein ausgeſtellt, und hat ihn auf mein Verlangen noch um ein Jahr weiter zurück datirt, ſo daß unſre Ehe jetzt ſchier für achtjährig gilt. Der thut Alles, was man haben will. Deinen Gruß hab' ich ihm ausgerichtet. Drauf hat er gelacht und geſagt: So, iſt der Spitzbub' immer noch ungehenkt? Bettelmelcher lachte.
Aber du! fuhr Friedrich fort, das iſt mir ein ſauberer Pfarrer, den du mir recommandirt haſt, und mir kommen Bedenken, ob die Handlung und der Trauſchein nur auch etwas werth ſind. Wir haben zuerſt nach dem Pfarrhaus gefragt, aber da ſind wir ſchön ange¬ kommen.
Ich hab' dir ja ſeine Wohnung angegeben, unterbrach ihn Bettel¬ melcher immer noch lachend.
Ja freilich, dann hat ſich's herausgeſtellt, daß er nicht der rechte Pfarrer iſt, ſondern ein abgedankter. Er hat mir ſelber erzählt, er hab' nur ein klein's Späßle gemacht und ſei deswegen gleich weg¬
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redeten, ohne ihnen Aufmerkſamkeit zu ſchenken. Kaum hatten ſie das
Fleiſch, das ihnen der Wirth vorgeſetzt, gegeſſen, ſo trat ein anſtän¬
diger Mann in einem braunen Anzug ein, desgleichen die Gerber
trugen, grüßte ſie freundlich, ſetzte ſich an ihren Tiſch und verlangte
gleichfalls ein Nachtquartier. Chriſtine erwiderte den Gruß gleichgiltig;
Friedrich aber, nachdem er ihn angeſehen, mußte den Mund zum
Lachen verziehen. Der Andre gab ihm einen Wink, zu warten, bis
der Wirth die Stube verlaſſen; dann fragte er lachend: Nun, wie iſt
die Copulation abgelaufen?
Erſt jetzt blickte ihn Chriſtine näher an und erkannte mit Staunen
einen der Männer aus dem Walde von Wäſchenbeuren. Es war in
der That Bettelmelcher.
Ganz gut, antwortete Friedrich, aber ſehr einfach. Es war eine
Hauscopulation, die dein Pfaff in ſeiner Stube vorgenommen hat, er
wird wohl wiſſen warum, und der ganze Act beſtand darin, daß er
uns geheißen hat, wir ſollen einander die Hände darauf geben, daß
wir einander in Lieb und Leid nicht verlaſſen wollen.
Nun, iſt das nicht genug? verſetzte Bettelmelcher mit gerührter
Stimme und ſpitzbübiſchem Augenzwinkern.
Dann hat er uns einen Copulationsſchein ausgeſtellt, und hat ihn
auf mein Verlangen noch um ein Jahr weiter zurück datirt, ſo daß
unſre Ehe jetzt ſchier für achtjährig gilt. Der thut Alles, was man haben
will. Deinen Gruß hab' ich ihm ausgerichtet. Drauf hat er gelacht
und geſagt: So, iſt der Spitzbub' immer noch ungehenkt?
Bettelmelcher lachte.
Aber du! fuhr Friedrich fort, das iſt mir ein ſauberer Pfarrer,
den du mir recommandirt haſt, und mir kommen Bedenken, ob die
Handlung und der Trauſchein nur auch etwas werth ſind. Wir haben
zuerſt nach dem Pfarrhaus gefragt, aber da ſind wir ſchön ange¬
kommen.
Ich hab' dir ja ſeine Wohnung angegeben, unterbrach ihn Bettel¬
melcher immer noch lachend.
Ja freilich, dann hat ſich's herausgeſtellt, daß er nicht der rechte
Pfarrer iſt, ſondern ein abgedankter. Er hat mir ſelber erzählt, er
hab' nur ein klein's Späßle gemacht und ſei deswegen gleich weg¬
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/411>, abgerufen am 22.11.2024.
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