Knecht werden will, so kann ich ihn nicht anders machen. Des Menschen Will' ist sein Himmelreich.
Ja, sagte sie, man kann freilich am End' nicht wissen, was unser Herrgott mit ihm vor hat. Was einmal Gottes Will' ist, da kann man nicht wider den Stachel lecken. Und wenn er nun einmal durch¬ aus drauf versessen ist, sich mit seinem Mütterlichen abfinden zu lassen, wie er sagt, und dir und Andern als Knecht zu dienen, unter der Bedingung, daß du ihm seine herzige Hirschkuh gibst, so wär' grad' jetzt eine gute Gelegenheit vorhanden, wo man sie mit einander hin¬ einsetzen könnt'. Du weißt ja, des Küblers Häusle will kein Mensch, und sein Weib sitzt im Elend da und thät's schier umsonst' hergeben.
Ja, die hat auch nicht geruht bis sie ihn unter dem Boden ge¬ habt hat, und jetzt hat sie das Nachsehen. Das Häusle, ja, das wär' freilich billig zu haben, sie wird noch lang vergeblich auf einen Käufer warten, und das Wasser geht ihr an den Hals. Aber meinst du, er werd' keinen Abscheu davor haben? Das Haus ist doch arg verschrieen, neben dem daß es klein und schlecht ist.
Was, der? Das ist ja ein Aufgeklärter. Der macht sich nichts draus und wenn der Teufel selber drin gehauset hätt'.
Friedrich schien auch Anfangs mit dem Vorschlage nicht unzufrieden zu sein, als er, wie dies in solchen Fällen häufig geschieht, aus dem Munde der Nachbarsleute erfuhr, mit welchem Gedanken sein Vater umgehe. Aber eine Unterredung mit Christinen änderte seinen Sinn.
So! rief sie, als er ihr den Plan mitgetheilt: ich soll in ein Haus ziehen, wo sich Einer den Hals abgeschnitten hat und als Geist laufen muß!
Dummes Geschwätz! erwiderte er, der Küblerfritz schläft ruhig im Kirnberg draußen und ist froh, daß er vor seiner bösen Ripp' Ruh' hat. Der lauft nimmer.
Das mag sein, wie's will, aber mir graust's davor. Und das Haus ist eben einmal unehrlich. Was meinst, was die Leut' sagen werden, wenn wir drin wohnen ? Da wird's heißen: die Beiden hat man hineingesetzt, weil das Haus für Jedermann sonst zu schlecht gewesen ist und weil man glaubt, daß es mit ihnen ein gleiches End' neh¬ men wird.
Du hast den rechten Zipfel erwischt, sagte Friedrich. Jetzt seh'
Knecht werden will, ſo kann ich ihn nicht anders machen. Des Menſchen Will' iſt ſein Himmelreich.
Ja, ſagte ſie, man kann freilich am End' nicht wiſſen, was unſer Herrgott mit ihm vor hat. Was einmal Gottes Will' iſt, da kann man nicht wider den Stachel lecken. Und wenn er nun einmal durch¬ aus drauf verſeſſen iſt, ſich mit ſeinem Mütterlichen abfinden zu laſſen, wie er ſagt, und dir und Andern als Knecht zu dienen, unter der Bedingung, daß du ihm ſeine herzige Hirſchkuh gibſt, ſo wär' grad' jetzt eine gute Gelegenheit vorhanden, wo man ſie mit einander hin¬ einſetzen könnt'. Du weißt ja, des Küblers Häusle will kein Menſch, und ſein Weib ſitzt im Elend da und thät's ſchier umſonſt' hergeben.
Ja, die hat auch nicht geruht bis ſie ihn unter dem Boden ge¬ habt hat, und jetzt hat ſie das Nachſehen. Das Häusle, ja, das wär' freilich billig zu haben, ſie wird noch lang vergeblich auf einen Käufer warten, und das Waſſer geht ihr an den Hals. Aber meinſt du, er werd' keinen Abſcheu davor haben? Das Haus iſt doch arg verſchrieen, neben dem daß es klein und ſchlecht iſt.
Was, der? Das iſt ja ein Aufgeklärter. Der macht ſich nichts draus und wenn der Teufel ſelber drin gehauſet hätt'.
Friedrich ſchien auch Anfangs mit dem Vorſchlage nicht unzufrieden zu ſein, als er, wie dies in ſolchen Fällen häufig geſchieht, aus dem Munde der Nachbarsleute erfuhr, mit welchem Gedanken ſein Vater umgehe. Aber eine Unterredung mit Chriſtinen änderte ſeinen Sinn.
So! rief ſie, als er ihr den Plan mitgetheilt: ich ſoll in ein Haus ziehen, wo ſich Einer den Hals abgeſchnitten hat und als Geiſt laufen muß!
Dummes Geſchwätz! erwiderte er, der Küblerfritz ſchläft ruhig im Kirnberg draußen und iſt froh, daß er vor ſeiner böſen Ripp' Ruh' hat. Der lauft nimmer.
Das mag ſein, wie's will, aber mir graust's davor. Und das Haus iſt eben einmal unehrlich. Was meinſt, was die Leut' ſagen werden, wenn wir drin wohnen ? Da wird's heißen: die Beiden hat man hineingeſetzt, weil das Haus für Jedermann ſonſt zu ſchlecht geweſen iſt und weil man glaubt, daß es mit ihnen ein gleiches End' neh¬ men wird.
Du haſt den rechten Zipfel erwiſcht, ſagte Friedrich. Jetzt ſeh'
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Knecht werden will, ſo kann ich ihn nicht anders machen. Des
Menſchen Will' iſt ſein Himmelreich.
Ja, ſagte ſie, man kann freilich am End' nicht wiſſen, was unſer
Herrgott mit ihm vor hat. Was einmal Gottes Will' iſt, da kann
man nicht wider den Stachel lecken. Und wenn er nun einmal durch¬
aus drauf verſeſſen iſt, ſich mit ſeinem Mütterlichen abfinden zu laſſen,
wie er ſagt, und dir und Andern als Knecht zu dienen, unter der
Bedingung, daß du ihm ſeine herzige Hirſchkuh gibſt, ſo wär' grad'
jetzt eine gute Gelegenheit vorhanden, wo man ſie mit einander hin¬
einſetzen könnt'. Du weißt ja, des Küblers Häusle will kein Menſch,
und ſein Weib ſitzt im Elend da und thät's ſchier umſonſt' hergeben.
Ja, die hat auch nicht geruht bis ſie ihn unter dem Boden ge¬
habt hat, und jetzt hat ſie das Nachſehen. Das Häusle, ja, das
wär' freilich billig zu haben, ſie wird noch lang vergeblich auf einen
Käufer warten, und das Waſſer geht ihr an den Hals. Aber meinſt
du, er werd' keinen Abſcheu davor haben? Das Haus iſt doch arg
verſchrieen, neben dem daß es klein und ſchlecht iſt.
Was, der? Das iſt ja ein Aufgeklärter. Der macht ſich nichts
draus und wenn der Teufel ſelber drin gehauſet hätt'.
Friedrich ſchien auch Anfangs mit dem Vorſchlage nicht unzufrieden
zu ſein, als er, wie dies in ſolchen Fällen häufig geſchieht, aus dem
Munde der Nachbarsleute erfuhr, mit welchem Gedanken ſein Vater
umgehe. Aber eine Unterredung mit Chriſtinen änderte ſeinen Sinn.
So! rief ſie, als er ihr den Plan mitgetheilt: ich ſoll in ein
Haus ziehen, wo ſich Einer den Hals abgeſchnitten hat und als Geiſt
laufen muß!
Dummes Geſchwätz! erwiderte er, der Küblerfritz ſchläft ruhig im
Kirnberg draußen und iſt froh, daß er vor ſeiner böſen Ripp' Ruh'
hat. Der lauft nimmer.
Das mag ſein, wie's will, aber mir graust's davor. Und das
Haus iſt eben einmal unehrlich. Was meinſt, was die Leut' ſagen
werden, wenn wir drin wohnen ? Da wird's heißen: die Beiden hat man
hineingeſetzt, weil das Haus für Jedermann ſonſt zu ſchlecht geweſen
iſt und weil man glaubt, daß es mit ihnen ein gleiches End' neh¬
men wird.
Du haſt den rechten Zipfel erwiſcht, ſagte Friedrich. Jetzt ſeh'
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Kurz, Hermann: Der Sonnenwirth. Frankfurt (Main), 1855, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kurz_sonnenwirth_1855/220>, abgerufen am 24.11.2024.
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